Will man dieser Tage einem Fondsmanager, der auf den problematischen Markt Osteuropa spezialisiert ist, eine Freude machen, sollte man ihn nach Rumänien fragen. Zumindest Alexandre Dimitrov, bei der in Wien ansässigen Erste Asset Management für osteuropäische Aktien verantwortlich, gerät ins Schwärmen. "Der Markt war im laufenden Jahr ein Sweetspot. 2015 könnte er zu einem Hotspot werden."

Für eine positive Entwicklung sprächen verschiedene Faktoren. So haben die Präsidentschaftswahlen, bei denen der Sozialdemokrat mit deutschen Wurzeln, Klaus Johannis, als Sieger hervorgegangen ist, laut Dimitrov "für ein positives Momentum" gesorgt. Der Sieg sei ein Signal, dass in Rumänien Änderungen möglich sind. Zur Hoffnung auf frischen politischen Wind kommt eine sensationell günstige Bewertung. Der aus zehn Titeln bestehende Bukarester Leitindex BET weist für 2015 ein erwartetes KGV von 7,7 aus. Das entspricht etwas mehr als der Hälfte des in Tschechien oder Polen ausgewiesenen Verhältnisses.

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Hohe Dividende, geringe Kapitalisierung

Dazu sind rumänische Unternehmen ein Fressen für Dividendenjäger. So liegt die erwartete Dividendenrendite des Versorgers Transelectrica bei nahezu zehn Prozent. Dazu ist der Wert mit einem prognostizierten KGV von 8,5 ziemlich billig. Noch günstiger gestaltet sich das Verhältnis von Kurs zu Gewinn mit 6,9 bei Transgaz. Die prognostizierte Dividendenrendite des Erdgasunternehmens beläuft sich auf knapp 7,5 Prozent. Von den anstehenden Liberalisierungen sollte zudem die Börse Bursa de Valori profitieren. Allerdings ist sie ein Fall für risikobewusste Anleger: Im Vergleich zu den sonstigen Titeln ist die Aktie schon recht teuer, dazu beträgt die Marktkapitalisierung nur 50 Millionen Euro. Wobei die geringe Kapitalisierung des Marktes insgesamt einen Wermutstropfen für Anleger darstellt.

Ebenfalls von Nachteil: Rumänien fällt für die meisten Fondsmanager in die Kategorie Emerging Markets und ist als solches weder im MSCI-CEE-Index (Central and Eastern Europe) noch im länderübergreifenden CECE-Osteuropa-Index der Wiener Börse vertreten. Das wiederum bedeutet, dass das Angebot an Osteuropa-Fonds mit Rumänien im Portfolio eingeschränkt ist.

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Bis zu vier Prozent Wachstum

Auf der anderen Seite des Kapitalisierungsspektrums befindet sich Polen. Das Land verfügt über die größte Volkswirtschaft der Region und einen hoch entwickelten Kapitalmarkt. Dazu befindet sich Polen derzeit laut Dimitrov "in einer Win-win-Situation". Er bezieht sich damit auf die Ukraine-Krise. Setzt sich diese fort, profitiert das Land als sicherer Hafen. Wird die Krise gelöst, sollte das Interesse der Investoren an der Region steigen, woran Polen als wichtigster Markt ebenfalls teilhaben würde.

Da Polen über eine starke Binnennachfrage verfügt und für 2015 ein BIP-Plus von bis zu vier Prozent erwartet wird, erscheinen Versorger als gute Wahl. Die Polska Grupa Energetyczna (PGE) weist in der Branche den fundamental attraktivsten Mix aus: ein Zehner-KGV bei einer erwarteten Dividendenrendite von knapp fünf Prozent.

Der Finanzsektor sollte von der Reduzierung problematischer Kredite profitieren. Dieser Abbau läuft zum einen über das starke BIP-Wachstum. Zum anderen "zeigen die polnischen Großbanken ein zunehmendes Interesse, problematische Immobilienkredite zu verkaufen", erklärt Piotr Krupa, CEO von Kruk, dem größten Inkassobüro des Landes. Branchenführer PKO Bank soll zu den Instituten gehören, die Kruk gegenüber ein einschlägiges Interesse bekundet, aber nicht bestätigt haben. Aus Bewertungssicht ebenfalls interessant: der Versicherer PZU.



Von den beiden anderen großen CEE-Volkswirtschaften Tschechien und Ungarn sollte man hingegen derzeit eher die Finger lassen. Zumindest, was Aktien betrifft. In Prag fehlt es dem Kapitalmarkt schlicht an Verve. In Ungarn ist es die aktuelle Innenpolitik. Diese macht allerdings Anleihen interessant - aber das ist eine andere Geschichte.

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