"Auf dem Rollenprüfstand springt bei diesen Fahrzeugen eine sogenannte Aufwärmstrategie an, die im Realverkehr nicht aktiviert wird", sagte Dobrindt am Donnerstag in Berlin. Für das Fahrzeug sei ein Zulassungsverbot verhängt worden. Porsche erklärte, bei eigenen Untersuchungen seien Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerungssoftware des Geländewagens festgestellt worden, die man dem Kraftfahrt-Bundesamt daraufhin gemeldet habe. Der Motor stamme von der Schwestermarke Audi, die bereits tief in den Abgasskandal verstrickt ist. Mit der Flensburger Zulassungsbehörde sei ein Software-Update im Rahmen eines Rückrufes vereinbart worden.

Unabhängig davon führe Porsche weiterhin interne Überprüfungen an Fahrzeugen durch und leite daraus Optimierungen ab. Porsche selbst stellt keine Dieselmotoren her, sondern bezieht diese von der Ingolstädter Schwester Audi. Die Stuttgarter Sport- und Geländewagenhersteller hatte jüngst erklärt, er prüfe den Rückzug aus dieser Technologie. Dobrindt zufolge gibt es den Verdacht, dass der baugleiche VW Touareg eine ähnliche Softwareprogrammierung hat wie der Cayenne. Dies solle umgehend geprüft werden.

DIE KOSTEN TRÄGT PORSCHE



Laut Dobrindt geht es bei dem betroffenen Cayenne-Modell europaweit um rund 22.000 zugelassene Fahrzeuge, in Deutschland seien es 7.500. Die Kosten trage zu 100 Prozent der Hersteller. Die Fahrzeughalter müssten angeschrieben werden wie dies bei anderen Rückrufaktionen auch der Fall sei. Die Halter seien aufgerufen, ihr Fahrzeug zur Umrüstung zu bringen. Es gebe keine Erklärung dafür, wieso sich die Software in diesem Fahrzeug befinde.

Dobrindt sagte, die Fahrzeuge seien mit moderner Abgasreinigungstechnologie ausgestattet, so dass sie aus Sicht des Ministeriums technisch in der Lage seien, die Abgasgrenzwerte einzuhalten. Er glaube daher, dass Porsche schnell in der Lage sei, eine veränderte Software zu liefern, um die Fahrzeuge in einen rechtskonformen Zustand zu bringen.

Das Bundesverkehrsministerium hatte der VW-Tochter Audi Anfang Juni vorgeworfen, in etwa 24.000 Oberklassewagen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Demnach ist der Ausstoß der gesundheitsschädlichen Stickoxide im realen Betrieb zweimal höher als auf dem Prüfstand. Audi-Chef Rupert Stadler hatte Dobrindt daraufhin vorgeworfen, die neuen Vorwürfe im Alleingang öffentlich gemacht zu haben. Er war dafür intern heftig gerügt worden. Stadler steht seit Monaten unter Beschuss, weil ihm eine unglückliche Hand bei der Aufklärung des Dieselskandals vorgehalten wird.

Der VW-Abgasskandal, der vor fast zwei Jahren in den USA aufgeflogen war und den Konzern bis zu 22,6 Milliarden Euro kostet, hat seinen Ursprung bei der Ingolstädter Oberklassetochter. Diese soll die Software manipuliert haben, die in einer Abwandlung später auch bei VW und anderen Marken zum Einsatz kam.