Kurspflege statt neuer Produkte: Apple gibt dem Druck großer Investoren wie Carl Icahn nach und schüttet noch mehr Geld aus seinem riesigen Barmittel-Bestand aus. Der iPhone-Hersteller gab am Mittwochabend grünes Licht für zusätzliche Aktienrückkäufe von 30 Milliarden Dollar - damit wird das bisherige Volumen auf 130 Milliarden Dollar aufgestockt. Die Dividende für das abgelaufene Quartal wurde zudem um acht Prozent auf 3,29 Dollar je Anteilsschein angehoben. Und schließlich könnte ein Aktientausch im Verhältnis von eins zu sieben - einer der größten dieser Art an der Wall Street seit 1980 - die Chancen erhöhen, dass Apple in den berühmten Dow-Jones-Index aufgenommen wird. Im außerbörslichen Handel kamen die Maßnahmen gut an: Apple-Aktien verteuerten sich um sieben Prozent auf 561,51 Dollar.

Icahn, der immer wieder lautstark solche aktionärsfreundlichen Maßnahmen gefordert hatte, zeigte sich erfreut. "Ich denke, wir sind auch glücklich, wenn wir neue Produkte sehen", twitterte der Apple-Aktionär. Denn genau auf wegweisende Neuheiten warten die Eigentümer seit geraumer Zeit. Unter der Führung des verstorbenen Firmengründers Steve Jobs hatte Apple erst mit dem iPod die Musikbranche verändert, dann mit dem iPhone den Handy-Markt auf den Kopf gestellt und schließlich mit dem iPad die klassischen Computer-Hersteller ins Abseits gedrängt. Seitdem gab es immer wieder Gerüchte über neue Erfindungen, aber keine Ankündigungen von Apple-Chef Tim Cook.

"Viele Leute werden jetzt über den Aktiensplit, die erhöhte Dividende und den Rückkauf reden", sagte Branchenkenner Daniel Ernst. Noch wichtiger für den Aktienkurs seien aber neue Produkte. Denn im Smartphone-Markt dominieren mittlerweile Samsung und auch Google mit der Android-Software - und nicht mehr Apple. Cook hat für 2014 "neue Produkt-Kategorien" angekündigt. Apple könnte bei sogenannten Wearables - computerbasierten Accessoires wie etwa Uhren oder Brillen - einsteigen, zum Beispiel mit einer iWatch, über die immer wieder spekuliert wird.

VERKAUFSZAHLEN WIE SONST NUR ZU WEIHNACHTEN

Kurzfristig läuft das Geschäft aber auch noch mit den alten Produkten. Dank überraschend starker iPhone-Verkäufe steigerte der US-Konzern den Umsatz zu Jahresanfang um fünf Prozent auf 45,6 Milliarden Dollar - ein Rekord für ein Quartal außerhalb des besonders lukrativen Weihnachtsgeschäfts. Zugleich erhöhte das Unternehmen aus dem Silicon Valley den Gewinn um sieben Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar, auch weil anziehende Geschäfte in China und Japan die Kassen klingeln ließen.

Die Zahl der verkauften Smartphones übertraf mit 43,7 Millionen die Erwartung von Branchenexperten um mehr als fünf Millionen. Das ist umso erstaunlicher, weil neben dem abebbenden Smartphone-Boom in den Industrieländern ein verschärfter Preiskampf in den Schwellenländern wie China der Branche zu schaffen macht. Der südkoreanische Rivale Samsung musste deswegen zu Jahresanfang nach einer fast zwei Jahre langen Serie mit Rekordergebnissen das zweite Quartal in Folge einen Gewinnrückgang hinnehmen.

Aber gerade das China-Geschäft ist ein Grund für Apples Erfolg im abgelaufenen Quartal. Dort hatte Apple eine neue Allianz mit dem größten Mobilfunk-Anbieter China Mobile geschlossen, die bereits Früchte trägt. Auch die neue Kooperation mit dem japanischen Mobilfunk-Riesen NTT Docomo zahlt sich aus. Noch im Quartal zuvor konnte Apple zum Schrecken der Anleger die hohen Erwartungen nicht erfüllen und musste viel Prügel einstecken.

Durch den Aktiensplit wird das Apple-Papier künftig rund 75 Dollar kosten. Das wertvollste Unternehmen der Welt war bislang nicht Teil des traditionsreichen Dow-Jones-Index. In diesem werden 30 US-Unternehmen nach ihrem Kurs gewichtet - mit einem Preis von 550 Dollar würde Apple dort also dominieren. Mit 75 Dollar lägen die Kalifornier aus dem Silicon Valley leicht unter dem Durchschnitt der Dow-Jones-Konzerne. Sollte Apple deswegen nun tatsächlich aufgenommen werden, müsste vermutlich ein anderes Technologie-Schwergewicht wie Microsoft, Intel oder Cisco Systems weichen.

Reuters