Am 1. Januar jährte sich der Chefwechsel bei Rheinmetall zum ersten Mal. Pünktlich zu diesem kleinen Jubiläum schüttelte die Aktie des Mischkonzerns ihre zähe Lethargie ab. Seit dem Jahreswechsel steht für den Mid Cap ein Plus von knapp 30 Prozent zu Buche. Damit führt Rheinmetall das Performance-Ranking für den MDAX an.

Das Comeback ist fest mit einem Namen verbunden: Armin Papperger. Der neue Vorstandschef fährt einen strikten Restrukturierungskurs. Unter dem Slogan "Rheinmetall 2015" soll die Kosteneffizienz der beiden Sparten Defence und Automotive gesteigert werden. Nach der Umsetzung des Programms plant Papperger mit einem jährlichen Einspareffekt von 60 bis 75 Millionen Euro. Gleichzeitig schreibt er dem Konzern Internationalisierung und Wachstum auf die Fahnen.

Die für die Aufräumarbeiten anfallenden Kosten packte der Manager in die Bilanz des vergangenen Jahres. Laut vorläufigen Zahlen fielen für Restrukturierungs- und Portfoliomaßnahmen rund 100 Millionen Euro an.

Diese Summe hinterlässt tiefe Spuren im Proit. Mit erwarteten 112 Millionen Euro liegt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als 50 Prozent unter dem Vorjahreswert. Selbst bereinigt um Sondereffekte schrumpfte der operative Gewinn um 20 Prozent. Allerdings übertrafen die Resultate sowohl die Zielsetzung des Managements als auch den Analystenkonsens.

Das Vorab-Zahlenwerk enthält weitere Lichtblicke. "Der Auftragseingang im Verteidigungsgeschäft lag rund 100 Millionen Euro über unserer Prognose", schreibt Equinet- Analyst Adrian Pehl in einem Kommentar. Im Geschäftsjahr nahmen die Orders der Sparte um satte 14 Prozent auf knapp 3,4 Milliarden Euro zu. Das Management sieht darin die Fortschritte bei der laufenden Internationalisierung.

Unter anderem sicherte sich Rheinmetall in Australien einen 1,1 Milliarden Euro schweren Auftrag für Militärlastwagen. Der Verteidigungsbereich ist auch hauptverantwortlich dafür, dass der Auftragsbestand des Konzerns mit knapp 6,5 Milliarden Euro per Ende 2013 eine Rekordhöhe erreichte.

Derweil steuert die Automobilsparte den Großteil zum Ergebnis bei. Im vergangenen Jahr steigerte der Geschäftsbereich das Ebit vor Sondereffekten um 15 Prozent. Gleichzeitig dehnte sich die Marge um 60 Basispunkte auf 6,5 Prozent aus. Hier profitiert das Unternehmen unter anderem von der gesetzlich vorgeschriebenen Schadstoff- und Verbrauchsreduzierung.

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Abgassysteme und Flugabwehr

Ein internationaler Trend, der auch in den jüngsten Großaufträgen zum Ausdruck kommt: Für ein neu entwickeltes Abgasrückführventil gingen Bestellungen in einem Gesamtvolumen von 250 Millionen Euro ein. Nordamerikanische und europäische Autohersteller verbauen die Teile in ihren Motoren, um die Schadstoffnorm Euro 6 zu er- füllen. Nur eine Woche später flatterte den Düsseldorfern die nächste Bestellung ins Haus. Ein Land in der Region Naher Osten/nördliches Afrika nimmt 83 Millionen Euro für den Ausbau seiner Flugabwehrsysteme in die Hand. Hier zeigt sich, dass Rheinmetall auch die derzeit brisante geopolitische Großwetterlage zugutekommt.

Anleger, die damit keine moralischen Probleme haben, sollten sich den 19. März im Kalender anstreichen. Dann steht Vorstandschef Papperger bei der Bilanzpressekonferenz Rede und Antwort. Spannung versprechen dabei zum einen weitere Details zu 2013, beispielsweise die Entwicklung des Cashflow, der Dividendenvorschlag sowie der Stand der Restrukturierungsmaßnahmen. Im Mittelpunkt des Interesses dürfte jedoch der Ausblick auf das zweite Amtsjahr des agilen Konzernlenkers stehen.

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