Der Motor läuft allmählich wieder richtig rund: In der europäischen Union legte der Nutzfahrzeugmarkt im März den siebten Monat in Folge zu. In allen Segmenten ist wieder eine verstärkte Nachfrage zu sehen. Nach Angaben des Herstellerverbands ACEA kletterte die Anzahl der Nutzfahrzeuge um knapp elf Prozent auf 192.000. Gut für Scania, Volvo oder Daimler mit seiner Lkw-Sparte. Für Anleger lohnt es sich, aber nicht nur die Aktien der Lastwagenhersteller zu verfolgen, sondern gerade auch die Zulieferer unter die Lupe zu nehmen.

Als einer der weltweit führenden Hersteller und Anbieter von hochwertigen Produktsystemen und Bauteilen für Nutzfahrzeuge sowie Busse und Wohnmobile profitiert besonders SAF Holland von der wieder starken Nachfrage. Ein klarer Beleg sind die Zahlen für das erste Quartal, die insgesamt besser als von Analysten erwartet ausfielen. Trotz negativer Wechselkurseffekte bei der Umrechnung nordamerikanischer Umsätze in Euro legten die Erlöse um zwölf Prozent auf 235 Mio. Euro zu. Nordamerika steuert rund 35 Prozent zum Konzernumsatz bei, der Löwenanteil von 56 Prozent wird in Europa generiert. Auf dem Kernmarkt bauten die Aschaffenburger ihren Marktanteil aus. Eine zunehmend größere Bedeutung entfällt auf das Geschäft der aufstrebenden BRIC-Staaten. In den ersten drei Monaten lag der Zuwachs bei 40 Prozent, der Anteil am Konzernumsatz legte von 6,6 auf 8,3 Prozent zu.

Das höhere Bruttoergebnis führte in Kombination mit einer nahezu unveränderten Kostenstruktur zu einem deutlich stärkeren Anstieg der nachgelagerten Kennzahlen. So kletterte das bereinigte Ebit um knapp 24 Prozent auf 17,1 Mio. Euro, die bereinigte Ebit-Marge erreichte 7,3 Prozent nach 6,6 Prozent im Vorjahr.

Wichtig bei der Interpretation der Zahlen und somit der Chancen für die Zukunft ist der Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche. Neben dem Segment Powered Vehicle Systems mit Sattelkupplungen und Federungssystemen sowie dem Bereich Trailer Systems mit Anhängekupplungen und Achsensystemen ist besonders das Aftermarket-Geschäft sehr wichtig. Im Ersatzteilgeschäft profitiert das SDAX-Unternehmen von dem stetig zunehmenden Instandhaltungsbedarf und seiner globalen Präsenz.

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Einzigartiger Vorteil

Gerade das umfassende Servicenetz ist einer der zentralen Wettbewerbsvorteile von SAF Holland gegenüber der Konkurrenz. Weltweit haben die Franken rund 9.000 Service- und Ersatzteilstützpunkte und können somit eine schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen gewährleisten. Zugleich ist das Segment vergleichsweise wenig konjunkturabhängig und federt Rückgänge in anderen Bereichen ab. Einer Studie von McKinsey zufolge sind weltweit diejenigen Zulieferer am profitabelsten, die über 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Ersatzeilen erzielen. Der durchschnittliche Umsatzanteil der Top-100 Zulieferer liegt bei zehn Prozent, in der Spitzengruppe bei durchschnittlich 25 Prozent. Auf Basis dieser Benchmark wird deutlich, dass SAF Holland mit einem Umsatzanteil des Ersatzteilgeschäfts im ersten Quartal von 24,6 Prozent eine sehr starke Markstellung behauptet. Nach der Stagnation im vergangenen Jahr kletterten die Erlöse in diesem Bereich um gut zwölf Prozent. Die Entwicklung ist wichtig für das gesamte Unternehmen, denn das Segment weist eine starke Ebit-Marge von 16,6 Prozent auf. Mittelfristig soll der Bereich ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmachen, langfristig dürfte ein Umsatzpotenzial in Höhe von 100 Mio. Euro im globalen Aftermarket-Geschäft erschlossen werden.

Das zweite wesentliche Differenzierungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz und somit ein Katalysator für die Aktie ist die Marktführerschaft in einigen Segmenten. Bei Sattelkupplungen, Königszapfen und Stützwinden ist das Unternehmen Marktführer in Nordamerika, in Europa zählt man zu den führenden Anbietern. Weitere Marktanteilsgewinne bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen führen zu positiven Skaleneffekten und einer steigenden Marge.

Auch im laufenden Jahr bleibt der Ausbau der weltweiten Aktivitäten ein zentrales Thema bei SAF Holland. Im vergangenen Jahr erfolgte mit dem Kauf eines chinesischen Herstellers von Luftfederungen für Busse der Eintritt in das Riesenreich. Zudem werden die Kapazitäten in Dubai aufgestockt. Wegen der günstigen geografischen Position als Drehschreibe zwischen Asien, Afrika und Europa ist die Region am Persischen Golf einer der weltweit attraktivsten Standorte.

Auch die Finanzlage hat sich deutlich entspannt. Nach erfolgreichen Kapitalerhöhungen und Platzierung einer Unternehmensanleihe sank die Nettoverschuldung in den vergangenen Jahren von über 300 Mio. Euro auf 137 Mio. Euro Ende März. Im Jahr 2010 lag die Eigenkapitalquote nur bei gut fünf Prozent, inzwischen ist der Wert auf knapp 40 Prozent gestiegen.

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Neues Kaufsignal in Sicht

Dank der bereits im Vorfeld des Marktaufschwungs getroffenen Maßnahmen ist das Unternehmen nun bestens für einen weiterhin positiven Geschäftsverlauf aufgestellt. Für das Gesamtjahr peilt SAF Holland einen Konzernumsatz zwischen 920 bis 945 Mio. Euro an bei einem bereinigten Ebit von rund 70 Mio. Euro sowie einer steigenden bereinigten Ebit-Marge. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bei Erlösen von 857 Mio. Euro ein Ebit von 49 Mio. Euro und somit eine Marge von 5,8 Prozent. Mittelfristig hat sich das Management durchaus sportliche Ziele vorgenommen: Bis 2015 soll der Konzernumsatz auf 980 Mio. bis 1,035 Mrd. Euro steigen bei einer bereinigten Ebit-Marge von neun bis zehn Prozent.

Führt man alle Faktoren zusammen, eröffnen sich starke Perspektiven für das Unternehmen und somit auch für die Aktie. Während in 2012 lediglich 0,18 Euro je Aktie hängen blieben, dürfte das Ergebnis nach 0,54 Euro in 2013 auf 0,80 Euro im laufenden Jahr und 1,06 Euro in 2015 anziehen. Sowohl auf Basis des 2015er-KGVs von 11,2 als auch einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,6 zählt die Aktie zu den Nebenwerten mit den attraktivsten Relationen. Abgerundet wird das Bild durch einen intakten langfristigen Aufwärtstrend. Die Konsolidierung seit März steht unmittelbar vor ihrer Auflösung. Klettern die Papiere des Brummi-Zulieferers über das Bewegungshoch von Mitte Februar bei 12,25 Euro, dürfte die Aktie einen Gang höher schalten. Mit einem Stoppkurs bei 9,50 Euro sollte der günstige Zykliker künftig viel Freude bereiten.