Kurzfristige Risiko-Positionen seien durch entsprechende Gegengeschäfte "zu 100 Prozent währungsgesichert", erklärte der oberste SAP-Schatzmeister. Auch ein möglicher Abschreibungsbedarf auf materielle oder immaterielle Vermögensgegenstände der britischen Tochtergesellschaft sei "derzeit nicht erkennbar".

In den vergangenen Wochen hatten Volkswirte wiederholt vor einem weiteren Absturz des britischen Pfund gewarnt, sollten sich die Briten mehrheitlich für einen EU-Austritt entscheiden. Umfragen zufolge lagen die Befürworter (Exiteers) und Gegner (Remainers) eines Brexit bis zuletzt nahezu gleich auf. Die Briten entscheiden heute über die Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Ähnliche wie viele andere Konzerne sichert SAP in einem mehrstufigen Prozess gebuchte Forderungen und Verbindlichkeiten gegen Währungsschwankungen ab. Darüber hinaus werden geplante Lizenz-Einnahmen außerhalb der Eurozone nach einem gewissen Abschlag wegen der Planungsunsicherheit über entsprechende Derivate gesichert. In zwei Schritten werde die Absicherungsquote von zunächst ca. 50 Prozent auf bis zu 100 Prozent erhöht.

Beim britischen Pfund werden zur Absicherung also Derivate eingesetzt, die bei einer Abschwächung des Pfund-Kurses gegen den Euro steigen. Auf diese Weise kann der durch die Pfund-Abschwächung geringere Euro-Wert nach Umrechnung des Lizenzumsatzes von Pfund in die Heimatwährung ausgeglichen werden.

Bei Absicherungsgeschäften setzt SAP auf eine weitgehend automatisierte Softwarelösung aus dem eigenen Haus. Sie verfügt über eine Schnittstelle zur Währungsplattform 360 T. Auch andere große Unternehmen wie etwa die Lufthansa sichern ihr Transaktionsrisiko bei der Tochter der Deutschen Börse entsprechend ab. Neben dem US-Dollar, dem Yen und dem Schweizer Franken, gehören bei SAP das Pfund, der brasilianische Real sowie der australische Dollar zu den wichtigsten Fremdwährungen.

SAP verfolge bei der Währungssicherung eine langfristige Strategie. "Unser Ziel ist es, die Volatilität im Ergebnis zu reduzieren", sagte Diel. Damit habe man "sehr gute Erfahrungen" gemacht. Die Kosten für das Währungshedging seien "relativ gering". Und über die Jahre glichen sich positive und negative Effekte aus den Devisengeschäften ohnehin aus.

Bei einem Gesamtumsatz von 20,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 peilt Europas größtes Softwarehaus für dieses Jahr im Cloud- und Softwaregeschäft ein Umsatzplus von sechs bis acht Prozent auf gerechnet 18,2 bis 18,5 Milliarden Euro an. Beim operativen Ergebnis wollen die Walldorfer in der Spanne zwischen 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro landen nach 6,35 Milliarden im Vorjahr. Die Prognose gilt traditionell ohne Währungs- und andere Sondereffekte.