SAP-Chef Bill Mc Dermott hat einen Auftakt nach Maß erwischt. Der Vertriebsprofi, der seit dem Abgang seines langjährigen Co-CEOs Jim Hagemann Snabe Mitte Mai den Konzern alleine führt, hat heute ordentlich vorgelegt. Beim Umsatz blieb der Konzern mit einem währungsbereinigten Plus von fünf Prozent auf 4,151 Milliarden Euro zwar leicht unter den Analysten-Erwartungen von 4,164 Milliarden. Auch beim um Währungseinflüsse und andere Effekte bereinigten operativen Ergebnis von 1,236 Milliarden (plus 7 Prozent) verfehlten die Walldorfer die Erwartungen ganz knapp.

Aber im zukunftsträchtigen Cloud-Geschäft zeigt die Entwicklung nach oben. Angetrieben vom Zukauf des US-Unternehmens Fieldglass reichte es im abgelaufenen zweiten Quartal zu einem währungsbereinigten Plus von satten 39 Prozent auf 242 Millionen Euro. "Wir setzen die Verlagerung unseres Geschäftsmodells in die Cloud erfolgreich um", jubelte SAP-Boss McDermott via Pressemitteilung des Konzerns. Angesichts der guten Entwicklung hob der Konzern Prognose für das Cloud-Geschäft gleich noch leicht an. Für das Gesamtjahr erwartet SAP nun 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro mit Cloud-Diensten erlösen. Bislang hatten die Walldorfer 950 Millionen bis 1,0 Milliarden angepeilt.

Einziger Wermutstropfen bei den Zahlen waren nötige Rückstellungen für einen Rechtsstreit mit dem US-Softwarehaus Versata. Insgesamt 289 Millionen Euro buchten die Walldorfer für die absehbaren Zahlungen wegen möglicher Patenverletzungen ein. Der Schritt drückte den Nettogewinn um rund ein Viertel auf 556 Millionen Euro.

Investoren ließen sich davon aber nicht beirren. Am Vormittag lag die Aktie rund vier Prozent im Plus.

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Einschätzung der Redaktion

Bei SAP ist operativ alles im grünen Bereich. Während Erzrivale Oracle im wichtigen Schlussquartal seines Geschäftsjahres (30. Juni) zuletzt einen Rückschlag hinnehmen musste und die Software AG am Dienstag desaströse Zahlen veröffentlichte, läuft das Geschäft bei SAP ohne größere Irritationen. Auch die jüngst aufgeflammten Sorgen um die Entwicklung im Cloud-Geschäft haben sich als unbegründet erwiesen.

Wir hatten im Vorfeld angesichts des stabilen Umfelds und der zum Quartalsschluss ungewohnt ruhigen Lage in Walldorf auf gute Zahlen gesetzt. Das hat sich heute bestätigt. Charttechnisch wartet die nächste Widerstandszone zwischen 63 und 65 Euro. Langfristig ist der Konzern auf gutem Weg. Kaufen.