Schon im vergangenen Jahr war die SAP-Aktie um 27 Prozent gestiegen, doppelt so stark wie der europäische Technologieindex.

"Im Vergleich zu den wichtigsten Mitbewerbern und Spezialanbietern konnte die SAP signifikante Marktanteile hinzugewinnen", erklärte Vorstandschef Bill McDermott in der Nacht zum Dienstag. Das um Sonderfaktoren und Währungseinflüsse bereinigte Betriebsergebnis landete 2015 nach vorläufigen Zahlen mit 5,9 Milliarden Euro am oberen Ende der von SAP selbst gesteckten Zielspanne. Der Umsatz mit Cloud-Software war mit 2,3 Milliarden Euro etwa doppelt so hoch wie im Jahr zuvor. Die meisten Erlöse erzielte SAP aber nach wie vor mit Lizenzen für Computerprogramme. Dieses traditionelle Geschäft legte überraschend stark um vier Prozent auf 4,84 Milliarden Euro zu.

Analysten befürchteten lange, dass durch den Wechsel der Kunden zur Mietsoftware im Internet der Lizenzverkauf leidet - wie zuletzt beim Erzrivalen Oracle. Der US-Konzern hatte im vergangenen Quartal mit einem Umsatz- und Gewinnschwund im Kerngeschäft zu kämpfen.

Mit den Ergebniszahlen zerstreuten die Kurpfälzer nun die Sorgen der Experten. "Im Vergleich zu seinen Wettbewerbern hat SAP starke Zahlen vorgelegt", erklärte DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer. Er zeigte sich über das starke Geschäft mit Lizenzen und das Wachstum mit Mietsoftware überrascht. Die Experten von Bernstein kommentierten, diese Entwicklung sei ein Zeichen für die Stärke des Geschäftsmodells von SAP. Endgültigen Zahlen und Aussagen zum mittelfristigen Wachstum präsentiert der Konzern am 22. Januar.

Die Cloud ist nach Meinung von Experten ein Zukunftstrend. Kunden können über das Internet Software oder Speicherkapazität nutzen, die ihnen von externen Rechnern zur Verfügung gestellt werden. Damit sind die Daten auch unterwegs über Laptops und Smartphones abrufbar. Die Einnahmen verteilen sich über mehrere Jahre, während beim Verkauf einer beim Kunden zu installierenden Lizenz der Preis komplett am Anfang gezahlt wird. SAP konkurriert auf dem relativ jungen Feld mit seinen langjährigen Rivalen Oracle und IBM sowie mit reinen Cloud-Anbietern wie etwa dem US-Marketingspezialisten Salesforce.

NEUES FLAGSCHIFF-PRODUKT BRUMMT



Als positiv werteten Analysten auch die starke Nachfrage von Kunden nach dem neuen SAP.Flaggschiff-Produkt S/4 Hana. Die Zahl der weltweiten Nutzer habe sich im vierten Quartal auf 2700 mehr als verdoppelt, teilte das Unternehmen mit. Die Plattform für Firmensoftware, die gigantische Datenmengen in Echtzeit verarbeiten kann, soll Firmen einfachere und schnellere digitale Prozesse ermöglichen. Nach Einschätzung von Experten hat S/4 Hana das Potenzial, SAP einen weiteren langjährigen Zyklus zu bieten. Seit Einführung des ersten Softwarepakets R/1 nach der Firmengründung 1972 wäre es das sechste Hauptprodukt, von dem der Konzern im Schnitt sieben Jahre zehrt.

Im laufenden Geschäftsjahr will SAP auf Wachstumskurs bleiben. Das Cloud-Geschäft soll eine weitere Milliarde Euro draufpacken und 2,95 bis 3,05 Milliarden Euro Erlös bringen. Das bereinigte operative Ergebnis soll auf 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro von 6,35 Milliarden Euro klettern.

Reuters