SAP-Boss Bill McDermott ist kein Manager der Bescheidenheit. Der gelernte Vertriebler, der nach einem schweren Unfall zu Hause neuerdings nur noch mit dunkel getönter Sonnenbrille auftritt, strotzt zuverlässig vor Optimismus. Doch am Dienstag lehnte sich der Berufsoptimist selbst für seine Verhältnisse ungewohnt weit aus dem Fenster. SAP, ließ McDermott Journalisten auf der Jahrespressekonferenz in Walldorf wissen, sei "nie zuvor in seiner Geschichte zuversichtlicher gewesen als jetzt".

Anlass für das rosarote Zutrauen gibt es durchaus. Immerhin sind die SAP-Zahlen für 2016 sehr ordentlich. Das um Sondereffekte bereinigte Cloud-Geschäft (Non-IFRS) legte im vergangenen Jahr um satte 30 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro zu. Im klassischen Lizenzgeschäft reichte es noch zu einem Miniplus von einem Prozent auf 4,86 Milliarden Euro - obwohl die Messlatte aus dem Vorjahr schon hoch lag und das Geschäft mit Mietsoftware brummt.

Auch bei den übrigen Eckzahlen schnitt der mit einer Marktbewertung von rund 103 Milliarden Euro teuerste Dax-Konzern sehr ordentlich ab. Beim Umsatz steht ein Plus von sechs Prozent auf 22,07 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Non-IFRS) legte um vier Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zu und unterm Strich bleibt ein Netto-Gewinn von 3,6 Milliarden Euro und damit 18,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Aber auch das soll nur eine Zwischenstation sein. Der Auftragsbestand sei "stark", die Pipeline "voll", verkündete Finanzvorstand Luka Mucic am Dienstag via Pressemitteilung.

Höhere Prognose


Was Wunder, dass die Walldorfer die Mittelfrist-Prognose erneut anhoben. Bis 2020 sollen die Cloud-Erlöse nun auf 8,0 bis 8,5 Milliarden Euro steigen und damit 500 Millionen Euro höher liegen als bislang avisiert. Auch beim Umsatz packt der Konzern jetzt noch was oben drauf. Die Erlöse sollen 2020 nun bei 28 bis 29 Milliarden Euro liegen nach 26 bis 28 Milliarden Euro zuvor. Und das Betriebsergebnis soll bis dahin auf 8,5 bis 9,0 Milliarden Euro zulegen. Das wäre am oberen Ende der bislang genannten Spanne von 8,0 bis 9,0 Milliarden Euro.



Neue Chancen durch Brexit und US-Regierung


Auf dem Weg in neue Umsatz-Dimensionen will sich der Konzern auch nicht von politischen Widrigkeiten wie Brexit oder dem drohenden Protektionismus der neuen US-Regierung abbringen lassen - im Gegenteil. "Wandel bedeutet Wachstum für SAP", antwortete McDermott auf eine entsprechende Frage und verwies auf das Beispiel Großbritannien. Auf der Insel der EU-Abtrünnigen verbuchte Europas größter Softwarekonzern zuletzt die größten Zuwachsraten in der Region. Auch in den USA gebe es neue Chancen. Die neue US-Regierung wolle die Behörden effizienter machen, sagte McDermott. Da wollen die Walldorfer dabei sein.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion zur SAP-Aktie



Einschätzung der Redaktion


SAP hat gute Zahlen vorgelegt. Das Cloud-Geschäft läuft, das klassische Lizenzgeschäft auch und das operative Ergebnis steigt. Zwar ist die operative Marge 2016 um 50 Basispunkte auf 30,0 etwas zurückgegangen. Aber SAP investiert weiter kräftig, etwa in den Ausbau seiner Datenzentren. Angesichts dessen ist die Margenentwicklung absolut ok. Wie profitabel der Konzern ist, verrät ohnehin der Blick auf das üppige Nettoergebnis und der freie Cashflow. Bei 3,6 Milliarden Euro lagen die freien Mittelzuflüsse zuletzt und damit rund 20 Prozent über Vorjahr. Das hätte manch anderer Softwareriese auch gern.

Angesichts der starken Zahlen können sich Aktionäre wohl auf eine weitere Dividendenerhöhung einstellen, machte Mucic am Dienstag schon mal deutlich.

Wandel bedeutet Wachstum für SAP."
SAP-Chef Bill McDermott zu den Folgen einer möglichen wirtschaftlichen Abschottung der USA.

Die SAP-Aktie gab heute dennoch leicht nach. Neben Gewinnmitnahmen dürfte das auch dem Ausblick geschuldet sein. Die Prognose sei "immer noch zu konservativ", rügte etwa die Commerzbank in einer ersten Einschätzung. Wir finden das etwas arg streng. Immerhin hat SAP-Finanzchef Luka Mucic seit seiner Berufung in den Vorstand im Jahr 2014 stets zurückhaltende Prognosen gegeben und die dann zuverlässig auch erfüllt. Am Kapitalmarkt kommt das gut an. Anleger sollten sich also davon nicht ins Bockshorn jagen lassen.

SAP ist hochprofitabel. Das wird derzeit noch von den Investitionen in die Cloud überdeckt. Doch wenn in ein bis zwei Jahren die ersten Anlaufkosten durch sind, und die Erneuerungsrunde bei den Mietverträgen ansteht, wird es aus der Datenwolke Dollars, Euros und Renminbis regnen.



Auch charttechnisch ist bei SAP alles im grünen Bereich. Die Aktie bleibt auf Höhenflug. Der von Ende Juni verlaufende Aufwärtstrend ist weiter intakt. Nach unten ist das Papier gut abgesichert, nach oben ist der Weg ohnehin frei. Kaufen.

Stopp: 74,90 Euro

Ziel: 95 Euro