Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat seine Mittelfristplanung wegen des rasch wachsenden Cloud-Geschäfts erneut gekappt. 2017 soll das um Währungseinflüsse und Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) bei 6,3 bis 7,0 Milliarden Euro liegen, der Umsatz soll bis dahin auf 21 bis 22 Milliarden Euro steigen, teilte der Konzern am Dienstag morgen mit. Ein offizielles Margenziel nannte Europas größtes Softwarehaus nicht mehr. Allerdings ergibt sich aus den Eckzahlen eine operative Marge zwischen 28,6 und 31,8 Prozent. Bereits im vergangenen Februar hatte SAP seine Planung wegen des rasch wachsenden Cloud-Geschäfts revidiert. Seither hatte der Konzern für 2017 eine operative Rendite von 35 Prozent bei Erlösen von über 22 Milliarden Euro anvisiert.

Auch langfristig rechnet der Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Standardsoftware nun nicht mehr mit einer deutlichen Verbesserung. Nach den erstmals veröffentlichten Planung für 2020 peilen die Walldorfer bis zum Ende der Dekade 26 bis 28 Milliarden Euro Umsatz sowie ein Betriebsergebnis (Non-IFRS) von 8 bis 9 Milliarden Euro an. Das entspräche einer operativen Rendite zwischen 28,6 und 34,6 Prozent. Die Erlöse aus Cloud-Lösungen und der entsprechenden Wartung sollen bis dahin auf 7,5 bis 8 Milliarden Euro steigen und sich gegenüber 2017 damit praktisch verdoppeln.

Mit seinen neuen Langfristzielen für die operative Marge bleibt der Konzern hinter der Erwartung zahlreicher Analysten zurück. So hatte etwa JP Morgan bis 2020 im wahrscheinlichsten Szenario damit gerechnet, dass SAP die zuletzt bis 2017 angepeilte Marge von 35 Prozent künftig bis 2020 erreichen wolle. Derlei Erwartungen hat SAP nun eine Absage erteilt.

Zur Begründung für die Prognosesenkung verwies Vorstandschef Bill McDermott auf die Änderung des Geschäftsmodells. SAP steckt mitten im Umbau in Richtung Cloud. Statt die Software zu kaufen, setzen immer mehr Kunden auf ein Mietmodell. Dies ist zunächst weniger profitabel als der traditionelle Softwarekauf und drückt damit auf die Marge. Langfristig gibt es dazu jedoch keine Alternative.

Auf Seite 2: Einschätzung zur Aktie



Einschätzung zur Aktie

SAP hat die wichtigsten Eckzahlen bereits am vergangenen Dienstag veröffentlicht. Wir hatten angesichts des absehbaren Margendrucks aus dem Cloud-Geschäft dazu geraten, zunächst die Veröffentlichung der Langfristprognose abzuwarten und die Aktie als Halte-Position eingestuft. Nun ist die Prognose noch etwas vorsichtiger ausgefallen als befürchtet. SAP hat die Weichen mit dem raschen Ausbau des zukunftsträchtigen Cloud-Geschäfts richtig gestellt. Doch der Umbau kostet Zeit und drückt zunächst auf die Marge. Deshalb bleiben wir bei unserer Einschätzung: Halten.