Herr Brandt, SAP hat die Margenziele verschoben. Nun soll es statt 2015 spätestens 2017 mit den angepeilten 35 Prozent klappen. Zur Begründung haben Sie vor allem auf die Cloud-Lösungen verwiesen. Ist Cloud doch kein so gutes Geschäftsmodell?
Doch, das ist ein sehr gutes Geschäftsmodell. Langfristig können wir mit diesem Geschäftsmodell dieselben Margen erzielen wie mit unserem traditionellen Geschäft. Entscheidend ist dabei aber, dass wir die Anzahl der Nutzer weiter steigern. Dann steigt auch die Profitabilität des Cloud-Geschäfts deutlich an.

Viele Investoren mäkeln aber, dass das Cloud-Geschäft kurzfristig das Stammgeschäft kannibalisiert. Zu Recht?
Wir haben zwei Geschäftsmodelle, die Wachstum bringen. Unsere Ergebnisse aus dem Vorjahr zeigen, dass wir starke Wachstumsraten im Cloud-Geschäft realisieren und gleichzeitig unser traditionelles Geschäft ausweiten. Das planen wir auch für 2014 und die Folgejahre. Von daher kann von Kannibalisierung nicht die Rede sein.

Sie haben die Margenziele zwar angepasst, aber in der Cloud bleiben Sie beim Ziel von zwei Milliarden Euro für 2015. Damit müssten Sie den Umsatz bis dahin mehr als verdoppeln. Ist das ohne Akquisition überhaupt zu schaffen?
Zunächst: Wir haben unseren Ausblick für das Jahr 2015 ja nicht aufgehoben. Das Umsatzziel von über 20 Milliarden Euro und auch die Prognose für den Umsatz mit Cloud-Lösungen sind weiter gültig. In der Cloud haben wir jetzt schon eine Run Rate, also einen auf zwölf Monate hochgerechneten Quartalsumsatz, von über einer Milliarde. 2014 wird dieser Wert bei 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro liegen. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass wir 2015 die Zielmarke von zwei Milliarden Euro erreichen werden.

Auch aus eigener Kraft?
Primär aus eigener Kraft.

SAP-Vorstandschef Bill McDermott hat zur Vorlage der Zahlen am Dienstag Akquisitionen angedeutet. Sprechen wir hier von Cloud-Anbietern?
Sie können davon ausgehen, dass der Cloud-Bereich bei möglichen Akquisitionen im Vordergrund steht.

Gibt es schon konkrete Kandidaten?
Keine, die wir öffentlich diskutieren können.

Sie haben zuletzt 4,3 Milliarden Dollar für Ariba hingelegt. Könnten Sie auch noch mal was in dieser Größenordnung stemmen?
Stemmen könnten wir fast jede Größenordnung.

Wären Sie bei der Finanzierung auch bereit, notfalls weitere Anleihen zu begeben?
Das hängt von der Größenordnung ab. Aber wir haben immer gesagt, dass wir bei der Aufnahme von Fremdkapital nur relativ kurze Zeiträume durch Kreditaufnahme überbrücken wollen und das aufgenommene Geld dann entweder zügig zurückzahlen oder in den Kapitalmärkten platzieren.

Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis mit 5,8 bis sechs Milliarden Euro gegenüber 2013 um fünf bis neun Prozent steigen. Kommt nach dem starken Wachstum der vergangenen Jahre nun erst mal eine Konsolidierung?
Nein, wir wachsen weiter. Angesichts der Tatsache, dass wir unser Cloud-Geschäft derzeit massiv ausbauen, halte ich das für einen sehr guten Wert.

Aber bei den Lizenzumsätzen hatten Sie im Vorjahr währungsbereinigt gerade noch ein Wachstum von zwei Prozent geschafft. So flau war die Entwicklung seit Jahren nicht.
Noch einmal: Wir sind in der Übergangsphase in die Cloud. Und ich sehe langfristig keinen Grund, warum die SAP nicht auch bei Software- und softwarebezogenen Erlösen wieder schneller wachsen sollte.