Der Spezialgrafithersteller SGL Group wird trotz verschärftem Sparprogramm noch länger Verluste schreiben. In diesem Jahr werde der Konzern nach Steuern nicht in die schwarzen Zahlen kommen, sagte Finanzchef Michael Majerus am Mittwoch. Dies werde aber 2016 oder 2017 gelingen. "Es ist klar, dass wir keine vier oder fünf Jahre warten können." Firmenchef Jürgen Köhler ergänzte: "Keiner ist mit den Zahlen zufrieden, auch der Aufsichtsrat weiß, dass es nicht über Nacht geht." Angesichts erneut tiefroter Zahlen im vergangenen Jahr will SGL nun insgesamt 240 Millionen Euro statt zuletzt 200 Millionen Euro einsparen. Dadurch werde sich das Betriebsergebnis im laufenden Jahr signifikant verbessern.

Anleger nutzten die Gelegenheit, um bei SGL Carbon Kasse zu machen. Die im SDax notierte Aktie gab zwischenzeitlich fast sechs Prozent nach. Seit Jahresanfang haben die Titel 20 Prozent gewonnen, der SDax kommt auf ein Plus von 15,8 Prozent.

Im vergangenen Jahr schrumpfte der Fehlbetrag auf 247 Millionen Euro nach 317 Millionen Euro im Vorjahr zusammen. Ein Großteil entfiel auf Wertberichtigungen bei der US-Luftfahrt- und Rüstungssparte Hitco, die unter anderem Strukturbauteile aus Carbonfasern für das Boeing -Langstreckenflugzeug 787 Dreamliner herstellt. SGL will nach dem Verkauf der Rotorblattaktivitäten auch Hitco veräußern. Teil der Neuausrichtung und des Sparkurses sind darüber hinaus die Schließung von Werken sowie geringere Personal- und Materialkosten. Im laufenden Jahr sollen sich die Einsparungen auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag summieren.

Der Umsatz gab 2014 um sechs Prozent auf fast 1,34 Milliarden Euro nach. Vor allem das Geschäft mit Grafitelektroden für die Stahlindustrie gestaltet sich wegen des hohen Preisdrucks durch die chinesische Konkurrenz schwierig. Dagegen erlöste SGL, dessen größte Aktionärin die Unternehmerin und Quandt-Erbin Susanne Klatten ist, mit der Herstellung von Spezialgrafitprodukten und Hochleistungsprodukten aus Carbonfasern, sowie Glas- und Aramidfasern etwas mehr. Als Wachstumsfeld macht Firmenchef Köhler die Lithium-Ionen-Industrie aus, für die SGL das Anodenmaterial liefert. SGL hofft, Zulieferer für die von Tesla -Chef Elon Musk angekündigte neue Fabrik für 500.000 Batterien pro Jahr zu werden. "Da haben wir gute Chancen, dabei zu sein", sagte Köhler. SGL beliefert Teslas Batterien-Hersteller Hitachi.

Zuletzt profitierten die Wiesbadener auch von einem Joint-Venture mit dem Autobauer BMW und dessen Einführung des Elektroautos i3. Nach einem holprigen Anlauf will BMW im laufenden Jahr die eigentlich für 2014 angepeilte Marke von 20.000 verkauften i3 knacken. BMW gehört bei SGL zu den Großaktionären.

Reuters