Nur schleppend voran kommt die Regierung in Athen im versprochenen Kampf gegen Steuerflucht ins Ausland, wie Unterlagen der Griechen zeigen. Unterdessen werden die Warnungen vor leeren Kassen dringlicher.

Griechenland ringt seit Monaten mit der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) um die Auflagen für weitere Hilfen in Höhe von 7,2 Milliarden Euro. Parallel muss die Regierung aber ihre Altschulden bedienen, was sich wegen des zähen Streits immer schwerer gestaltet. Am Mittwochabend warnte Finanzminister Yanis Varoufakis in Athen, spätestens in der ersten Juni-Woche müsse ein Kompromiss stehen. Nach jahrelanger Rezession und Rekordarbeitslosigkeit will die neue Regierung dem Volk keine sozialen Einschnitte mehr zumuten.

Angesprochen auf die Möglichkeit einer Staatspleite sagte Schäuble: "Ich kann jedenfalls nichts ausschließen" Für die optimistischen Äußerungen griechischer Politiker über eine baldige Einigung sieht der CDU-Politiker wenig Anlass. Die Verhandlungen der Regierung mit den drei Institutionen EZB, EU und IWF kämen nur "sehr zögernd" voran: "Was ich aus Gesprächen mit den drei Institutionen weiß, trägt die aus den Meldungen aus Athen hervorgehende Zuversicht noch nicht."

Dass es - vorbei an den Regeln der Euro-Zone - zu einer Einigung aus übergeordneten Interessen kommen wird, erwartet Schäuble offenbar nicht: "Die öffentlichen Spekulationen über politische Lösungen kann ich nachvollziehen, sie sind aber in der Substanz durch nichts begründet." Dagegen sagte der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn: "Ich nehme an, das Deutschland wieder das Portemonnaie zückt."

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten der Euro-Gruppe, die Mitgliedsländer prüften derzeit eine Verlängerung des am 30. Juni endenden Hilfsprogramms, um Zeit zur Lösung der Hauptstreitpunkte zu gewinnen. Dies sind vor allem Reformen am Arbeitsmarkt und beim Rentensystem.

Bei ihrem Amtsantritt Ende Januar hatte die von Links- und Rechtspopulisten gebildete Regierung auch ein hartes Vorgehen gegen Steuerhinterziehung angekündigt. Aus einem Schreiben von Varoufakis an den SPD-Bundestagsabgeordneten Joachim Poß geht hervor, dass sie dabei nur langsam vorankommt.

Demnach wurden aus einer Liste von 2062 mutmaßlichen Steuerflüchtlingen erst 49 geprüft und 31 Millionen Euro an Steuern eingetrieben. Experten gehen davon aus, dass reiche Griechen Schwarzgeld von bis zu 40 Milliarden Euro im Ausland gebunkert haben. Poß nannte die Liste "ein Dokument des Scheiterns der griechischen Politik". rtr