Der Herbstanfang läutet in Deutschland traditionell die heiße Phase der Kapitalmarktkonferenzen ein. Etliche große Investmentbanken wie HSBC, Unicredit und Berenberg bieten den Vorständen von Unternehmen aus DAX und MDAX Plattformen, um ihre aktuellen Geschäftszahlen, Strategien und Ausblicke einem größeren Kreis von Investoren zu präsentieren. Die Manager von Nebenwerten finden sich eher bei den Veranstaltungen von spezialisierten Anbietern ein. Zu diesen gehört auch das unabhängige Researchhaus GBC.

Seit 15 Jahren veranstalten die Augsburger Kapitalmarktkonferenzen in Städten wie München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Augsburg. Grundsätzlich werden mit der GBC-Konferenzreihe vor allem Vermögensverwalter, Fondsmanager, Family Offices, Analysten und Finanzjournalisten angesprochen. Im Jahr 2011 hat GBC mit der Zürcher Kapitalmarkt Konferenz (ZKK) ihre Konferenzdestinationen um den bedeutenden Finanzplatz Zürich erweitert. Seitdem ist die ZKK fester Bestandteil im GBC-Konferenzkalender. Mit der Scherrer Asset Management konnte ein Partner gewonnen werden, welcher bereits mit der etablierten Scherrer Small Cap Konferenz auf eine jahrelange Historie zurückblicken kann. Als eidgenössischer Vermögensverwalter hat Scherrer hervorragende Kontakte zu vielen ortsansässigen Investoren.

Dieses Jahr waren im Zürcher Park Hyatt Hotel bei der 7. Ausgabe der ZKK 17 Unternehmen mit von der Partie - schwerpunktmäßig deutsche Small Caps mit einem durchschnittlichen Börsenwert von rund 190 Millionen Euro aus den verschiedensten Branchen. Die Vorstände der Unternehmen hatten Gelegenheit, in einer rund 30-minütigen Präsentation das jeweilige Geschäftsmodell ihrer Unternehmen vorzustellen. Danach blieben noch einige Minuten, um sich den Fragen der Investoren und Analysten zu stellen.

Parallel dazu gab es die Möglichkeit für sogenannte "1-on-1-Meetings". In den Gesprächen zwischen Vorständen und alten sowie potenziellen neuen Investoren geht es ans Eingemachte. Denn wenn die Manager mit den Finanzleuten abgeschottet zusammensitzen, geben sie auch schon mal Informationen preis, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Nicht selten kommt es im Anschluss zu größeren Kursbewegungen. Denn weiß das Management zu überzeugen, steigen die Anleger ein. Enttäuschen sie hingegen oder deuten sie beispielsweise einen schwächeren Geschäftsverlauf an, kann es mit den Kursen auch schnell nach unten gehen.

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Acht Einzelgespräche



Auch BÖRSE ONLINE war in Zürich dabei und hat mit acht Unternehmensvorständen persönlich gesprochen. Vier davon haben uns besonders überzeugt - zum Beispiel SNP Schneider-Neureither & Partner. "Wir fahren einen der heißesten Wachstumsreifen, den die deutsche Börse derzeit zu bieten hat", leitete Marcel Wiskow, IR-Manager des Softwarespezialisten, seinen Vortrag ein. In der Tat: Auch dank einer aggressiven Akquisitionsstrategie dürfte der Umsatz des Spezialisten für IT-Transformation im laufenden Jahr die magische Marke von 100 Millionen Euro überspringen - ein Plus von rund 25 Prozent. "Durch die Umstellung der SAP-Software von R3 auf S/4 Hana entsteht in den kommenden Jahren ein enormes Wachstumspotenzial, das es jetzt zu erschließen gilt. Daher müssen wir zukaufen, um am Markt Größe und Präsenz zu erlangen." Da die Expansion vorübergehend zulasten des Ergebnisses geht, ist der Titel nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

Auch bei der EQS Group steht Expansion ganz oben auf der Agenda. Der Umsatz des Spezialisten für digitale Investor-Relations-Lösungen stieg im ersten Halbjahr um 49 Prozent auf 6,9 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) hat sich trotz der Kosten für den Ausbau der internationalen Präsenz auf 0,33 Millionen Euro ungefähr verdoppelt. Für das Gesamtjahr steht ein zweistelliges Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent auf 31,2 bis 32,5 Millionen Euro und ein Ebit-Plus von zehn bis 20 Prozent auf 3,6 bis 3,9 Millionen Euro auf dem Plan. "Auf Sicht von fünf Jahren ist die Rückkehr zu den historischen Margenniveaus von 20 bis 25 Prozent möglich", sagt Marcus Sultzer, von der EQS Group.

Mit einer gehörigen Portion Vorschusslorbeeren ist Pferdewetten.de von den Marktteilnehmern bedacht worden, als das Unternehmen im Mai 2017 den Einstieg in den Markt für Sportwetten bekannt gab. Der Aktienkurs hatte sich in der Spitze verdoppelt. Auf der ersten Kapitalmarktkonferenz seit rund sieben Jahren hatte Vorstandschef Pierre Hofer nun Gelegenheit, den Investoren seine Strategie näherzubringen. Unter der Domain www.sportwetten.de will die Gesellschaft ihren Kunden noch 2017 auch Sportwetten anbieten und damit einen Cross-Selling-Effekt mit den Bestandskunden erzielen. Für 2018, das Jahr der Fußballweltmeisterschaft, sollten sich Anleger allerdings keine allzu großen Sprünge erwarten. "Wir wollen Schritt für Schritt in den Markt hineinwachsen", erklärt der Vorstand. Auf Sicht von vier bis fünf Jahren soll das neue Geschäft dann so groß sein wie das angestammte Geschäft mit Pferdewetten.

Hofers Vorbild ist Bet-at-Home: Der österreichische Konkurrent hat das Wett- und Spielvolumen seit 2007 auf rund 2,93 Milliarden Euro fast versechsfacht. Gelingt Pferdewetten.de ein ähnlicher Wachstumskurs, hat die Aktie langfristig noch viel Potenzial.

Der größte Exot unter den ZKK-Teilnehmern war Rock Tech Lithium. Die Kanadier mit deutschem Management waren mit einem Börsenwert von gut 20 Millionen Euro nicht nur das kleinste Unternehmen auf der Teilnehmerliste, sondern zudem der einzige Vertreter aus dem Rohstoffbereich. Rock Tech Lithium ist darauf spezialisiert, aussichtsreiche Rohstoff-Assets, insbesondere im Lithium-Bereich, die sich noch in einem frühen Stadium befinden, zu erwerben und in Richtung Förderung weiterzuentwickeln. Damit liegen die Firma voll im Trend. Denn Lithium wird unter anderem für die Batterien für Autos mit elektrischem Antrieb benötigt.

Anfang September haben BMW, Daimler und Volkswagen auf der Internationalen Automobilausstellung milliardenschwere Modelloffensiven bei E-Autos angekündigt. Zudem denkt die chinesische Regierung über ein Verbot von Verbrennungsmotoren nach. Der Bedarf an Lithium dürfte drastisch zunehmen. Rock Tech verfügt geschätzt über Reserven von rund 250 000 Tonnen Lithium - genug für fünf Millionen Elektroautos. Aktuell erstellt der Konzern eine Studie zum Nachweis des Reinheitsgehalts. Damit will sich das Management nach Partnern umsehen oder sich zum Kauf anbieten. Wer investiert, sollte Risikobereitschaft und einen langen Atem mitbringen.