Die italienischen Geldhäuser haben im ersten Quartal 2014 eine fulminante Aufholjagd an der Börse hingelegt - allen voran die italienische Großbank Intesa Sanpaolo, die von Januar bis März mit einem Plus von 37 Prozent sogar die stärkste Kursentwicklung im europäischen Bluechip-Index EuroStoxx 50 hinlegte. Noch deutlichere Zuwächse verbuchten kleinere Häuser, wie die vor allem in Norditalien vertretene Banca Popolare di Milano: mit plus 62 Prozent war sie im EuroStoxx-Bankenindex absoluter Spitzenreiter im ersten Quartal, gefolgt vom krisengeschüttelten ältesten Geldhaus der Welt, der Banca Monte dei Paschi, mit einem Plus von 51 Prozent. An dritter Stelle rangiert das ebenfalls im nördlichen Italien verankerte Bankhaus Banco Popolare mit einem Plus von immerhin noch 49 Prozent.

Im Schnitt legten die italienischen Bankenwerte von Januar bis März um 32 Prozent zu. Trotzdem sind die Häuser an der Börse mit dem 0,69fachen ihres Buchwertes noch immer niedriger bewertet als etwa die spanischen Rivalen mit dem 1,15fachen Buchwert. So gehen Analysten davon aus, dass sich der positive Trend bei den Italien-Banken weiter fortsetzt.

Auf Seite 2: US-Finanzinvestoren steigen auf breiter Front ein

US-Finanzinvestoren steigen auf breiter Front ein

Hinzu kommt, dass gerade in den vergangenen Wochen institutionelle Anleger massiv in den italienischen Bankensektor investiert haben. So ist der weltgrößte Finanzinvestor Blackrock mittlerweile größter Aktionär sowohl bei Unicredit wie bei Monte dei Paschi di Siena. Dort ist mit Vanguard gerade ein weiterer US-Investor eingestiegen.

Experten führen den Zulauf unter anderem auf die deutlich verbesserten Konjunkturaussichten zurück. "Die Häuser können ihre Risikovorsorge herunterfahren, und wieder mehr Kredite vergeben", sagt ein Bankenexperte. Hinzu komme, dass gerade italienische in der Krise sehr stark gelitten hätten, und nun der Erholungseffekt umso größer sei. "Viele institutionelle Investoren sind geradezu auf der Jagd nach solchen Werten, die kräftigen Aufholbedarf haben."

Dabei sind die Risiken für die Geldhäuser längst nicht ausgeräumt. Um sich wetterfest zu machen, stehen bei Italiens Banken bis zum Sommer weitere Kapitalerhöhungen im Volumen von über sieben Milliarden Euro an. Und anders als Spanien, das in der Krise inzwischen von starker Hand geführt wird, muss der neue italienische Regierungschef Matteo Renzi sein wirtschaftspolitisches Reformprogramm ("Renzinomics") erst noch in die Tat umsetzen - eine wichtige Voraussetzung für die weitere Gesundung der Banken. Schließlich lauern in den Portfolien italienischer Großbanken noch immer enorme Mengen an Giftmüll, der noch für böse Überraschungen sorgen könnte.

Auf Seite 3: Selbst Verluste sorgen für Kursfeuerwerk

Selbst Verluste sorgen für Kursfeuerwerk

An der Börse wird das jedoch scheinbar ausgeblendet, selbst Verlustnachrichten werden regelrecht gefeiert: So wies Intesa am Freitag vergangener Woche wegen Abschreibungen auf faule Kredite für 2013 einen überraschend hohen Verlust von fast fünf Milliarden Euro aus - Analysten hatten mit einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro gerechnet. Doch statt in Panik zu verfallen, reagierten die Börsianer begeistert: die Aktie schoss um vier Prozent nach oben. "Die Bank räumt auf und legt damit die Grundlage für künftige Milliardengewinne", erläuterte ein Händler. Bis 2017 will das Geldhaus wieder jährlich 4,5 Milliarden Euro verdienen.

Ähnlich aufgeräumt hatte zuvor schon Unicredit - die vielen als bevorzugter Wert unter italienischen Banken gilt. Beobachter glauben: Mit den erneuten Milliarden-Abschreibungen könnten die Altlasten inzwischen großenteils getilgt sein, und das Geldhaus könnte schon in diesem Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren - lautet zumindest die Erwartung. In vier Jahren will das Management einen Jahresgewinn von sechs Milliarden Euro einfahren.

Auf Seite 4: Schlusslicht Deutsche Bank

Schlusslicht Deutsche Bank

Von solchen Perspektiven können Commerzbank-Anleger derzeit nur träumen. Schlechtester Wert im europäichen Bankenindex ist übrigens die Deutsche Bank mit einem Kursrückgang von 6,3 Prozent im ersten Quartal. Auch im Blue-Chip-Index Eurostoxx 50 zählt das größte deutsche Geldhaus damit zu den fünf Schlusslichtern, übertroffen nur noch von Inditex, Volkswagen, Airbus und Axa. Neben den zahlreichen Rechtsrisiken lastet auf dem Geldhaus vor allem die derzeit schwache operative Entwicklung.

"Die Gewinndynamik bei der Deutschen Bank lässt nach wie vor zu wünschen übrig", sagt Andreas Pläsier von Warburg Research. Er rechne damit, dass es im ersten Quartal zu einem weiteren Gewinnrückgang beim größten deutschen Geldhaus kommen werde, verursacht vor allem von der anhaltenden Flaute im Investmentbanking. Pläsier: "Sollte sich die Lage im weiteren Verlauf des Jahres nicht noch nachhaltig stabilisieren, sind aus unserer Sicht die Gewinnziele der Bank für das Jahr 2015 akut in Frage gestellt."