Eine steigende Zahl von Wohnungseinbrüchen verunsichert derzeit die Republik. Viele Mieter und Hausbesitzer rüsten deshalb auf. Hersteller von Türen, Fenstern und Sicherungstechnik profitieren, ebenso Handwerker. International gesehen erscheint dies nur als regionale Sonderkonjunktur. Doch die Entwicklung passt ins Gesamtbild: Die Branche der Sicherungs- und Zugangstechnik für Gebäude hat mehrere Trends auf ihrer Seite, die Wachstum versprechen. So nimmt weltweit das Bedürfnis nach Sicherheit mit steigendem Wohlstand zu. Auch die Schwellenländer sind ein interessanter Markt. Daneben treibt die zunehmende Urbanisierung den Bedarf nach Sicherungstechnik an. Und schließlich sorgen Digitalisierung und Vernetzung für neue Anwendungen und Produkte.

Zwar ist der Markt weltweit noch stark fragmentiert, dennoch gibt es börsennotierte Unternehmen, die einen Blick wert sind. Etwa Assa Abloy: Die Schweden sind führend mit nach eigener Einschätzung einem Marktanteil von über zehn Prozent. Das Mitglied des Stockholmer OMX-30-Index verfolgt seit Jahren eine erfolgreiche Wachstumsstrategie, zum einen mit bereits vorhandenen Produkten und Marken sowie Neu- und Weiterentwicklungen, zum anderen durch Übernahmen. Auf den Wohnungsmarkt entfallen nur 25 Prozent des Umsatzes. 75 Prozent betreffen die profitablere Ausrüstung von gewerblichen und öffentlichen Immobilien, etwa Büros, Einkaufszentren oder Krankenhäuser. Entsprechend tragen mechanische Schlösser und Schließsysteme lediglich noch 29 Prozent zum Umsatz bei, während elektromechanische und elektronische Schlösser sowie automatische Eingänge jeweils ebenfalls fast diese Größenordnung erreichen. Unter anderem durch Akquisitionen erzielte Assa Abloy 2015 bereits 26 Prozent seines Umsatzes in den Schwellenländern. In China müssen die Schweden allerdings Rückgänge hinnehmen. Am stärksten ist das Wachstum in Südamerika.



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Sicherheit plus Dividende



Insgesamt hat Assa Abloy in den vergangenen Jahren kontinuierlich bei Umsatz und Ertrag zugelegt. Dies dürfte sich auch 2016 fortsetzen, sodass die Aktie weiter attraktiv bleibt. Seit 2010 hoben die Schweden zudem die Dividende jedes Jahr an, nachdem diese bereits davor allenfalls stagnierte.

Allegion wurde 2013 aus dem US-Konzern Ingersoll-Rand ausgegliedert. Die Amerikaner verfügen über etablierte Marken, haben mit 70 Prozent Umsatzanteil aber einen klaren regionalen Schwerpunkt in den USA. 2015 betrafen 40 Prozent des Umsatzes Schlösser und Schlüsselsysteme und erst 20 Prozent elektronische Produkte und Zugangskontrollsysteme. Über ein Viertel trugen außerdem Türschließer und Türsysteme bei. Im Mai verkündete Allegion die Übernahme der deutschen Trelock GmbH, die vor allem für Fahrradschlösser bekannt ist. In dem Bereich besaß Allegion bereits die Marken Kryptonite und AXA Bike. Auch das US-Unternehmen will letztlich intern sowie durch Zukäufe wachsen. Der Ausblick für das laufende Jahr war positiv. Demnach könnte das Ergebnis je Aktie um rund zehn Prozent zulegen. Der Umsatz, der in den Vorjahren noch stagniert hatte, soll wieder deutlich steigen. Allerdings muss Allegion noch beweisen, wie stark es dauerhaft außerhalb des Heimatmarkts wachsen kann.

Mit vereinten Kräften



Nach Umsatz zu Allegion aufgeschlossen hat voriges Jahr durch eine deutsch-schweizerische Fusion Dorma + Kaba. Fast auf Augenhöhe übernahm formal die Schweizer Kaba Holding das deutsche Familienunternehmen Dorma. Der Zusammenschluss wurde im September wirksam. Im März veröffentlichte das Unternehmen erstmals Halbjahreszahlen auf Pro-forma-Basis. Danach sorgen Zugangslösungen nun für 86 Prozent des Umsatzes des neuen Unternehmens, hinzu kommen Schlüssel, darunter Produkte für die Automobilindus-trie, und bewegliche Wände. Dorma + Kaba hat zwar seinen Schwerpunkt in Europa und im deutschsprachigen Raum, aber das Unternehmen ist dennoch weltweit präsent. Zugleich zeigen Umsatz und Ergebnis, dass die Fusion bisher im Wesentlichen im Plan liegt und auch die gewünschten Synergien bringen könnte. Das operative Ergebnis (Ebit) lag sogar mit fast neun Prozent im Plus. Die Voraussetzungen sind derzeit gut, dass Dorma + Kaba von seiner neuen starken Marktposition künftig profitieren kann.

Ebenfalls ein wichtiger Akteur im Markt ist der US-Konzern Stanley Black & Decker, der allerdings kein reines Investment in Sicherungs- und Zutrittssysteme bietet. Diese tragen nur rund 19 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Doch auch zusammen mit der dominierenden Werkzeugsparte und dem Bereich Industrie ist das Unter-nehmen interessant. Mit einer soliden Umsatz- und Ertragsentwicklung erscheint die Perspektive intakt. Für das laufende Jahr hob Stanley Black & Decker die Gewinnerwartung sogar vor Kurzem auf ein Plus von fünf bis acht Prozent gegenüber dem Vorjahreswert an.



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