Der größte deutsche Industriekonzern hat im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen Gewinnsprung hingelegt. Der Gewinn der vier Sektoren Energie, Industrie, Medizintechnik und Infrastruktur stieg um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf über 1,7 Milliarden Euro. Der Umsatz des Konzerns wuchs lediglich um ein Prozent, der Auftragseingang stagnierte. Konzernchef Joe Kaeser zeigte sich dennoch mit dem Ergebnis zufrieden und verwies darauf, dass der Gewinnsprung trotz Gegenwinds von der Währungsseite sowie steigenden Kosten erzielt worden sei. "Wir haben unsere Profitabilität entsprechend gesteigert. Das ist eine Leistung, auf die wir angesichts von Märkten, die kein Wachstum zeigen, stolz sein können", so Kaeser. Der Umsatz war in den Sektoren Energie und Medizintechnik leicht gesunken, Industrie und Infrastruktur wuchsen hingegen. In der Energietechnik sehe man sich noch über längere Zeit Herausforderungen gegenüber, betonte der Siemens-Chef. Insbesondere in der Energieübertragung, die einen Verlust auch aufgrund schwieriger Netzanbindungen von Offshore-Windparks verbuchte, gebe es noch Handlungsbedarf.

Kaeser hat mit seiner "Vision 2020" Anfang Mai ein umfangreiches Umbauprogramm aufgelegt, im Rahmen dessen die Organisationsebene der Sektoren Anfang Oktober entfallen soll. Ziel des Vorstands ist es, die Effektivität zu steigern und insbesondere Aufträge zuverlässiger abzuarbeiten, sodass weniger Sonderbelastungen anfallen. Im laufenden Geschäftsjahr zum Ende September sollen die Belastungen zwischen 600 und 700 Millionen Euro liegen, im Vorjahr verbuchte Siemens hier noch zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden Euro.

Kaeser bestätigte auch Gewinnprognose des Konzerns, wonach der Gewinn nach Steuern pro Aktie, im Vorjahr bei 5,08 Euro, um mindestens 15 Prozent zulegen soll. Umgerechnet entspricht das einem Anstieg des Nettogewinns von 4,3 auf 4,9 Milliarden Euro. Die Sanktionen der Europäischen Union gegenüber Russland werden laut Kaeser keinen Einfluss auf die Prognose haben. Weitere Folgen im kommenden Geschäftsjahr seien aber schwer abschätzbar, so der Siemens-Chef.

Kaeser deutete an, dass die Hörgerätesparte des Konzerns, die inzwischen als "Firma ganzheitlich ausgeprägt" sei, im kommenden Geschäftsjahr an die Börse gehen könne. Hieraus sollte es positive Einmaleffekte geben, so Kaeser sinngemäß. Der Konzern treibt den Prozess ähnlich der Ausgliederung der Lichttechnik-Tochter Osram voran. Ob es dann ein Spin-Off, also eine Abspaltung wie bei Osram werde, oder ein klassischer Börsengang, müsse sich noch zeigen. Zu Spekulationen, auch die Medizintechniksparte könnte als Ganzes an die Börse, äußerte sich der Siemens-Chef nicht. Der Konzern hat den Verkauf eines Teils der Diagnostik, des Mikrobiologiegeschäfts, angekündigt.

Einschätzung der Redaktion

Die Aktie zog nach den Zahlen in einem schwachen Gesamtmarkt gegen den Trend an. Aussicht auf Sondererlöse durch den Börsengang der Hörgerätesparte im kommenden Geschäftsjahr bringt Fantasie. Solide Dividendenrendite. Das Papier bleibt einer unserer Favoriten im Industriebereich. Kaufen.

Stopp: 79,00 Euro, Ziel: 105,00 Euro