Wegen des extrem niedrigen Zinsniveaus werfen klassische Tages- und Festgeldkonten sowie der Anleihemarkt kaum noch attraktive Renditen ab. Bei vielen Investoren rücken daher solide Aktien mit einer hohen Dividendenrendite in den Fokus. Nicht nur die klassischen Blue Chips profitieren von diesem Trend, auch die risikoreicheren Werte in der zweiten Reihe sind verstärkt gesucht. Im SDAX ist daher die Aktie von Sixt ein klarer Favorit. Für die stimmrechtslosen Vorzugspapiere erhielten Anleger im vergangenen Jahr 1,02 Euro, für 2014 dürften 0,92 Euro fällig werden. Damit bietet die Aktie eine Verzinsung von 4,2 Prozent, deutlich mehr als Anleger derzeit im DAX verdienen können, wo die durchschnittliche Quote bei rund 2,9 Prozent liegt.

Basis für die starke Kursentwicklung und die hohe Dividende ist eine gesunde Geschäftsentwicklung. Auf den ersten Blick versprüht das Unternehmen aus Pullach bei München nicht gerade viel Fantasie. Als Autovermieter ist die Marke inzwischen sehr bekannt, vor allem mit provokanten Werbekampagnen sorgte das Unternehmen immer wieder für Aufmerksamkeit. Dank der Expansionsmaßnahmen der vergangenen Jahre ist der Konzern inzwischen deutlich mehr als einer der führenden Autovermieter in den europäischen Kernländern.

Um vom Heimatmarkt unabhängiger zu werden, hat die Internationalisierungsstrategie für Sixt eine maßgebliche strategische Bedeutung. Rund 73.500 Fahrzeuge zählten im ersten Quartal zur Vermietflotte, 6.400 Autos mehr als Vorjahreszeitraum. Große Wachstumspotenziale lauern besonders auf dem US-Markt. Seit 2011 sind die Münchener auf dem größten Autovermietermarkt der Welt präsent. Ende März war Sixt mit 20 eigenen und 10 Franchisestationen vertreten, hier steht der Konzern noch am Anfang seiner Wachstumsstrategie. Im Jahresverlauf sollen 15 bis 20 weitere Niederlassungen hinzukommen. Der Erfolg kann sich bereits sehen lassen. Im ersten Quartal stiegen die inländischen Vermietungserlöse nach einer längeren Durststrecke um 6,7 Prozent auf 142 Mio. Euro. Im Ausland gingen gut 88 Mio. Euro durch die Bücher, gut 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. "Wir sind extremst überrascht", ließ Vorstandschef Erich Sixt im Mai mit Blick auf die Expansion im europäischen Ausland und den USA durchblicken. "Wir verzeichnen auch ein höheres Wachstum und niedrigere Anlaufverluste als erwartet. Die USA macht uns eine Menge Spaß", so der Mehrheitsaktionär. Konkrete Umsatzziele für die USA wurden zwar nicht genannt, sie sollen aber 2014 "sehr sehr weit im zweistelligen Millionen-Bereich" liegen. Für den 19. August werden die Zahlen für das erste Halbjahr erwartet, besonders die Entwicklung jenseits des Atlantiks dürfte von Investoren genau verfolgt werden.

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Mit BMW auf Platz Eins

Nicht minder interessant sind die Projekte auf dem Heimatmarkt. Zusammen mit BMW startete Sixt im Jahr 2011 das Premium Carsharing-Angebot "DriveNow". Seit dem Start vor drei Jahren kletterte die Zahl der Mitglieder von 215.000 Ende 2013 auf zuletzt 290.000. Damit gilt das Carsharing-Joint Venture zwischen BMW und Sixt als kundenstärkster Anbieter in Deutschland. Nach Angaben von DriveNow-Chef Nico Gabriel verzeichnet der Dienst täglich mehr als 12.000 Anmietungen und mehrere hundert Registrierungen. Tendenz klar steigend. Abgerundet wird die Wachstumsstrategie im Segment Autovermietung durch Kooperationen in den Bereichen Hotel und Touristik. Die Vereinbarungen sehen vor, Produkt- und Serviceangebote in die Buchungssysteme des jeweiligen Partners zu integrieren. Kunden der Kooperationspartner kommen so in den Genuss von finanziellen Vorteilen wie Ermäßigungen oder Meilengutschriften. Unter dem Strich erzielte Sixt im ersten Quartal bei den Vermietungserlösen ein Wachstum von 9,5 Prozent auf 230 Mio. Euro.

Die zweite wichtige Säule auf Konzernebene ist der Geschäftsbereich Leasing, die Erlöse legten in den ersten drei Monaten um knapp fünf Prozent auf 100 Mio. Euro zu. Hier ist das SDAX-Unternehmen mit vielversprechenden Partnerschaften am Start. Zusammen mit dem auf Elektrofahrzeuge spezialisierten Autohersteller Tesla läuft seit Februar eine strategische Partnerschaft, bei der Sixt umfassende Leasingservices für die Tesla Model S Premium-Limousine in den Tesla Retail Stores sowie im Internet anbietet.

Abgerundet wird die Investmentstory durch eine ordentliche Finanzlage. Ende März belief sich die Eigenkapitalquote auf 27 Prozent und blieb damit auf einem Niveau, das weit über dem Durchschnitt der Vermieter- und Leasingbranche liegt.

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19. August liefert Vorentscheidung

Nach dem guten Jahresauftakt hielt das Management an der wie üblich recht konservativen Prognose für das Gesamtjahr fest. Umsatz und Vorsteuerergebnis sollen 2014 leicht steigen. Im vergangenen Jahr erzielte Deutschlands größter Autovermieter einen operativen Konzernumsatz von 1,51 Mrd. Euro bei einem Vorsteuergewinn von 137 Mio. Euro.

Am kommenden Dienstag dürften die Zahlen für das erste Halbjahr mehr Klarheit liefern. Bereits mit Veröffentlichung der Bilanz für das erste Semester gab Sixt bekannt, dass die Investitionen in die Flotte um knapp 14 Prozent erhöht wurden, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Die Maßnahmen sollten sich auszahlen, denn die Reisetätigkeit dürfte gestiegen sein. So berichtete Fraport für das abgelaufene Quartal ein Plus von 2,7 Prozent, bei der Lufthansa waren es 1,1 Prozent. Das Bankhaus Lampe rechnet mit Umsätzen von 441,7 Mio. Euro und einem EBT von 40,9 Mio. Euro. Zur Einordnung: Im Vorjahreszeitraum gingen 412,7 Mio. Euro durch die Bücher bei einem EBT von 35,5 Mio. Euro. Im Gegenzug dürfte die EBT-Marge um 0,7 Prozentpunkte auf starke 9,3 Prozent gestiegen sein. Pro Aktie sollen 0,58 Euro hängen bleiben nach 0,53 Euro im Vorjahresquartal.

Die Sixt-Stammaktien entwickelten sich zuletzt etwas besser als die Vorzüge. Verglichen mit den Vorzügen liegt die Dividendenrendite mit 3,3 Prozent rund einen Prozentpunkt tiefer. Dafür sind die Stämme im SDAX gelistet und deutlich liquider. Analysten taxierten zuletzt das Kursziel auf 31 bis 32 Euro, knapp 20 Prozent über dem aktuellen Niveau. Vor allem dank des jüngsten Rücksetzers von rund 15 Prozent lockt der Small Cap wieder mit einem Schnäppchenpreis bei unverändert intakter Wachstumsstory.