Das ist ein Wort! Die Deutsche Bank traut der Solarindustrie in den nächsten 20 Jahren kumulierte Umsätze im Wert von fünf Billionen Dollar zu. Bis zum Ende der genannten Zeitspanne dürfte sich das Volumen des gesamten Elektrizitätsmarkts von zwei auf vier Billionen Dollar verdoppelt haben. Der Solarsektor jedoch soll weltweit sogar um den Faktor zehn wachsen.



Klingt ehrgeizig, doch die Rechnung könnte aufgehen. Solarenergie befindet sich praktisch weltweit auf dem Vormarsch. Bei der umweltfreundlichen Technik gibt es noch viel Aufholbedarf. Selbst nach einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von rund 30 Prozent in den vergangenen 20 Jahren machen die bisher installierten 130 Gigawatt (GW) erst einen sehr geringen Teil des 6000 GW großen Elektrizitätsmarkts aus. Besonders viel Wachstumsfantasie steckt in den Schwellenländern. So hat das von großen Umweltproblemen geplagte China jüngst das Installationsziel für Solaranlagen für 2015 von 15 GW auf 17,8 GW angehoben. Im Vorjahr dürfte sich der Zuwachs auf zwölf GW belaufen haben. Längst hat sich China zum größten Markt weltweit entwickelt.



Angreifen will auch Indien. Geht es nach den Prognosen der Deutschen Bank, dann werden die Solarkapazitäten dort bis 2022 immerhin 100 GW erreichen - rund 25 Prozent der bis dahin auf 400 GW geschätzten Gesamtkapazitäten des Subkontinents.

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Weiter aufwärts geht es auch in den Industrieländern. In Großbritannien hatten regenerative Energien im Vorjahr erstmals einen größeren Anteil an der Energieerzeugung als die Atomkraft. Selbst in den USA boomt die Solarenergie. Befeuert wird der Aufschwung dadurch, dass die Branche zunehmend ohne staatliche Subventionen wettbewerbsfähig ist. Die sogenannte Netzparität, also der Punkt, an dem Solarstrom zu den gleichen Kosten gewonnen werden kann wie konventionelle elektrische Energie, ist laut Deutsche Bank bereits in mehr als der Hälfte aller Länder erreicht. In den nächsten beiden Jahren soll der Anteil der Länder, in denen Solarstrom nicht mehr teurer ist, trotz des niedrigen Ölpreises auf 80 Prozent steigen.

Stimmt dies auch nur annähernd, könnte das Solaraktien einen dauerhaften Boom bescheren. In diesem Jahr sind die Kurse vieler dieser Titel jedenfalls schon stark angesprungen. Deutlich wird das am Index Solactive Global Solar Total Return, der es 2015 auf ein Plus von 58 Prozent gebracht hat. Kurzfristig mag sich das nach Übertreibung anhören, trotzdem notiert der Index immer noch rund 66 Prozent unter dem Ende 2007 markierten Höchststand.



2014 bremste der Verfall des Ölpreises die Kurse im Solarsektor. Doch einen solchen Zusammenhang bestreitet nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch Paul Coster von J. P. Morgan: "Wir rechnen wegen der Schwäche des Ölpreises nicht mit nennenswerten negativen Auswirkungen auf den Solarbereich", sagt der Analyst. Er verweist dazu auf das im vierten Quartal 2014 von den führenden Solarzellenherstellern eingefahrene Umsatzplus von 37 Prozent.

Auf Seite 3: Kursaufschwung konstant



Für eine mittelfristige Fortsetzung des jüngsten Kursaufschwungs spricht die Tatsache, dass es noch immer günstig bewertete Solaraktien gibt. Fündig werden Anleger vor allem in China. So kommt China Singyes Solar Technologies auf ein geschätztes KGV für 2016 von 6,9, obwohl die Société Générale das Unternehmen als einen der größten Profiteure der angehobenen Planzahlen für den chinesischen Solarmarkt sieht. Das Kursziel der dortigen Analysten liegt mit 17,50 Hongkong-Dollar um 54 Prozent über dem aktuellen Kurs von 11,38 Hongkong-Dollar. Beträchtlich ist der Abstand zu den Kurszielen der Analysten bei Jinko Solar und JA Solar. Im Konsens werden hier Kurse von 35,20 Dollar und 13,80 Dollar für erreichbar gehalten. Das liegt um 29 Prozent und 38 Prozent über den aktuellen Notierungen. Nimmt man das jeweils einstellige KGV als Maßstab, scheinen diese Vorgaben nicht aus der Luft gegriffen zu sein.



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Günstige Hoffnungsträger

Canadian Solar stammt aus Kanada, ist aber mit Fertigungsstätten stark in China vertreten. Auch hier ist das KGV einstellig. Damit dürften - wie bei den anderen Titeln - Branchenrisiken wie etwa das zyklische Geschäft zumindest teilweise eingepreist sein. Das Konsens-Kursziel der Analysten liegt mit 46,39 Kanada-Dollar um 34 Prozent über dem derzeitigen Kurs.

Fantasie birgt bei dem Solarmodulhersteller der Plan zur Gründung einer Yieldco-Gesellschaft. Diese Konstrukte schütten aus dem Betrieb von Solarprojekten regelmäßig Dividenden aus. Sie sorgen in der Branche derzeit für viel Aufsehen. Bei den Anlegern kommt das gut an, weil im Niedrigzinsumfeld renditestarke Investments beliebt sind. Außerdem verspricht man sich von Yieldcos geringere Schwankungen als von herkömmlichen Solaraktien. Das alles klingt so, als ob über den Solaraktien dieses Mal länger die Sonne scheinen sollte als beim letzten Boom.

Da könnte auch für Capital Stage, ein deutsches Unternehmen, etwas abfallen. Denn der Solar- und Windparkbetreiber aus dem SDAX wächst stark. Bei erfolgreicher Umsetzung der ehrgeizigen Pläne dürfte der Wert trotz bereits angesprungener Notierungen noch Luft nach oben haben.