"Ich sehe die Lage bei weitem nicht mehr so dramatisch wie vor einigen Monaten", sagte Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich am Donnerstag. Der Hamburger Nivea-Konzern habe den Umsatz im größten Land der Welt, das stark unter den Sanktionen des Westens leidet, in den ersten drei Monaten des Jahres um mehr als ein Fünftel gesteigert. "Wir haben Marktanteile gewonnen wie nie." Heidenreich erwartet, dass das Wachstum in den kommenden Monaten anhält.

Auch beim Düsseldorfer Rivalen Henkel lief es - bereinigt um Währungseffekte - in Osteuropa ordentlich. Im Gegensatz zu Beiersdorf gibt der Hersteller von Pritt und Persil aber keine Entwarnung. "Angesichts des anhaltenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine gehen wir weiterhin von einer Stagnation der Wirtschaft in Osteuropa aus", sagte Vorstandschef Kasper Rorsted. Er rechne weiter damit, dass die Folgen der Ukraine-Krise den Gewinn um rund 100 Millionen Euro drücken.

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PREISERHÖHUNGEN HELFEN

Die russische Währung, die im vergangenen Jahr wegen der Krise noch ins Bodenlose gestützt war, hat sich inzwischen stabilisiert. Der Rubel kostet derzeit aber immer noch rund ein Drittel mehr als vor Jahresfrist. Bei beiden Unternehmen sanken dadurch die Erlöse in der Region, da bei Umrechnung in Euro weniger in den Kassen ankommt. Während die Kosmetiksparte von Beiersdorf, die für 80 Prozent des Konzernumsatzes steht, im ersten Quartal einen Rückgang um 4,5 Prozent verbuchte, sanken die Erlöse bei Henkel in Osteuropa um 6,7 Prozent. Rechnet man den Währungseffekt heraus, stieg der Quartalsumsatz bei Henkel um 7,4 Prozent, bei Beiersdorf um fast zehn Prozent.

Die Folgen der Ukraine-Krise schüttelten die beiden deutschen Vorzeigekonzerne durch Zuwächse in anderen Regionen ab. So steigerte Henkel den Umsatz weltweit im ersten Quartal um 12,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Dabei halfen die Zukäufe aus dem vergangenen Jahr und der starke Dollar - auch in Nordamerika ist Henkel stark vertreten. Zulegen konnten die Düsseldorfer zudem in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas.

Beiersdorf wuchs nur etwa halb so stark: Die Erlöse kletterten um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Ohne den Anschub durch den schwachen Euro konnten die Hamburger nur um 0,7 Prozent zulegen. In Westeuropa sowie in China waren die Umsätze sogar rückläufig. Dagegen kommt Beiersdorf in Süd- und Nordamerika immer besser voran. Operativ verdienten sowohl Henkel als auch Beiersdorf glänzend: Henkel steigerte den Betriebsgewinn um 6,5 Prozent auf 648 Millionen Euro. Beiersdorf legte um neun Prozent auf 255 Millionen zu. Anleger schickten die Aktie an die Spitze des Leitindexes Dax.

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WARTEN AUF DIE "SCHÖNE BRAUT"

Angaben über mögliche Zukäufe machten weder Henkel noch Beiersdorf. Henkel-Chef Rorsted wollte erneut Aussagen von Insidern nicht kommentieren, Henkel könnte die P&G-Tochter Wella ins Visier nehmen. Beiersdorf will sich im Kosmetikgeschäft verstärken, hat aber bis dato offenbar noch keinen geeigneten Übernahmekandidaten gefunden. "Es ist vieles am Markt, man guckt sich vieles an", sagte Konzernchef Heidenreich. Sollte sich "eine schöne Braut auftun", werde sich Beiersdorf diese sicher anschauen. Schwerpunkt bleibe Wachstum aus eigener Kraft.

Henkel verfügt über Milliarden für Übernahmen und auch Beiersdorf gilt wegen seiner prall gefüllten Kriegskasse seit längerem als potenzieller Käufer. Der Konzern hat Barmittel von rund 2,5 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Einschließlich eigener Aktien und von den Aktionäre genehmigten zusätzlichen Kapitals wäre das Unternehmen in der Lage, eine Übernahme in einem Volumen von mehr als acht Milliarden Euro zu stemmen

Reuters