Am 14. Dezember hatte Steinhoff insgesamt ausstehende Schulden im Umfang von 10,7 Milliarden Euro. Ein Ende der Unregelmäßigkeiten in der Bilanz sei noch nicht abzuschätzen, räumte das Management in einer Präsentation für die Banker ein.

Die Steinhoff-Aktie, die seit einem Kursabsturz Anfang Dezember nur noch zu Cent-Beträgen gehandelt wird, stürzte nach den Nachrichten weiter in den Keller. Am Dienstagnachmittag lag sie zuletzt mit 22,59 Prozent im Minus bei 0,497 Euro. Seit Jahresbeginn hat sie damit fast 90 Prozent an Wert verloren, den Großteil davon im laufenden Monat. Seitdem gibt es immer wieder starke Schwankungen. In Deutschland ist Steinhoff vor allem durch seinen Möbelhändler Poco bekannt, der sich jedoch nicht von den Turbulenzen betroffen sieht.

Am Dienstagnachmittag veröffentlichte Steinhoff im Internet die Präsentation, mit der das Management bei den Banken vorstellig werden wollte. Darin heißt es, die Kreditlinien des Konzerns würden immer öfter gestrichen oder ausgesetzt. Auch Kreditversicherer kappen demnach ihre Deckungen für das Unternehmen oder kündigen sie ganz. Die Absicherung durch Kreditversicherer macht üblicherweise den Weg dafür frei, dass Möbelhersteller und andere Lieferanten Händlern wie Steinhoff Ware liefern, ohne dass diese sofort dafür bezahlen müssen.

Unterdessen kann die Steinhoff-Führung den Umfang der Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen und Jahresabschlüssen noch nicht einschätzen. Es lasse sich noch nicht sagen, ob weitere Bilanzperioden betroffen seien, heißt es in der Präsentation. Steinhoff hatte Anfang Dezember überraschend die Vorlage der Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr auf unbestimmte Zeit verschoben und sich von seinem bisherigen Chef Markus Jooste getrennt. Inzwischen steht fest, dass auch die Bilanz für das vorangegangene Geschäftsjahr berichtigt werden muss.

Die gesamten Schulden in Höhe von 10,7 Milliarden Euro liegen laut Steinhoff vor allem bei den europäischen Teilen des Konzerns. Diese stehen für über 8,5 Milliarden Euro der Verbindlichkeiten. Knapp 2 Milliarden Euro entfallen auf Südafrika, ein kleiner Rest auf die USA. Vergangene Woche hatte Steinhoff bereits Anteile an der südafrikanischen Investmentgesellschaft PSG Group versilbert und soll umgerechnet rund 293 Millionen Euro einnehmen.

Im Zuge seiner Rettung soll der Konzern ab sofort von einem vierköpfigen Management geführt werden. Neben dem vorläufigen Vorstandschef Danie van der Merwe rückt der Chef der Steinhoff-Tochter Conforama, Alexandre Nodale, als sein Stellvertreter in das Führungsgremium auf. Die Geschäfte von Conforama soll Nodale parallel weiterführen. Zudem holt Steinhoff mit Louis Du Preez einen Wirtschaftsanwalt in das Führungsteam. Finanzchef Ben La Grange bleibt auf seiner Position. Die Funktion von Christo Wiese als Aufsichtsratschef hat bereits die gelernte Investmentbankerin Heather Sonn übernommen.

Der Steinhoff-Konzern mit niederländischer Rechtsform und operativem Sitz in Südafrika befindet sich seit Anfang Dezember in einer schweren Krise, nachdem wegen Bilanzunregelmäßigkeiten ermittelt wird. Bei den Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen geht es laut Steinhoff um die "Richtigkeit und Werthaltigkeit" bestimmter Vermögenswerte im Europa-Geschäft.