Dank seiner Übernahmestrategie zeigt Ströer weiterhin starke Zuwachsraten. In den ersten neun Monaten wuchs der Umsatz um 38 Prozent auf 765,7 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 43 Prozent auf 73 Cent. Angesichts eines solchen Wachstumstempos erscheint die Bewertung der Aktie mit einem 2017er Kurs-Gewinn-Verhältnis(KGV)von 12,2 niedrig. Allerdings hat sich der MDax-Konzern sein Wachstum zu großen Teilen eingekauft. Seit Jahren verbreitert Ströer seine Wertschöpfungskette durch Zukäufe, gab seit 2013 rund 650 Millionen Euro für Übernahmen aus und erschließt sich so besonders im Internet immer neue Geschäftsfelder. Bereits heute ist der Konzern durch den Kauf des Internetportals T-Online.de der größte Online-Werbevermarkter des Landes. Gleichzeitig kommt Ströer in der Außenwerbung auf einen Marktanteil zwischen 50 und 55 Prozent.

Die Strategie machte das Familienunternehmen zum Ziel des aktivistischen Leerverkäufers Muddy Waters. Der Hedgefonds attackierte das MDAX-Unternehmen mit dem Vorwurf geschönter Wachstumszahlen, erzeugt auch durch zahlreiche Übernahmen. Ströer weist die Anschuldigungen zurück. Mit dem Angriff spekulierten die Amerikaner erfolgreich auf fallende Kurse. Doch Ströer wächst auch aus eigener Kraft. Organisch stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 7,4 Prozent. Mit einem Plus von 8,6 Prozent konnte dabei besonders das Stammgeschäft mit Außenwerbung in Deutschland stark zulegen aber auch die digitalen Aktivitäten wuchsen mit Plus neun Prozent aus eigener Kraft.

Ströer weist sein organisches Wachstum allerdings anders aus, als die meisten Unternehmen. Zukäufe werden ab der Übernahme in das eigene Wachstum mit einberechnet. Allerdings nicht mit dem gesamten Umsatz, sondern nur mit dem Mehrumsatz, den das Übernahmeziel aus eigener Kraft erwirtschaftet hat. Mit den Erträgen wird ebenso verfahren.

Doch nicht nur die Einnahmen steigen. Trotz hoher Wachstumsinvestitionen etwa in den Aufbau eines regionalen Anzeigenvertriebs konnten die Margen gesteigert werden. Sowohl in der Außenwerbung als auch im Digitalgeschäft.

Einschätzung der Redaktion



Mit der bestätigten Prognose für dieses sowie das kommende Jahr versucht Ströer Börsianern weitere Zweifel an seinen Wachstumsaussichten zu nehmen. So soll der Umsatz 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro erreichen sowie mehr als 320 Millionen Euro operativer Gewinn gemacht werden. Alles vor weiteren Übernahmen.

Dennoch sackte die Aktie nach den Quartalszahlen ab. Leerverkäufer wie Muddy Waters scheinen dafür eher weniger in Frage zu kommen. Laut Bundesanzeiger sinkt das Volumen geshorteter Ströer-Aktien. Ein Grund könnten die Probleme in der Türkei sein. Maßgeblich wegen der politischen Unruhen in dem Land sanken die Umsätze mit Außenwerbung außerhalb Deutschlands in den ersten neun Monaten des Jahres um 7,1 Prozent. Allerdings sagt das Unternehmen, dass die Geschäfte seit Oktober wieder anzögen. Weil dennoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass auf Ströer aus dem Ausland weitere schlechte Nachrichten zukommen, sollten nur risikobereitere Anleger die Aktie kaufen.

Kursziel: 50,00 Euro

Stoppkurs: 33,00 Euro