"Wir sind nach langen konstruktiven Verhandlungen zu einem Abschluss gekommen", sagte TUI-Chef Friedrich Joussen am Montag. Die Eigner von TUI Travel würden für jeden gehaltenen Anteil 0,399 neue TUI-AG-Aktien bekommen. An der Höhe des Austauschverhältnisses ändert sich damit im Vergleich zu den ersten vorläufigen Angaben nichts. Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in Deutschland haben, aber in erster Linie an der Londoner Börse notiert sein. Die gesamte Transaktion ist TUI zufolge drei Milliarden Euro schwer. Das fusionierte Unternehmen wäre an der Börse 6,5 Milliarden Euro wert.

Mit dem geplanten Schulterschluss will der ehemalige Vodafone-Manager Joussen eine folgenschwere Entscheidung seines Vorgängers Michael Frenzel rückgängig machen. Frenzel wollte TUI eigentlich auf die Containerschifffahrt konzentrieren und hatte deshalb das Reisegeschäft 2007 nahezu komplett an TUI Travel abgegeben. Nachdem die Schifffahrtskonjunktur wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise lahmte, vollzog TUI einen erneuten Strategiewechsel und setze fortan komplett auf Tourismus. Doch 95 Prozent der Umsätze des gesamten Konzerns laufen über die Tochter TUI Travel, bei der die Vorstände aus Hannover aber nur begrenzt das Sagen haben. Mehrere Versuche, die beiden Unternehmen wieder zusammenzuführen, waren danach gescheitert. "Was lange währt, wird endlich gut", freute sich Joussen nun.

Die Aktien der TUI AG stiegen in Frankfurt um ein Prozent, die Titel von TUI Travel gewannen in London 1,6 Prozent. Der Schulterschluss soll die Geschäfte beider Unternehmen voranbringen. Durch die Zusammenarbeit sollen die Kosten um 65 Millionen Euro jährlich sinken - bislang waren 45 Millionen Euro genannt.

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FUSION HÄNGT AN AKTIONÄRSZUSTIMMUNG

Das letzte Wort haben nun die Aktionäre: Mindestens 75 Prozent der TUI-Travel-Eigner müssen dem Zusammenschluss zustimmen. Die Hürde ist hoch, da sich die Quote auf die 46 Prozent ausstehende Aktien bezieht, die die TUI AG nicht schon hält. "Damit ist der Ausgang des Deals ungewiss, da eine kleine Gruppe von Aktionären von TUI Travel ausreicht, um die Übernahme zu blockieren", schreiben die Analysten der Berenberg Bank. Zudem müssen noch 75 Prozent der Aktionäre der TUI AG den dafür erforderlichen Kapitalerhöhungen zustimmen. Abgestimmt wird Ende Oktober. Joussen kündigte an, bis dahin zusammen mit TUI-Travel-Chef Peter Long bei den Aktionären für die Fusionspläne werben zu wollen: "Das neue Unternehmen wird im Wettbewerb wesentlich stärker sein." Gleichzeitig winkt den Aktionären der TUI AG mehr Geld: Sie sollen für das Geschäftsjahr 2013/14 eine Dividende von 33 Cent je Aktie erhalten - zuletzt gab es 15 Cent.

Reuters