Auf dem deutschen Kurszettel locken viele Aktien mit einer attraktiven Investmentstory. Allerdings erweisen sich nicht alle Zukunftsszenarien als nachhaltig, bei einigen Werten bleibt die erhoffte Kursrally aus. Umso interessanter sind Papiere, bei denen beides passt - eine starke Kursentwicklung und reichlich Wachstumsfantasie. Takkt zählt zweifellos zu den Favoriten.

Die Papiere des führenden Spezialversandhändlers für Geschäftsausstattung legten seit dem Tief von Mitte Oktober um rund 50 Prozent zu und entwickelten sich ähnlich gut wie der Gesamtmarkt. Erst allmählich dürften auch etwas größere Investoren auf den SDAX-Wert aufmerksam werden. Im November vergangenen Jahres lag die Marktkapitalisierung noch bei 830 Mio. Euro. Inzwischen kletterte der Börsenwert auf 1,1 Mrd. Euro und somit über eine wichtige Schwelle. Gleiches gilt auch für den Kursverlauf. Erst im März erfolgte der Ausbruch über die bisherige Bestmarke des vergangenen Jahres, der Weg auf der Oberseite ist nun frei. Dies begünstigt eine weitere Aufwärtsbewegung, da es keine bereits bestätigten Widerstände geben kann. Die charttechnischen Aussichten sind somit durchweg positiv.

Untermauert werden die Kurszuwächse von einer erfreulichen Geschäftsentwicklung. In den vergangenen Jahren haben die Schwaben ihre Marktpräsenz sukzessive ausgebaut und profitieren nun von ihrer guten Aufstellung. Inzwischen ist Takkt Marktführer in Europa und Nordamerika mit knapp drei Millionen Kunden in über 25 Ländern. Der Erfolg ist keineswegs überraschend, die Kunden erhalten die komplette Ausstattung aus einer Hand. Aus den Angeboten hunderter Lieferanten kann das Unternehmen ein umfassendes Gesamtsortiment mit mehr als 200.000 qualitativ hochwertigen Produkten anbieten. Abgerundet mit einem starken Servicegeschäft bietet das klare Geschäftsmodell mit dem Fokus auf den Vertriebsweg sowohl für Takkt als auch den Kunden zahlreiche Vorteile. Der Versandhandel mit einem Sortiment aus langlebigen Gebrauchsgütern ist effizienter als andere Distributionsformen. Dabei ist das Geschäftsmodell so aufgebaut, dass es relativ einfach auf neue Regionen und Produktgruppen ausgeweitet werden kann. Nur so gelingt es Takkt, bei vergleichsweise geringen Kosten neue Märkte zu erschließen, die mit positiven Erfolgsaussichten locken. und reichlich Wachstumsfantasie. Takkt zählt zweifellos zu den Favoriten.

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Der Cash-Flow sprudelt

Natürlich ist auch hier der richtige Mix entscheidend für den Erfolg. Die hohe Cash Flow-Marge von zuletzt rund zehn Prozent liefert beste Voraussetzungen, um Expansionspläne zu finanzieren. Nach Berechnungen von Warburg Research erzielte Takkt mit einer Kombination aus organischem Wachstum durch Ausweitung des Geschäftsmodells sowie Zukäufe von 1985 bis 2012 ein durchschnittliches Wachstum von zehn Prozent p.a. Neben dem Heimatmarkt in Europa ist Takkt in Nordamerika stark vertreten, wo knapp die Hälfte der Erlöse erzielt werden. Felix Zimmermann, Vorstandschef bei Takkt, blickt daher auch auf eine erfolgreiches Geschäftsjahr 2014: "In Europa haben wir uns trotz der im Jahresverlauf nachlassenden konjunkturellen Dynamik gut geschlagen. Das Geschäft in Nordamerika übertraf unsere Erwartungen. Unser Portfoliogedanke hat sich im Geschäftsjahr 2014 ein weiteres Mal bewährt."

Trotz unterschiedlicher Wachstumsdynamik in beiden Märkten kletterte der Konzernumsatz im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent bei einer Ebitda-Marge von 14 Prozent, die den oberen Bereich des angepeilten Zielkorridors erreichte. Natürlich unterliegt die Entwicklung den konjunkturellen Schwankungen, dennoch weist das Geschäftsmodell auch viele defensive Merkmale auf, die in Krisenzeiten stabilisierend wirken. Die Margen bleiben vergleichsweise robust und es gibt kaum Forderungsausfälle. Zudem kann die Kostenstruktur relativ flexibel an Nachfrageschwankungen angepasst werden, wie das Krisenjahr 2009 zeigt, als die Ebitda-Marge bei ordentlichen zehn Prozent lag. Von Krise kann derzeit aber keine Rede sein, Takkt bleibt auf Wachstumskurs. Vor allem in Nordamerika profitiert der Versandhändler von der guten Konjunktur und steigerte den Umsatz im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent, womit der Anteil des Geschäftsbereichs am Konzernumsatz nun bei 47 Prozent liegt.

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Zukauf wird Marge weiter verbessern

Der klare Fokus auf Wachstumsmöglichkeiten und Profitabilität zeigt sich auch in der konsequenten Umsetzung, Geschäftsbereiche zu verkaufen, die im Portfolio unter den Erwartungen bleiben. Nach dem Ausstieg aus Topdeq in 2013/14 verkaufte der Konzern zu Jahresbeginn die Plant Equipment Group (PEG). "Mit dem Verkauf der PEG verfolgt TAKKT das Ziel, ihre Ressourcen künftig noch stärker auf die Weiterentwicklung zum integrierten Multi-Channel-Unternehmen zu fokussieren", hieß es vom Unternehmen. Von dem Verkauf der PEG sollte künftig die Ebitda-Marge profitieren. Neue Möglichkeiten eröffnet zudem der jüngste Deal.

Mit Post-Up erwirbt Takkt einen führenden und etablierten Spezialisten für kundenindividuell bedruckte Werbemittel. Aufgrund der jahrelangen Erfahrung können die individualisierten Displays bereit am Tag der Bestellung an den Kunden versendet werden. Der Vertrieb erfolgt größtenteils Online, positiv ist zudem, dass das bisherige Management weiter an Bord bleibt. Post-Up erzielte 2014 Erlöse von 16 Mio. Dollar und erhöht damit den Umsatz der Sparte Takkt America um rund vier Prozent sowie des Konzerns um ein Prozent. Besonders positiv: Post-Up kommt auf eine Ebitda-Marge von 15 Prozent und liegt damit über dem Niveau von Takkt sowie deutlich über der Marge von Takkt America. Der Kauf von Post-Up wirkt sich sofort wertsteigernd aus und stellt eine gute Ergänzung im US-Geschäft dar, urteilten die Analysten der Deutschen Bank. Auch nach der Akquisition verfügt Takkt noch über ausreichend freie Kreditlinien für weitere Übernahmen.

Während der Auftakt 2015 in Europa eher verhalten war, rechnet das Management im Jahresverlauf mit deiner zunehmenden Belebung. In den USA stehen die Signale unverändert auf Expansion - die Aufstellung in beiden Märkten zahlt sich auch weiterhin aus. Für 2015 wird ein organisches Umsatzplus von drei bis fünf Prozent erwartet, die Ebitda-Marge sollte sich am oberen Rand der selbst gesteckten Range von zwölf bis 15 Prozent bewegen. LBBW sowie Warburg Research sehen das Kursziel bei 19 sowie 19,20 Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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