Telekom-Chef Timotheus Höttges kämpft derzeit an vielen Fronten. Das Festnetz-Geschäft in Deutschland will der oberste Fernmelder ausbauen, beim Sorgenkind T-Systems aufräumen, das Mobilfunk-Geschäft mit einem flächendeckenden LTE-Netz beschleunigen und die gesamte Netzinfrastruktur auf das Internet-Protokoll heben. Das ist alles ziemlich ambitioniert.

Doch ungeachtet der Mammut-Aufgaben ist Herkules Höttges offenbar gut unterwegs. Bereinigt um Sondereffekte und Abschreibungen (Ebitda) hat der Konzern im dritten Quartal 4,58 Milliarden Euro verdient. Das war zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber etwas besser als die von Analysten erwarteten 4,55 Milliarden. Auch bei den Erlösen lagen die Bonner besser als erwartet. Insgesamt reichte es zwischen Juli und September zu einem kleinen Umsatzplus von 0,8 Prozent auf 15,65 Milliarden Euro. Die Auguren hatten 15,56 Milliarden Euro erwartet. "Die Transformation ist in vollem Gange", freute sich der Anfang Januar an die Konzernspitze berufene Höttges am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Man sei gut unterwegs.

Starke US-Tochter

Vor allem in den USA kommen die Bonner mit ihrer Tochter T-Mobile US hervorragend voran. Dort zogen die Erlöse um knapp neun Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar an. "Wir haben am US-Geschäft derzeit viel Freude", sagte Höttges in der Telefonkonferenz. Nach den Ende Oktober vorgelegten Eckzahlen hat die Mannschaft um den schillernden T-Mobile-US-Boss John Legere im abgelaufenen Quartal knapp 1,4 Millionen neue Vertragskunden sowie 411.000 Pre-Paid-Kunden herangekarrt. So stark war kein anderer Mobilfunker in den USA. Neben dem iPhone hilft dabei auch eine radikal vereinfachte Tarifstruktur.

Angesichts des hohen Wachstums hatte der Konzern seine Prognose für den Neukundenzuwachs damals angehoben. Fürs laufende Jahr peilt Legere nun satte 4,7 Millionen Neukunden an nach 3,5 Millionen zuvor. Damit könnte der Konzern demnächst auch am Wettbewerber Sprint vorbeiziehen und zur Nummer 3 auf dem US-Markt aufsteigen.

Auch auf dem Heimatmarkt hängt die Telekom die Mobilfunk-Konkurrenz derzeit ab. 235.000 Neukunden haben T-Mobile und die hippe Einsteiger-Marke Congstar zuletzt verbucht und ihren Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern damit ausgebaut. Außerdem deutet sich auch bei T-Systems allmählich eine Besserung an. Die IT-Spezialisten haben gerade einen Großauftrag zur Einrichtung eines Lkw-Mautsystems in Belgien hereingeholt. Das hat dem langjährigen Sorgenkind beim Auftragseingang ein sattes Orderplus von rund einem Drittel auf 2,35 Milliarden Euro beschert.

Hoffnungsschimmer in Europa

Und selbst in Europa zeigen sich nach einer langen Durststrecke erste Hoffnungsschimmer. Dort sank der Umsatz zwar wegen der von der EU gesetzten Preis-Obergrenzen für den grenzüberschreitenden Mobilfunk (Roaming) zwar um 3,6 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Doch beim Ebitda reichte es mit einem Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro erstmals seit über zwei Jahren wieder zu einem leichten Plus.

Weil der Konzern aber weiter heftig in den Umbau der Netzinfrastruktur und den Ausbau des schnellen LTE-Netzes sowie in die Neukundengewinnung investiert, stand unterm Strich am Ende ein leichtes Ergebnisminus von 2,3 Prozent auf 800 Millionen Euro.

Analysten zeigten sich mit dem Zahlenwerk zufrieden. Die Telekom sei auf Kurs, um die angepeilten Ziele für 2014 zu erreichen, schreibt Commerzbank-Analystin Heike Pauls in einer aktuellen Einschätzung der Zahlen.

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Einschätzung der Redaktion

Die Telekom hat sehr solide Zahlen zum dritten Quartal präsentiert. Zwar kämpft der Konzern an vielen Baustellen und investiert kräftig in neue Technologien und Kunden, was das Ergebnis zunächst belastet und die freien Mittelzuflüsse gleich mit. Doch mittelfristig dürfte sich die Strategie auszahlen.

Vor allem T-Mobile US sorgt für Kursphantasie. Zwar sind in den vergangenen Jahren mit AT&T, Sprint und zuletzt auch der französische Billiganbieter Illiad wieder abgesprungen. Doch gelten etwa der Satelliten-TV-Betreiber Dish oder der mexikanische Telekom-Riese América Móvil als mögliche Interessenten. Und mit dem steilenden Neukundenzuwachs und dem möglichen Sprung auf Rang 3 der größten US-Mobilfunkkonzerne dürfte der Appetit auf T-Mobile US eher noch steigen statt zu sinken. Es stimmt: Kurzfristig wird die Telekom nach Expertenschätzungen rund sieben bis zehn Milliarden Dollar Geld für die bevorstehende Versteigerung zusätzlicher Mobilfunk-Lizenzen in den USA auftreiben müssen. Aber das dürfte die US-Tochter etwa über die Ausgabe von Anleihen wohl auch alleine stemmen können.

Einschätzung der Redaktion

Die Telekom-Aktie hat die 200-Tage-Linie im Wochenverlauf nach oben durchbrochen. Kurzfristig hat das Papier Luft bis 13,00 Euro. Zudem gehört die Telekom-Aktie mit einer Dividendenrendite von vier Prozent zu den attraktivsten Werten im Dax. Kaufen.