Nach dem schlechtesten Jahresstart seit der Finanzkrise setzt die größte Schweizer Bank UBS in weiteren Bereichen den Rotstift an. In der Kernsparte Vermögensverwaltung will das Institut etwa über Stellenstreichungen hunderte Millionen Euro sparen, wie aus einem Reuters am Dienstag vorliegenden internen Rundschreiben hervorgeht. Gelingen soll das unter anderem durch die Zusammenlegung einzelner Bereiche per Anfang Juli. "Wir müssen heute die richtigen Dinge anpacken, auch wenn das schwierige Entscheidungen sind", schrieb Divisionschef Jürg Zeltner an die Beschäftigten. Mit den Sparplänen will die Bank sicherstellen, ihr bis Ende 2017 angestrebtes Sparziel von 2,1 Milliarden Franken trotz des schwierigen Umfelds zu erreichen.

Denn zu Beginn des zweiten Quartals hätten Anleger und Kunden weiterhin wenig gehandelt, sagte Bankchef Sergio Ermotti. Die so ausbleibenden Gebühreneinnahmen drückten den UBS-Nettogewinn im ersten Quartal um 64 Prozent auf 707 Millionen Franken - der niedrigste Stand seit 2009. An der Börse schürte der schwache Jahresstart Sorgen, UBS werde künftig geringere Dividenden ausschütten als erhofft, sagten Analysten. Die Aktie gab rund acht Prozent nach - der stärkste Einbruch seit über einem Jahr.

Als Marktführer gilt UBS vielen Konkurrenten als Vorbild für den geplanten Ausbau ihrer eigenen Vermögensverwaltung. Denn die Sparte verspricht im Vergleich zum schwankungsanfälligen Investmentbanking stabilere Erträge. Zu Jahresbeginn gelang es UBS nach mehreren schwachen Quartalen sogar, rund 29 Milliarden Franken an Neugeldern einzusammeln - hauptsächlich in Asien und von superreichen Kunden. In Amerika profitierte UBS zudem vom Umbau der Credit Suisse. Diese verprellte mit der Ankündigung des Verkaufs des US-Vermögensverwaltungsgeschäfts an Wells Fargo einen Teil ihrer Berater, die mit ihren Kunden lieber zur UBS wechselten. Die außerordentlich hohen Neugeldzuflüsse könne UBS in den kommenden Quartalen wohl nicht wiederholen, warnte Ermotti.

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NUR BARES IST WAHRES - KUNDEN SIND VORSICHTIG



Die Zuflüsse schlugen sich nicht im operativen Vorsteuergewinn nieder, der um gut 40 Prozent auf 557 Millionen Franken schrumpfte. In der als separate Einheit geführten US-Vermögensverwaltung fiel der Rückgang geringer aus. Viele Kunden hatten ihr Geld wegen des Zickzack-Kurses an den Börsen lieber in bar gehalten, statt damit zu handeln, sagte Ermotti. Sie waren durch rekordtiefe Zinsen, die schwächelnde chinesische Konjunktur und den Einbruch des Ölpreises verunsichert. Mit einer Stabilisierung der Märkte hoffe UBS nun, dass die Kunden wieder mehr investierten und damit auch für die Bank höhere Erträge abfallen.

Auch im Investmentbanking konnte UBS nicht an das gute Ergebnis des Vorjahrs anschließen, in dem die Bank unter anderem von einem lebhaften Devisenhandel durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses für den Franken profitiert hatte. Hier brach der operative Vorsteuergewinn um zwei Drittel auf 253 Millionen Franken ein.

FRÜHER UMBAU MACHT SICH BEZAHLT



Angesichts dieser Voraussetzungen sei es für UBS schwierig, ihren Ertrag zu steigern, schrieben die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Die Fortschritte bei der Senkung der Kosten stünden daher im Vordergrund. Nach Einschätzung der Vontobel-Analysten ist UBS mit einer harten Kernkapitalquote von zuletzt 14 Prozent immer noch in einer besseren Position als viele Wettbewerber. Konkurrenten von der Deutschen Bank über Barclays bis zu Credit Suisse stecken derzeit in einem tiefgreifenden Umbau. Im Zuge dessen streichen die Institute tausende Stellen und wollen sich von Teilen ihres Geschäfts trennen. Das hat die UBS bereits hinter sich: Das Management mit Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber an der Verwaltungsratsspitze hatte die Bank bereits nach dem Beinahe-Kollaps in der Finanzkrise auf das Vermögensverwaltungsgeschäft ausgerichtet.

Reuters