Bislang hatte sich der von Milliardär Ralph Dommermuth geführte Konzern darauf konzentriert, neben E-Mail-Diensten wie Web.de Mobilfunk-Verträge und Internet-Anschlüsse von Netzbetreibern zum mieten und unter eigenen Marken wie "1&1" weiter zu verkaufen. Doch mit dem Strategieschwenk verfügt der deutsche Vorzeigerunternehmer nun über superschnelle Datenautobahnen, die sich 37.000 Kilometer lang durch das Land ziehen. Anleger applaudierten: Die im Technologieindex TecDax gelistete Aktie stieg um 3,5 Prozent.

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DOMMERMUTH HOFFT AUF GESCHÄFTSKUNDEN

United Internet hatte sich 2012 ein Paket von rund 25 Prozent an Versatel gesichert und dafür 60 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Da der Wert des Anteils in den Büchern durch die Komplettübernahme steige, könne United Internet einen Sondergewinn von 100 Millionen Euro einstreichen. Versatel war lange Zeit ein Sanierungsfall. "Mitarbeiter und Management von Versatel haben in den letzten Jahren einen großartigen Job gemacht und die Gesellschaft zu einem profitablen Unternehmen entwickelt", sagte Dommermuth. Mitte August hatte der Vorstandschef im Reuters-Interview angekündigt, dass er einen Kauf von Versatel durchspiele. Die Firma sei wegen ihrer vielen Geschäftskunden interessant.

Positiv sei, dass United Internet damit die Abhängigkeit vom hart umkämpften Mobilfunkmarkt löse, sagte Telekom-Analyst Usman Ghazi von der Bank Berenberg. Dort dürfte der Wettbewerb noch rauer werden, da United-Internet-Rivale Drillisch sich erhebliche Kapazitäten von Telefonica Deutschland gesichert habe. Für United Internet ist die Übernahme von Versatel ein Wachstumsschub, durch den der Umsatz um 17 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro und der Betriebsgewinn um 28 Prozent auf 560 Millionen Euro steigt. Die Rechnung basiert auf den Zahlen des Jahres 2013. Das Versatel-Management führt das Unternehmen eigenständig weiter und auch die Marke bleibt erhalten. United Internet erhofft sich von der Nutzung des Versatel-Netzes Einsparungen von 55 Millionen Euro im Jahr. Bis 2019 sollen gleichzeitig insgesamt 145 Millionen Euro in den Ausbau des Versatel-DSL-Infrastruktur fließen. Die Übernahme muss noch von den Kartellbehörden geprüft werden, der Vollzug der Transaktion werde im Oktober 2014 erwartet.

Reuters