Bei WCM geht offenbar alles schnell. Der Aufbau eines Immobilienportfolios von rund 590 Millionen Euro in weniger als zwei Jahren genauso wie die Reduzierung des Leerstands in den eigenen Objekten. Mitte Juni hat das auf Einzelhandels- und Büroimmobilien spezialisierte Unternehmen ein Einkaufszentrum in Bayern gekauft, das zu zwölf Prozent leer stand. Für WCM ein hoher Wert, sind über das gesamte Portfolio doch nur 3,9 Prozent der Flächen ungenutzt. Wenige Wochen später meldete das SDAX-Unternehmen den ersten Neumieter und den somit auf neun Prozent reduzierten Leerstand.

Der Erfolg ist wichtig, da sich die Frankfurter vorstellen können, dass einmal bis zu 20 Prozent der eigenen Objekte höhere Leerstände und kürzere Mietlaufzeiten aufweisen. Mittelfristiges Ziel von WCM ist es, Immobilien mit einem Gesamtwert von einer Milliarde Euro in den eigenen Besitz zu bringen. Bisher hatte Firmenchef Stavros Efremidis bevorzugt bei Objekten mit hoher Auslastung und langfristig gebundenen Mietern zugegriffen. Dadurch besitzen die Frankfurter ein Immobilienportfolio, das mit 9,5 Jahren lange Restmietlaufzeiten und bonitätsstarke Mieter wie Edeka, das Land Hessen oder Obi aufweist.

Leerstand mit Mehrwert



Im Zusammenspiel mit dem schnellen Portfolioausbau wurde der Börsenwert von WCM über den Wert aller Immobilien nach Abzug der Schulden - dem Nettoinventarwert (NAV) - gesteigert. Aktuell notiert die Aktie mehr als ein Viertel über dem NAV. Die hohe Bewertung liegt aber auch an der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der weltweiten Suche von Investoren nach sicheren Anlagemöglich- keiten.

Doch die Konzentration auf Qualität wurde von Investorenseite zuletzt zunehmend kritisiert. Denn steigende Mieterträge lassen sich aus fast voll vermieteten Immobilien mit langen Mietlaufzeiten nur langsam erzielen. Mit dem Deal in Straubing zeigt der WCM-Chef nun, dass er auch bei Objekten mit größerem Wertsteigerungspotenzial erfolgreich ist. Bei der Erweiterung seines Jagdgebiets scheint Efremidis das richtige Timing zu besitzen, denn wegen der hohen Nachfrage wird es immer schwerer, Kaufobjekte mit wenig Leerstand und langen Mietlaufzeiten zu finden. Im ersten Halbjahr diesen Jahres brach das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien mit diesen Qualitäten in den sieben größten Städten Deutschlands um ein Viertel ein.

Probleme, passende Kaufgelegengheiten zu finden, scheint Efremidis indes nicht zu haben. Der WCM-Chef will das Portfolio dieses Jahr noch weiter vergrößern - bei einigen Objekten seien die Verhandlungen bereits sehr weit gediehen. Positiv ist, dass zur Finanzierung der Käufe Barkapitalerhöhungen klar ausgeschlossen werden. Angesichts von 33 Millionen Euro Cash und 38 Millionen Euro an genehmigtem Kapital dürfte das auch nicht notwendig sein.

Schon beim Kauf in Straubing wurde mit zehn Millionen eigenen Aktien zu einem Kurs von 2,80 Euro bezahlt. Würden die Anteilscheine bei künftigen Käufen etwa zu drei Euro je Aktie angeboten, könnten allein mit dem genehmigten Kapital Immobilien für 114 Millionen Euro gekauft werden. Zusammen mit den Barmitteln und einer angenommenen Kreditfinanzierung von 50 Prozent läge die Kaufkraft von WCM damit bei fast 300 Millionen Euro. Bei zukünftigen Käufen würde Efremidis daher gern wieder ganz oder teilweise mit Aktien bezahlen. WCM dürfte sein hohes Tempo also auch in Zukunft weiter halten können.