Es war ein Tritt auf die Fantasiebremse, den GEA-Chef Jürg Oleas mit seinem Jahresausblick lieferte. Doch trotz der verhaltenen Prognose bietet der Maschinenbauer langfristig aussichtsreiche Perspektiven. Das Geschäft mit Fertigungsanlagen für die Lebensmittelindustrie ist konjunkturresistent, die Erwartungen für den Sektor sind positiv und der Verkauf der Wärmetauschersparte könnte Milliarden in die Kassen spülen.

Unter Analysten werden die Prognosen von Oleas denn auch als notorisch konservativ eingestuft. Der erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis von bis zu 590 Millionen Euro, was der Manager selbst als "nicht besonders sexy" bezeichnet. Damit läge das Plus beim operativen Ergebnis bei maximal elf Prozent, nachdem die Steigerungsrate 2013 mit 525 Millionen Euro 15,7 Prozent betrug.

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Bedrohliche Eurostärke

Grund zur Vorsicht ist der starke Euro. Nur ein Drittel der Umsätze aus dem Verkauf von Melkanlagen, Fütterungssystemen, Kühlaggregaten, Maschinen zur Milch- und Saftverarbeitung sowie Anlagen zur Lebensmittelproduktion und -konservierung stammen aus Westeuropa. Damit bietet der Düsseldorfer Konzern Technik, die zur Ernährung der wachsenden Bevölkerung der Schwellenländer immer wichtiger wird. Das macht zwar resistent gegenüber Konjunkturzyklen, aber auch anfällig für Wechselkursschwankungen. Die fraßen 2013 bereits große Teile des Umsatzwachstums und könnten auch 2014 zur Belastung werden. Doch mit dem wachsenden Appetit auf einen westlichen Lebensstandard in China & Co erscheinen die Wachstumstreiber deutlich langlebiger als die Risiken aus kurzfristigen Währungsschwankungen. Zumal GEA seinen technologischen Vorsprung gegenüber lokalen Wettbewerbern auf mehrere Jahre einschätzt.

Knapp drei Viertel ihrer Umsätze von zuletzt sechs Milliarden Euro erzielten die Düsseldorfer in der Lebensmittelindustrie. Zu den Kunden gehören Nahrungsmittelgiganten wie Nestlé, Mondolez oder Unilever. Dass für GEA 2014 durchaus ein Nachschlag drin ist, zeigt der gestiegene Auftragseingang. Ohne die zum Verkauf stehende Wärmetauschersparte legten die Aufträge 2013 um 6,8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zu, während die Marge von sechs auf zehn Prozent stieg. Produktivitätszuwächse konnten besonders bei Anlagen zum Trocknen von Kaffee oder Milchpulver sowie aseptischen Abfüllanlagen erzielt werden. Die Prozesstechnik genannte Sparte ist der größte von derzeit fünf Geschäftsbereichen.

Wie lange das so bleibt, ist jedoch fraglich, denn der Konzern will zukaufen. Die Übernahmeziele sollen dabei in der Größenordnung von 20 bis 30 oder 100 bis 150 Millionen Euro Umsatz liegen und vor allem bestehende Technologien oder Fertigungsverfahren ergänzen. Oleas will den Konzern damit noch stärker auf die Lebensmitteltechnik ausrichten und vermutlich einen Schlusspunkt hinter den seit Jahren betriebenen Konzernumbau setzen.

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Langwieriger Umbau

Der Schweizer Oleas, von dem es oft heißt, er führe das MDAXSchwergewicht wie ein Portfoliomanager, war 2004 mit dem Verkauf der Chemiesparte auf den Chefposten gerückt. Seitdem richtet er den Konzern immer stärker auf den Spezialmaschinenbau aus.

Nach der Chemie- wurde die Kunststoffsparte veräußert, später folgte das Geschäft mit Anlagen zur Energieerzeugung. 2011 verstärkte Oleas dann mit der niederländischen Convenience Food Systems erstmals die Lebensmitteltechnik. Nun sollen weitere Zukäufe folgen, die auch mit dem Verkauf der Wärmetauschersparte finanziert werden. Der könnte bis zu 1,3 Milliarden Euro bringen, befinden sich laut Marktberichten doch aktuell sechs Private-Equity-Firmen in einem Bieterwettbewerb um die Sparte.

Oleas ist zuversichtlich, den Verkauf noch in der ersten Jahreshälfte abzuschließen und scheint das Geld im Kopf bereits ausgegeben zu haben. So heißt es vom Unternehmen, dass bereits erste Gespräche mit Übernahmekandidaten geführt würden. Allzu lang dürfte Oleas also nicht mehr auf der Bremse stehen.

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