Zeichner der Aktien nahmen Einbußen von bis zu zwölf Prozent in Kauf, um die Papiere wieder loszuwerden. Die Sektgläser blieben stehen, Investmentbanker verließen eilends den mit Windelkartons, Schnullern und Plüschtieren dekorierten Börsen-Saal. Windeln.de-Finanzvorstand Nikolaus Weinberger, selbst Ex-Banker bei Goldman Sachs, hielt die Stellung und sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir sind nicht auf kurze Sicht orientiert. Langfristig sind wir zuversichtlich."

Der nächste Börsenkandidat lässt sich von der Erfahrung von Windeln.de nicht schrecken. Die Papiere von Sixt Leasing sollen am Mittwochabend zu 20 Euro ausgegeben werden, die Spanne hatte zwischen 17,90 und 21,30 Euro gelegen. Der Börsengang wird damit gut 247 Millionen Euro schwer. Der Autovermieter Sixt kassiert davon 136 Millionen. Sixt hatte die Leasing-Tochter zuvor mit 30 Millionen Euro frischem Kapital versorgt. Sixt Leasing wird zum Ausgabepreis mit gut 400 Millionen Euro bewertet, das ist ein Fünftel der 1,9 Milliarden, die die Muttergesellschaft an der Börse wert ist.

Die erst vor fünf Jahren gegründete Windeln.de wurde bei der Emission trotz roter Zahlen auf fast eine halbe Milliarde Euro taxiert. Vom Emissionsvolumen von bis zu 211 Millionen Euro gehen 84 Millionen an die Altaktionäre: Risikokapitalgeber, die Deutsche Bank und Goldman Sachs sowie die Gründer und Vorstände Konstantin Urban und Alexander Brand. Windeln.de selbst hat 100 Millionen Euro sicher, mit denen unter anderem ein Online-Shop für Kinder jenseits des Babyalters aufgebaut werden soll. Bleibt der Aktienkurs so unter Druck, dürfte aber die Mehrzuteilungsoption nicht gezogen werden, die Windeln.de weitere 27 Millionen Euro bringen würde.

Windeln.de profitiert derzeit von der Nachfrage aus China nach Milchpulver und anderen Babyartikeln aus Deutschland. Mehr als die Hälfte der Umsätze von rund 100 Millionen Euro macht das Unternehmen mit Familien aus dem Reich der Mitte. "Der Markt ist riesig", sagte Weinberger. Er setzt aber auch auf die Bequemlichkeit europäischer Eltern, die sich Windeln lieber liefern lassen.

Reuters