Eine Tonne - so viel wiegen die Windeln, die ein Baby im Schnitt voll gemacht hat, bis der Gang auf das Töpfchen klappt. Ausgerechnet für Windeln.de macht der Nachwuchs nicht das große Geschäft. Der Onlinehändler für Baby- und Kleinkindbedarf schreibt seit Jahren rote Zahlen, weil die Marge bei Windeln klein und die Konkurrenz der Drogeriemärkte groß ist. Zum Halbjahr lag der Verlust bei 19 Millionen Euro. Doch im zweiten Quartal 2017 machten die Münchner hierzulande sowie in China 1,2 Millionen Euro operativen Gewinn. Der Markt in Fernost steht für 50 Prozent der Umsätze, etwas über ein Fünftel machten die Bayern von April bis Juni in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH).

Mehr China, weniger Werbung



Die Gründe für den Sprung über die Gewinnschwelle: Vergangenes Jahr ließen neue Importregeln den Absatz im Reich der Mitte einbrechen, mit einem nun um 42,6 Prozent auf 27,3 Millionen Euro gestiegenen Umsatz läuft das Geschäft wieder. Allerdings wächst dort auch die Konkurrenz. Auf Tmall, das chinesische Pendant zu Amazon, verkaufen seit Kurzem auch die Drogeriekette DM und Aldi deutsche Babyprodukte. Laut Finanzchef Nikolaus Weinberger bietet China jedoch "mit 18 Millionen Geburten pro Jahr genug Platz für mehrere Anbieter". Zugleich verzichtete Windeln.de in der DACH-Region auf Marketing. Der Schritt ließ zwar den Umsatz um rund 16 Prozent auf elf Millionen Euro fallen, den Gewinn aber steigen.

"Wir haben die Werbeausgaben in der DACH-Region bewusst und selektiv gekürzt. Natürlich belastet diese Umsatzbereinigung und wird es auch im restlichen Jahr tun, doch ohne diesen Effekt wächst auch der DACH-Markt weiter", erklärt Weinberger. Dass hierzulande mit einem Umsatz, der nicht mal halb so groß ist wie der in China, Geld verdient wurde, liegt aber nicht nur an den um gut 50 Prozent gesenkten Werbekosten. In seinem Heimatmarkt macht Windeln.de mittlerweile rund die Hälfte der Einnahmen abseits von Verbrauchsprodukten. Weil sich an Kleidung und Kinderwägen mehr verdienen lässt, steigert der Umsatzmix die Profitabilität. In den anderen europäischen Märkten und in China liegt der Umsatzanteil von Milchpulver und Windeln mit 70 Prozent und mehr aber deutlich höher.

Um wie geplant ab 2019 schwarze Zahlen zu schreiben, müssen die Umsätze daher weiter wachsen und die Kosten sinken. Erste Sparmaßnahmen hoben die operative Marge zuletzt bereits auf minus zehn Prozent. Weitere Restrukturierungen wie der Umzug des europäischen Zentrallagers, der Aufbau eines eigenen Logistikstandorts in China oder Eigenmarken, etwa für Windeln, sollen die Gewinnspanne um weitere sieben bis acht Prozent steigern. Die verbleibende Lücke sollen Skaleneffekte schließen. Die Voraussetzung: 15 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr. Angesichts 38,4 Millionen Euro an Barmitteln ist Finanzchef Weinberger sehr sicher, den Break-even aus eigener Kraft, also ohne Kapitalerhöhung, zu schaffen. Vielleicht kommt Windeln.de damit doch noch zum großen Geschäft.