Statistisch gesehen hat jeder Bundesbürger rund 100 Euro im Durchschnitt in der Brieftasche, dazu kommen sechs Euro in Münzen. Ein teures Vergnügen, nicht nur wenn die Geldbörse geklaut wird, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. Das beliebte Bezahlen mit Scheinen und Münzen schlägt jährlich mit rund 12,5 Mrd. Euro auf der Kostenseite durch. Pro Kopf sind dies rund 150 Euro. Personal- und Transportkosten, die richtige Lagerung und Versicherung sowie Ausgaben für Geldtransporter und -automaten summieren sich zu einer stattlichen Summe. Im Vergleich dazu ist die Kostenstruktur bei der Kartenzahlung mit 800 Mio. Euro deutlich geringer. Die skandinavischen Länder könnten hier wieder einmal Vorbild sein. Deutsche zahlen durchschnittlich 39-mal pro Jahr per Karte, Schweden legen hingegen rund 230-mal die Karte auf den Tisch.

Bisher scheiterte die Akzeptanz in Deutschland oft an fehlenden Kassensystemen und passenden Smartphones. Der Siegeszug von elektronischen Zahlungslösungen ist aber nicht mehr aufzuhalten, neue clevere Ideen sind bereits in der Pipeline. Als einer der weltweit führenden Anbieter für Online-Bezahlsysteme sind dies glänzende Aussichten für Wirecard.

Mitte Januar war das Silicon Valley zu Gast in München - ein Heimspiel für das TecDAX-Unternehmen. Auf der Digital Life Design (DLD) präsentierte Wirecard mit dem Smart Band ein intelligentes Armband, mit dem Kunden künftig an Kassenterminals bezahlen können. Verknüpft mit einer App auf dem Smarphone werden die Zahlungstransaktionen in Echtzeit angezeigt. Doch das Smart Band am Armband kann noch deutlich mehr. Auch eine Nutzung als Zutritts- und Einlasskontrollband für Hotels, Sport- und Eventveranstaltungen oder auf Kreuzfahrtschiffen und in Skigebieten ist möglich.

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Drei-Säulen-Konzept

Die anhaltende Verlagerung von Transaktionen ins Internet und der weltweit steigende Konsum bei digitalen Services zeigen klar den Trend im Bereich der Zahlungssysteme für die Zukunft auf. Neue Produkte und Ideen werden sich aber nur dann durchsetzen, wenn diese einfach, schnell und sicher sind. Mit 15 Jahren Erfahrung und zahlreichen namhaften Referenzen bietet Wirecard seinen inzwischen mehr als 18.000 Kunden die perfekte Plattform. Das Transaktionsvolumen liegt bei mehr als 25 Mrd. Euro, was rund 400 Millionen Einzeltransaktionen entspricht. Neben großen Handelsketten bertreuen die Münchener auch mittelständische und kleinere Unternehmen. Als besonderer Vorteil erweist sich dabei der dreidimensionale Ansatz. Wirecard bietet seinen Kunden alles aus einer Hand, was für bargeldlosen Zahlungsverkehr benötigt wird: Bezahlsysteme, Risikomanagement und Banking. Dank der Vollbanklizenz kann der Konzern ein breites Spektrum an Kreditkartenakzeptanzverträgen, Bankservices und innovativen Prepaid-Produkten anbieten.

Organisches Wachstum ist eine Säule des Erfolgs, mindestens genauso wichtig sind Kooperationen und Zukäufe. Im November wurde die Zusammenarbeit mit Visa ausgedehnt, wenig später folgte ein Deal mit Rocket Internet. Ein wichtiger Schritt, mit dem Wirecard schon sehr früh bei jungen, expandierenden Unternehmen präsent ist. Auf der internationalen Ebene erfolgte mit der 29 Mio. Euro schweren Übernahme von Amara Technology Africa der Sprung auf den afrikanischen Kontinent. Wenige Tage später wurde die Übernahme der GFG Group mit Sitz in Auckland / Neuseeland abgeschlossen. Die Payment-Lösungen der GFG sind derzeit in mehr als 20 Ländern bei über 100 Geschäftskunden im Einsatz, insbesondere im Banken- und Telekommunikationsbereich. Die Neuseeländer wickeln mehr als zwei Millionen Transaktionen täglich für über 25 Millionen Karten- und Konteninhaber ab. Beide Übernahmen werden im laufenden Jahr den Umsatz weiter voranbringen. Zudem schlummern noch mehr als 700 Mio. Euro bei Wirecard in der Kasse, weitere Zukäufe sind zu erwarten. Genügend Fantasie für weiter steigende Kurse ist somit reichlich vorhanden. Die Aktie wird aber nur dann ihre starke Performance fortsetzen, wenn auch die gemeldeten Kennzahlen überzeugen. Seit mehreren Jahren weist der Trend stetig aufwärts, wie die folgende Grafik der Umsatz- und Jahresüberschuss-Entwicklung seit 2005 zeigt.

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Beeindruckende Margenentwicklung

Nach Gewinnen von rund 27 Prozent im vergangenen Jahr und einem glanzvollen Auftakt in das Börsenjahr 2015 ist die Aktie natürlich nicht mehr billig. Mit einem 2015er-KGV von 32 sollten daher nur spekulative Anleger einsteigen. Die starke Entwicklung beim Konzernumsatz und Gewinn relativeren aber die Bewertung an der Börse. Warburg Research rechnet für 2015 mit einem Wachstum beim Gewinn je Aktie von 29 Prozent auf 1,13 Euro sowie von 27 Prozent auf 1,44 Euro in 2016. Die sportlichen Vorgaben sind durchaus zu erwarten, denn auch die vorläufigen Daten für 2014 überzeugen. Während die Erlöse gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp 25 Prozent zulegten, kletterte die Ebitda-Marge sogar um 4,4 Prozentpunkte auf 29,5 Prozent. Wirecard erzielte die höchste Ebitda-Marge der vergangenen zehn Jahre und kann somit nachweislich trotz des starken Wachstums noch Skaleneffekte erzielen. Da überrascht es nicht, dass sich das Management nach der positiven Geschäftsentwicklung und den zu erwartenden Beiträgen aus den getätigten Übernahmen für 2015 mehr zutraut. Die erwartete Bandbreite für das Ebitda im laufenden Jahr wurde von bisher 205 bis 225 Mio. Euro auf nunmehr 210 bis 230 Mio. Euro angehoben.



Ein Mix aus Ankündigungen von neuen Kundenprojekten, Weiterentwicklungen im Bereich mobile payment, Übernahmen und Quartalszahlen bilden eine perfekte Ausgangslage für die Aktie in den kommenden Monaten. Besonders in Asien besteht noch viel Nachholpotenzial bei elektronischen Zahlungslösungen. Aufgrund der starken Markstellung und der Wachstumsperspektiven könnte Wirecard zudem auch selbst Ziel einer Übernahme werden.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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