"Der Umsatz lag am unteren Ende der Erwartungen", sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Zalando-Manager Ritter führte das auf die zahlreichen Feier- und Brückentage sowie neu eröffnete Warenlager zurück, die erst nach und nach ihre volle Kapazität erreichen würden.

Die bereinigte operative Marge, die angibt wie viel Ergebnis vom Umsatz beim Unternehmen hängen bleibt, sank nach ersten Berechnungen von 8,8 Prozent auf 7,3 bis 7,8 Prozent. Investitionen in weitere Kundenangebote haben das Unternehmen hierbei ausgebremst. Dazu zählt das Vorteilspaket "Zalando Zet", bei dem Abonnenten exklusive Premium-Leistungen erhalten sollen. Damit will der MDax-Konzern zugleich die zunehmende Konkurrenz von Amazon abwehren. Wie beim Modell "Prime" des weltgrößten Online-Einzelhändlers sollen Kunden gegen einen festen Monatsbeitrag von bestimmten Privilegien profitieren. Dazu gehören etwa ein früherer Zugang zu Verkaufsaktionen, kürzere Lieferzeiten und eine persönliche Styling-Beratung. Das Programm soll 19 Euro pro Jahr kosten und steht zunächst ausgewählten Kunden in Berlin, Leipzig, Frankfurt und Hannover zur Verfügung. Amazon stellte im Juni sein Modeangebot "Prime Wardrobe" vor. Dabei bekommen Kunden Bekleidung zum Anprobieren zugeschickt. Sie bezahlen nur diejenigen Stücke, die sie behalten wollen.

Unter den mittelgroßen Werten im MDax, in dem sie sich im bisherigen Jahresverlauf im Mittelfeld befinden, machte der Einbruch die Papiere am Dienstag zum schlechtesten Indexwert. Unter der 40-Euro-Marke rutschten sie auch unter wichtige charttechnische Trendlinien ab: Neben der 20-Tage-Linie, die als kurzfristiger Indikator gilt, durchbrach die Aktie auch noch die 50-Tage-Linie, die eher von mittelfristig orientierten Anleger betrachtet wird. Erstere verläuft derzeit bei 40,635 Euro, letztere bei 41,450 Euro.

Fundamental betrachtet waren sich Analysten aber einig, dass die negative Überraschung zwar vorerst auf die Stimmung drückt, den positiven Anlageaussichten aber letztlich keinen Abbruch tun wird. Die "Aktien-Story" rund um Zalando bleibe intakt, schrieb etwa Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Das Umsatzplus im zweiten Quartal von 20 Prozent belege ein überlegenes Wachstum am deutschen Modemarkt. Im Kundenbindungsprogramm Zet sieht er ein Pendant zu "Amazon Prime".

Ähnlich sieht es Christian Salis von der Privatbank Hauck & Aufhäuser, der keinen Schaden für den vielversprechenden Anlagehintergrund sieht. Er hob einen deutlichen, aber nicht berechtigten Bewertungsabschlag gegenüber den Papieren des britischen Versandhändlers Asos hervor. Langfristig habe sich Zalando außerdem das Ziel gesetzt, die nun als enttäuschend gewertete Marge auf 10 Prozent nach oben zu schrauben.

dpa-AFX