Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie Tiere behandelt." Wenn Mahatma Gandhi mit diesem Ausspruch recht hat, dann ist es um die USA wohl gut bestellt: Das Land ist der größte Absatzmarkt für Tiernahrung und -zubehör. Marktforscher Euromonitor beziffert den Anteil der USA am Weltmarkt auf mehr als ein Drittel, gefolgt von Westeuropa mit gut 30 Prozent.

Von 1991 bis 2013 sind die Branchenumsätze in den USA von 17 Milliarden auf 56 Milliarden Dollar gestiegen. In diesem Jahr sollen es laut dem Branchenverband American Pet Products Association sogar 58,5 Milliarden werden. Inzwischen haben dort schon 68 Prozent der Haushalte ein Tier. Im Jahr 1988 waren es 56 Prozent. Auch die Deutschen lassen sich bei ihren Haustieren nicht lumpen. Die Universität Göttingen beziffert die jährlichen Ausgaben in einer Untersuchung auf insgesamt 9,1 Milliarden Euro. Am beliebtesten sind Katzen, von denen es hierzulande 11,5 Millionen gibt, gefolgt von Hunden (6,9 Millionen) und Kleintieren wie Hamster oder Meerschweinchen (6,1 Millionen).

Sehnsucht nach dem Paradies

Der Trend zu immer mehr Haustieren steigt weltweit. Gestützt wird dies durch die zunehmende Urbanisierung. Um nicht komplett den Kontakt zur Natur zu verlieren, holt man sich eben ein Haustier. "Der Wunsch, ein Tier zu halten, entspringt einem uralten Grundmotiv, der Sehnsucht des Kulturmenschen nach dem verlorenen Paradies", wusste schon der österreichische Zoologe Konrad Lorenz.

Außerdem gibt es immer mehr Single- Haushalte. Hier dient ein Heimtier oft als wichtiger Bezugspunkt und emotionale Stütze. Gefördert wird dadurch auch der Trend hin zu einer gewissen "Vermenschlichung" der Tiere. Nicht selten werden sie als gleichwertiges Familienmitglied behandelt und als Kindersatz verhätschelt. An Fiffi, Möhrchen, Skippy, Speedy oder Hansi wird daher oft als Letztes gespart. Die Ausgaben für Heimtiere haben sich in der Vergangenheit jedenfalls als hochgradig krisenresistent erwiesen.

Kein Wunder, dass Unternehmen aus der Branche als Übernahmeziele sehr beliebt sind. Aktuell tobt gerade eine Schlacht um den niederländischen Hersteller von Tiernahrung Nutreco. Übernahmegerüchte ranken sich derzeit auch um den US-Händler von Tierfutter und Heimtierbedarf Petsmart.

Fusionsaktivitäten haben bereits jetzt zu einer starken Konzentration in dem Sektor beigetragen. Die fünf größten Branchenvertreter vereinen rund 50 Prozent der Umsätze auf sich. Dominiert wird das Geschäft von Großunternehmen wie dem als Hersteller von Schokoriegeln bekannten Mars-Konzern (Whiskas, Kitekat, Frolic, Pedigree) oder von Nestlé, und damit also von Gesellschaften, die entweder nicht börsennotiert sind oder bei denen der Tierbereich nur einen eher kleinen Teil am Gesamtumsatz ausmacht.

Auf Seite 2: Aussichtsreiche Tiermedizin



Aussichtsreiche Tiermedizin

Wer nach geeigneten Investments in diesem lukrativen Geschäft sucht, stößt auch auf relativ hohe Bewertungen. So kommen die 18 Unternehmen in dem von Motif Investing berechneten Index Pet Passion durchschnittlich auf ein KGV von gut 30. Zudem beträgt die Dividendenrendite im Schnitt magere 0,8 Prozent. Dennoch finden sich interessante Anlageoptionen, von denen BÖRSE ONLINE vier als aussichtsreich herausgefiltert hat - Unternehmen aus dem Bereich Tiernahrung sowie Tiergesundheit.

Letzterem Teilsegment ist Zoetis zuzuordnen. Der Aktienkurs der im Vorjahr vom Pharmakonzern Pfizer abgespaltenen Tiermedizinsparte ist zuletzt zwar schon deutlich angesprungen. Ganz ausgereizt dürfte die Notiz aber noch nicht sein. Dafür sorgt unter anderem Übernahmefantasie, wobei auch Bayer Kaufinteresse nachgesagt wird.






Auf Seite 3: Weitere Favoriten



Punkten kann das US-Unternehmen mit langfristig attraktiven Wachstumsaussichten sowie einem breiten Produktportfolio. Nach dem jüngsten Analystentreffen zeigte sich die Investmentbank JP Morgan von einer bis zum Jahr 2020 um 800 Basispunkte verbesserten operativen Gewinnspanne überzeugt. Beim Gewinn je Aktie wird zudem von 2013 bis 2017 mit einem Anstieg von 1,42 auf 2,20 Dollar gerechnet. Auch bei Merrill Lynch rechnet man dank Marktführerschaft mit steigenden Umsätzen und Ergebnissen bei Zoetis.

Profiteur des wachsenden Tiergesundheitsmarktes ist auch die US-Online-Tier-Apotheke PetMed Express. In den USA leiden 54 Prozent aller Hunde und Haustierkatzen an Übergewicht sowie den damit verbundenen Folgeleiden wie einer erhöhten Diabetesgefahr. Allerdings hat PetMed Express zuletzt bei den Quartalszahlen die Erwartungen verfehlt, und der Aktienkurs läuft schon ewig seitwärts. Für den Titel spricht aber eine im Branchenvergleich vertretbare Bewertung und vor allem eine ansehnliche Dividendenrendite von gut 4,8 Prozent.

Den Versuch, den vorangegangenen Aufwärtstrend wieder aufzunehmen, unternimmt gerade die Aktie von MWI Veterinary Supply. Dahinter steckt ein auch in Großbritannien tätiger US-Anbieter von Pharmazeutika, Impfstoffen und spezieller Tiernahrung für die Veterinärmedizin. Im abgelaufenen Quartal steigerte die Gesellschaft den Umsatz um 31 Prozent auf 794 Millionen Dollar und den Nettogewinn um 28 Prozent auf 29 Millionen Dollar. Analysten prognostizieren zudem auch für die kommenden fünf Jahre ansehnliche Wachstumsraten beim Gewinn je Aktie von fast 15 Prozent pro Jahr.

Als vierter Favorit kommt mit Zooplus noch ein deutscher Branchenvertreter hinzu, für den wir eine bestehende Kaufempfehlung bestätigen und Kursziel und Stoppkurs erhöhen. Die Bewertung für den Onlinehändler für Heimtierbedarf ist zwar optisch betrachtet anspruchsvoll, aber wenn die eigenen Ziele erreicht werden, sind hier neue Kursrekorde möglich. Mittelfristig wird ausgehend vom derzeitigen dritten Platz die Marktführerschaft beim Haustierbedarf in Europa angestrebt. Dank einer kürzlich abgeschlossenen Kapitalerhöhung ist man für die nächsten Schritte auf dem Weg dorthin bereits gut gerüstet.

Auf Seite 4: Vier kaufenswerte Haustier-Aktien