Gerüchte gibt es schon länger, jetzt steht es fest: Tom Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus, geht im April 2019. Dann endet seine Amtszeit. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, man wolle "interne und externe" Kandidaten prüfen, hieß es. Der 58-jährige Deutsche sicherte eine "reibungslose Übergabe" zu. Seit 2012 sitzt er im Chefsessel des deutsch-französischen Unternehmens.

Bei Airbus geht außerdem die Nummer zwei, der Chef des wichtigen Flugzeug-Geschäfts Fabrice Brégier. Der Franzose wird den Konzern schon im Februar des kommenden Jahres verlassen. Der 56-Jährige galt lange als Kronprinz - daraus wird nun nichts.

Die Flugzeug-Sparte wird Guillaume Faury übernehmen, der derzeit das Geschäft mit den Hubschraubern leitet. "Er verfügt über große Erfahrung in unserer Branche und eine internationale Denke," sagte Enders. "Für die 2020er-Jahre brauchen wir frische Kräfte."

Hintergrund des Chefwechsels ist eine Korruptionsaffäre um den Verkauf von Flugzeugen. Behörden in Großbritannien und Frankreich ermitteln. Enders wird Medienberichten zufolge intern, von französischer Seite, vorgeworfen, den Skandal zu aggressiv aufarbeiten zu wollen.

"Der neue Chef - wer auch immer - wird sich auf das kommerzielle Geschäft fokussieren und dieses weiter ausbauen," sagt Stefan Maichl, Analyst bei der LBBW. Denn der "Löwenanteil des Umsatzes" komme aus der Flugzeug-Sparte. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres trug dieses Segment 33 zu den insgesamt 43 Milliarden Euro bei.

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Einschätzung der Redaktion



Anleger reagierten am Freitag kaum auf den Chefwechsel. In den vergangenen Tagen hatte die Aktie unter Druck gestanden, auf Wochensicht steht ein Minus von gut drei Prozent. Im laufenden Jahr gewann der Kurs rund 35 Prozent.

Der Chefwechsel könnte dem Konzern auch bei den Folgen der Korruptionsaffäre helfen. Airbus hofft, dass die Behörden durch den personellen Neuanfang besänftigt sind und einem Vergleich zustimmen.

Operativ läuft es bei Airbus gut, vor allem in der wichtigen Flugzeugsparte. Der Konzern hat hier ein großes Auftragspolster. Zum Ende des dritten Quartals belief sich der Bestand auf nahezu 6700 Flugzeuge im Wert von rund 900 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr will der Konzern mehr als 700 Maschinen ausliefern. Bislang (per Ende November) hat Airbus nach eigenen Angaben bereits rund 600 Flugzeuge an den Mann gebracht. Dennoch lauern hier auch Risiken: Es kommt immer wieder zu technischen Problemen, kürzlich erst bei Triebwerken von Mittelstreckenjets oder dem Militärtransporter A400M.

Auftrieb könnte ein Großauftrag aus den USA geben. Die Fluggesellschaft Delta Air Lines bestellte kürzlich 100 Flugzeuge mit einem Listenpreis von insgesamt 12,7 Milliarden US-Dollar und sicherte sich eine Kaufoption über 100 weitere Maschinen. Mit diesem Auftrag könnte Airbus den Abstand zum Konkurrenten Boeing weiter verringern - der sich Insidern zufolge ebenfalls dafür beworben hatte.

Charttechnisch ist das Papier vielversprechend. In der Vorwoche kletterte der Kurs noch auf ein neues Rekordhoch bei 89 Euro. Mit den Rücksetzern der vergangenen Tage nähert sich der Kurs der wichtigen 55-Tage-Linie bei 84,09 Euro. Derzeit testet die Aktie die Unterstützung bei 85 Euro. Risikofreudige Anleger nutzen den jüngsten Kursrückgang zum Einstieg.

Empfehlung: Kaufen.

Kursziel: 100,00 Euro

Stoppkurs: 80,00 Euro