Enders' interner Rivale, der für das Geschäft mit Verkehrsflugzeugen verantwortliche Franzose Fabrice Bregier, verlässt Airbus schon im Februar. Die Großaktionäre Deutschland und Frankreich wollen aber auch künftig das fein austarierte Kräfte-Gleichgewicht im Airbus-Vorstand erhalten. "Auf jeden Fall wird jedes Land an einer wichtigen Position vertreten sein", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brüssel.

Deutschland und Frankreich halten jeweils noch elf Prozent an Airbus. Doch der Einfluss der Politik war vor vier Jahren beschnitten worden - vor allem auf Betreiben des damaligen Präsidentenberaters und heutigen Präsidenten Emmanuel Macron. "Die Lösung ist nicht, dass die Staaten wieder in den Verwaltungsrat einziehen", sagte Macron bei einem gemeinsamen Auftritt mit Merkel. Doch auch er pocht auf das Gleichgewicht zwischen den Anteilseignern. Seit der Fusion von Aerospatiale und Dasa im Jahr 2000 hatten sich Deutsche und Franzosen an der Spitze von Airbus abgewechselt. "Das Schlimmste, was bei Airbus in den nächsten 12 bis 24 Monaten passieren könnte, ist, dass wieder politische Rücksichtnahmen in den Vordergrund treten", sagte Analyst Sandy Morris von Jefferies.

"FRISCHE KRÄFTE"



Airbus-Verwaltungsratschef Denis Ranque sprach von einem Generationswechsel in der Führungsetage. "Für die 2020er-Jahre brauchen wir frische Kräfte", sagte auch Enders. Der Deutsche steht seit gut fünf Jahren an der Spitze des Konzerns. Er wolle nun für eine reibungslose Übergabe sorgen. Noch vor wenigen Monaten hatte der 58-Jährige eine Vertragsverlängerung fest angesteuert. Doch dann geriet er in einen Machtkampf, der durch eine Korruptionsaffäre rund um den Verkauf von Flugzeugen ausgelöst wurde.

In Frankreich warf man Enders vor, er gehe zu aggressiv bei der Aufarbeitung der Affäre vor. Zugleich wurde darauf verwiesen, dass Enders die betroffene Sparte einige Jahre lang selbst geführt hatte. Bei Airbus hofft man, mit dem personellen Neustart die Behörden in Frankreich und Großbritannien zu besänftigen, die in der Bestechungsaffäre ermitteln. Der Konzern strebt eine gütliche Einigung an.

"Enders hat sich jetzt Zeit gekauft", sagte ein Insider. Bis zu seinem Abgang habe er die Unterstützung des Verwaltungsrates. Es hatte sich abgezeichnet, dass Bregier als inoffizielle Nummer zwei im Konzern nicht mehr als Nachfolger infrage kommen würde. Dass Enders selbst mit dem Abschied seines Chief Operating Officers (COO) zu tun haben könnte, wurde im Umfeld von Airbus zurückgewiesen. In der Mitteilung hieß es, der 56 Jahre alte Franzose habe sich entschieden, sich nicht um die Nachfolge von Enders zu bewerben. Bregier wird mit einem führenden Posten beim Energiekonzerns Engie in Verbindung gebracht, dessen Verwaltungsrat er angehört.

"ICH HÄTTE ES NICHT ANDERS GEMACHT"



"Ich verstehe Fabrices Entscheidung und seine Motive. Und ganz ehrlich: Ich hätte es nicht anders gemacht", sagte Enders. Noch am Mittwoch hatte sich Bregier "überrascht" gezeigt über Berichte, er könnte Airbus bald verlassen. Er kümmere sich nur darum, dass der Flugzeugbauer sein Ziel erreiche, in diesem Jahr mehr als 700 Maschinen zu verkaufen. In einem Brief schrieb der Franzose am Freitag, er sei zuversichtlich, die Herausforderung zu meistern. Er kann auf einen Rekord-Auftragsbestand verweisen, der Aktienkurs ist nahe dem Höchststand. Auf den Führungswechsel reagierten die Papiere zum Wochenausklang kaum.

Als der Verwaltungsrat am Donnerstagabend tagte, besuchte Bregier gerade Kunden in Asien. Er arbeitet seit 25 Jahren in den unterschiedlichsten Funktionen für Airbus. "Fabrice (...) war sehr beliebt bei den Fluggesellschaften, weil er schnell reagiert hat und auf Details achtete", sagte Ryanair-Manager Peter Bellew, vorher Chef von Malaysia Airlines. Zuletzt arbeitete Bregier daran, einen Auftrag aus Katar zu retten, den Airbus zu verlieren drohte. Insider sagten, der Franzose habe die Regierung in Paris gebeten, sich hinter ihn zu stellen, und Rückhalt bei Verwaltungsratschef Ranque gesucht - vergeblich.

Sein Nachfolger an der Spitze der größten Airbus-Sparte steht bereits fest: Der Franzose Guillaume Faury (49) leitet bisher das Hubschrauber-Geschäft. Er gehöre schon zur nächsten Generation, sagte Enders. Als COO, Bregiers zweitem Posten, komme Faury aber nicht infrage, sagen Konzerninsider. Ein Nachfolger für Enders soll intern und extern gesucht werden und so rechtzeitig feststehen, dass er von den Aktionären im April 2019 offiziell bestätigt werden kann.