Auch Chinas bislang größter Elektroautobauer BYD (Build Your Dreams) denkt über eine Batterie-Fertigung in Europa nach. "Wir ziehen die Produktion von Batteriezellen außerhalb Chinas in Betracht, und das schließt Europa ein", sagte Julia Chen, Vertriebschefin von BYD Batteries der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe sowohl um Batterien für Elektroautos als auch um häusliche Stromspeicher.

Auch die großen Anbieter aus Korea, LG Chem, Samsung SDI und SK Innovation, sowie GS Yuasa aus Japan bauen in Osteuropa die Produktion von Batteriezellen auf, die in den kommenden Jahren die E-Autos von Volkswagen, Daimler oder BMW antreiben könnten. Elon Musk, Chef des US-Elektroautopioniers Tesla, brachte kürzlich per Twitter Deutschland als möglichen Standort für eine Batteriefabrik in Europa ins Spiel. Die Zellen sind das Herz der Batterien, sie sind für die Reichweite entscheidend.

Die von der EU-Kommission im Herbst 2017 angestoßene Initiative, mit europäischen Unternehmen der Auto- und Chemieindustrie eine Batteriezellfertigung auf die Beine zu stellen, kommt indes nur langsam voran. Bis 2025 könnten nach EU-Schätzung zehn bis zwanzig große Zellfabriken benötigt werden - für ein Marktvolumen von dann 250 Milliarden Euro. Mitte Mai veröffentlichte EU-Energiekommissar Maros Sefcovic einen Aktionsplan, mit dem Forschung und Entwicklung gefördert, Rohstoffbeschaffung und Finanzierung geprüft werden sollen. "Wir müssen schnell sein, weil wir in einem globalen Rennen sind", sagte Sefcovic in Brüssel. "Wir müssen die technologische Abhängigkeit von der Konkurrenz verhindern."

Trotz der Investition von CATL hat auch die Bundesregierung die Hoffnung auf ein europäisches Gegengewicht zu den Asiaten nicht aufgegeben. Es liefen Gespräche über ein Firmenkonsortium, das auch staatlich gefördert werden könne, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.

DREI EUROPÄISCHE PROJEKTE



Bisher gibt es aber erst drei Initiativen in Europa: Das schwedische Start-up Northvolt will mit Unterstützung von Siemens, des Schweizer Elektrotechnikkonzerns ABB und der VW-Nutzfahrzeug-Tochter Scania im kommenden Jahr mit der Zellforschung beginnen. Produktionsstart einer Fabrik soll Ende 2020 sein, bis 2023 soll sie eine Kapazität von 32 Gigawattstunden erreichen bei einem Investment von deutlich unter vier Milliarden Euro. Ebenfalls erst mit der Entwicklung beschäftigt sich Saft in Frankreich, eine Batterietochter des Ölkonzerns Total, die auch Siemens, der Maschinenbauer Manz und der belgische Chemiekonzern Solvay unterstützen. Die deutsche Neugründung TerraE hat 19 Unternehmen und Forschungseinrichtungen hinter sich geschart, darunter ThyssenKrupp und die Deutsche Post mit ihrem Elektrotransporter Streetscooter. Die erste Fabrik soll Ende 2019 die Arbeit aufnehmen an einem Standort in Deutschland - die Produzenten aus Asien bevorzugen zumeist Polen oder Ungarn.

Manche Investoren beobachten den Einstieg der Europäer unterdessen mit Skepsis. Sie haben noch gut in Erinnerung, wie Milliardeninvestitionen in europäische Solarfabriken in den Sand gesetzt wurden, weil sie gegen billige Importe aus China chancenlos waren. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund entschied sich der größte Autozulieferer Bosch nach reiflicher Überlegung gegen den Einstieg in die Batteriezellproduktion, die nach Schätzung der Schwaben 20 Milliarden Euro an Investitionen erfordern würde. In der Batterieproduktion zählten hohe Stückzahlen, sagte Simon Webber, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter Schroders. "Die etablierten Produzenten aus Korea, China und Japan haben deshalb einen klaren Vorteil gegenüber neuen Anbietern."

INVESTOREN ZURÜCKHALTEND



Die Pläne europäischer Anbieter stoßen gerade wegen der starken Konkurrenz aus Asien auf viel Skepsis. So konnte Northvolt nur mit Mühe die ersten 100 Millionen Euro von insgesamt mehr als einer Milliarde zusammenkratzen, die die Schweden noch in diesem Jahr auftreiben wollen. Für Allianz Global Investors zum Beispiel wäre es schwierig, Geld hineinzustecken, erklärte Jeremy Kent, Portfoliomanager bei dem Vermögensverwalter des Versicherungskonzerns. Das Risiko sei angesichts des Vorsprungs der Asiaten groß und die Rendite gering, sagte er. Den höchsten Gewinn in der Wertschöpfungskette einer Batterie streichen Experten zufolge die Rohstoffproduzenten etwa von Kobalt und Lithium und die Weiterverarbeiter der Zellen zu Batteriesystemen ein.

Northvolt setzt deshalb auf Starthilfe durch öffentliche Gelder. Die Energieagentur Schwedens und die Europäische Investitionsbank (EIB) steuerten mit gut 50 Millionen Euro schon mehr als die Hälfte des Kredits der ersten Finanzierungsrunde bei. Die EU-Förderbank wolle auch künftig diese Art von Innovation unterstützen, erklärte ein Sprecher. Northvolt oder TerraE bräuchten aber wahrscheinlich jeder rund zwei Milliarden Dollar an Staatshilfen für ihre Gigafabriken, erklärte Asad Farid, Batterietechnik-Spezialist der Bank Berenberg. Schließlich seien solche Projekte in Asien und den USA ebenfalls mit öffentlichen Geldern aufgebaut worden.

rtr