Insgesamt liegt hinter der Allianz trotz eines weiteren Rückgangs der Zinssätze ein gutes Jahr. So wurde am Freitag in München auch eine Dividendenerhöhung um 6,7 Prozent von neun Euro auf 9,6 Euro vorgeschlagen. Der Gesamtumsatz des DAX-Konzerns legte um 7,6 Prozent auf 142,4 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis wuchs um drei Prozent auf 11,9 Milliarden Euro. Damit konnte der Konzern das Betriebsergebnis erneut steigern und erreichte außerdem die obere Hälfte des angekündigten Zielkorridors von elf bis zwölf Milliarden Euro. Hier profitierte der Konzern hauptsächlich von der positiven Entwicklung des Bereichs Lebens- und Krankenversicherung. Dies sei auf eine höhere Marge aus den Kapitalanlagen, einen positiven Einmalgewinn in den Vereinigten Staaten und ein Volumenwachstum zurückzuführen.

Der Geschäftsbereich Asset Management profitierte vom wachsenden für Dritte verwalteten Vermögen (AuM) und von positiven Wechselkurseffekten.

Herausforderungen im Bereich Schaden- und Unfallversicherung


Das operative Ergebnis des Bereichs Schaden- und Unfallversicherung sank hingegen um zwölf Prozent auf nur noch gut fünf Milliarden Euro. Insgesamt wurde der Bereich durch zwei Faktoren negativ beeinflusst. Zum einen musste die Allianz die geringen Schadenreserven der Großkunden-Sparte AGCS um rund 600 Millionen Euro aufstocken. Zum anderen war das operative Kapitalergebnis kleiner als zuletzt. Diese beiden Einflüsse wurden teilweise durch die verbesserte Kostenquote ausgeglichen.

"Wir hatten in den letzten 15 Jahren immer höhere Schadeninflation erwartet als dann kam, deswegen hatten wir in den letzten Jahren immer sehr hohe Schadensabwicklungen. Das hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren gedreht. Der langfristige Trend der Schadeninflation hat sich dramatisch erhöht. Wir müssen jetzt sicherstellen, dass wir in den Geschäftsjahres-Schadenquoten diese zusätzliche Schadeninflation einpreisen", erläuterte Konzernchef Oliver Bäte die Herausforderungen.

In der Fondssparte, zu der die Gesellschaften Pimco und Allianz Global Investors gehören, stieg der operative Gewinn um rund sieben Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Allein im vierten Quartal schoben Anleger netto 19,7 Milliarden Euro neu in die Fonds der Allianz-Töchter.

Sorgen wegen des Coronavirus macht sich der Versicherer nicht. Die Epidemie schlage sich bisher kaum in den Zahlen der Allianz nieder. "Bisher ist es kein großes Problem", versicherte Bäte. Demnach seien die Betriebsunterbrechungen kein Fall für die Versicherung. "Wenn die Ursache für die Betriebsunterbrechung kein Sachschaden ist, greift die Versicherung nicht", ergänzte Finanzchef Giulio Terzariol. Es gebe zwar auch andere Policen, die das Epidemierisiko abdeckten, aber solche biete die Allianz nicht an. Auch vonseiten der Reiseversicherung seien keine größeren Einbußen für die Gruppe zu erwarten. Gemessen am Gesamtkonzern sei die Allianz in diesem Bereich nur in geringem Maße exponiert.

Ausblick 2020


Für 2020 peilt Vorstandschef Oliver Bäte 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro an, wie der Dax-Konzern am Freitag in München ankündigte. Damit zeigt sich der Vorstand merklich vorsichtiger als der Durchschnitt der Analysten. Die Experten rechnen im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro und liegen damit schon fast am oberen Ende der Prognose des Vorstands.

Unsere Einschätzung:


Trotz kleinerer Schwächen hat die Allianz solide Zahlen vorgestellt. Mit der DAX-Eröffnung am Freitag ging es für die Aktie dennoch zunächst auf Talfahrt. Das Schaden- und Unfallgeschäft 2019 habe enttäuscht, merkte JPMorgan-Experte Ashik Musaddi an. Außerdem liege der Ausblick für den operativen Gewinn 2020 eher unter den Erwartungen, sagte ein Händler. Da helfe es auch wenig, dass die Allianz-Gruppe 2019 ein operatives Rekordergebnis erzielte.

Dennoch ging es für die Aktie schon am Vormittag wieder aufwärts. Kurstreibend wirkten letztlich vor allem die angekündigte Dividendensteigerung von 9 Euro auf 9,60 Euro je Aktie und das am Vorabend bekannt gegebene milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm. Vor allem auf Letzteres hatten Analysten gesetzt. Das Volumen dieses neuen Programms beträgt bis zu 1,5 Milliarden Euro. Das Programm soll im März 2020 starten und spätestens bis 31. Dezember 2020 abgeschlossen sein. Allianz wird die gekauften Aktien einziehen. Seit 2017 hat die Allianz bereits 7,5 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe verwendet. Wir halten an unserer Kaufempfehlung fest.