Nach dem verlängerten Wochenende starten die europäischen Börsen mit frischem Schwung. "Die Anleger scheinen die Ostertage genutzt zu haben, um Kraft zu tanken und bei Dividendenpapieren beherzt zuzugreifen", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Die Pandemie werde ausgeblendet.

Die aktuellen Kursrekorde stünden auf den drei Pfeilern ultra-lockere Geldpolitik, staatliche Konjunkturhilfen und erwartete Erholung der Wirtschaft, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Bei letzterem sieht es sehr gut aus." Die am Karfreitag veröffentlichten US-Beschäftigtenzahlen seien mit dem Aufbau von 916.000 neuen Stellen überraschend positiv ausgefallen.

DISKUSSION UM NEUEN LOCKDOWN IN DEUTSCHLAND


Ein Wermutstropfen sei allerdings die Diskussion um neue Coronavirus-Beschränkungen in Deutschland, wandte Analyst Timo Emden von Emden Research ein. "Sollten Bund und Länder dem Vorbild des Nachbarlandes Frankreich folgen und einen vierwöchigen Lockdown verhängen, dürfte dies Anleger nicht kalt lassen."

In Großbritannien kündigte Premierminister Boris Johnson dank sinkender Infektionszahlen dagegen für kommende Woche weitere Lockerungen an. Dann dürften in England alle Geschäfte, Fitnessstudios, Friseure und Außenbereiche der Pubs wieder öffnen. Dies verhalf den Kneipenketten JD Wetherspoon und Marstons sowie dem Kino-Betreiber Cineworld zu Kursgewinnen von bis zu 5,7 Prozent.

ÖL UND KUPFER IM AUFWIND - DOLLAR UNTER DRUCK


Gefragt war auch Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um gut zwei Prozent auf 63,43 Dollar je Barrel (159 Liter). Die starken US-Arbeitsmarktdaten und die rekordhohe Aktivität im dortigen Dienstleistungssektor verbesserten die Nachfrage-Aussichten, sagte Analystin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX.

Kupfer verteuerte sich sogar um bis zu 3,6 Prozent auf 9104 Dollar je Tonne. Das wichtige Exportland Chile schloss wegen steigender Coronavirus-Fallzahlen vorübergehend seine Grenzen. Das verschärfe den Angebotsengpass für dieses Industriemetall, kommentierten die Analysten der ANZ Bank.

Aus der Weltleitwährung zogen sich Konjunkturoptimisten dagegen zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um bis zu 0,5 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 92,531 Punkten.

SAP SCHNAPPT SICH ORACLE-KUNDEN ALPHABET


Am deutschen Aktienmarkt zählte SAP mit einem Plus von zwei Prozent zu den Favoriten. Einem Medienbericht zufolge gewinnt der Walldorfer Konzern die Google-Mutter Alphabet als Kunden für seine Finanz-Software. Bislang hatte Alphabet das Produkt des SAP-Rivalen Oracle genutzt.

In Zürich gingen die Titel von Credit Suisse auf eine Achterbahnfahrt, nachdem die Bank wegen Belastungen im Zusammenhang mit der Schieflage des Hedgefonds Archegos für das erste Quartal einen Vorsteuerverlust von umgerechnet 812 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte. "Ein Einzelfall hat die ansonsten erfolgreiche Arbeit der Gesamtbank im ersten Quartal zunichte gemacht", sagte Analyst Michael Kunz von der Züricher Kantonalbank. "Immerhin wurden nun - unseres Erachtens fällige - personelle Konsequenzen gezogen." Am Vormittag notierten Credit Suisse-Titel 0,9 Prozent im Plus.

rtr