Die Angst vor steigenden Zinsen hat den DAX am Donnerstag belastet. Kurz zur Handelsschluss drehte der Leitindex dann ins Plus. Den Schreck über die Aussagen der US-Finanzministerin Janet Yellen zu möglichen Zinssteigerungen hätten Investoren inzwischen zwar verdaut, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Aus den Köpfen verschwunden sei dieses Thema aber nicht. "Auch wenn die US-Notenbank alles versucht, die Finanzmärkte zu beruhigen. Dennoch ist das Kind in den Brunnen gefallen." Sein Kollege Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets wertet die Äußerungen der ehemaligen US-Notenbankchefin als taktisches Manöver. "Es war ein Testballon, um zu sehen, wie die Finanzmärkte auf das Thema Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik reagieren." Weitere dürften folgen. "Die US-Notenbank hat ihr Bestes gegeben, um den Anlegern die Sorgen über einen rapiden Inflationsanstieg und eine Überhitzung der Wirtschaft zu nehmen. Ganz gelungen ist ihr das jedoch nicht, und die Zinsängste dürften die Aktienmärkte noch eine Weile belasten", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von Axi.

Am Tag vor den mit Spannung erwarteten US-Beschäftigtenzahlen hielten sich Investoren mit Engagements an der Wall Street zurück. Der Dow Jones übersprang kurz seine bisherige Bestmarke um wenige Punkte und stieg um 0,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 34.341,34 Zähler. Einsetzende Gewinnmitnahmen drücken ihn anschließend knapp ins Minus.

US-Präsident Joe Biden hatte sich am Mittwoch für eine vorübergehende Freigabe der Patente für Coronavirus-Impfstoffe ausgesprochen. Dann könnten theoretisch Hersteller in aller Welt die Impfstoffe produzieren, ohne Lizenzgebühren an Biontech /Pfizer, Moderna und Co zahlen zu müssen. "Das könnte die Umsätze dieser Firmen schmälern, die sie sich von der Lizenzierung ihrer Patente versprochen hatten", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Aktien der beiden deutschen Hersteller Biontech und Curevac verloren jeweils rund 20 Prozent. Moderna und Novavay fielen um bis zu acht Prozent.


Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


VW streift Corona-Folgen weiter ab - Hebt Ergebnisprognose
Der Volkswagen-Konzern lässt die Corona-Krise zunehmend hinter sich und erhöht nach dem ersten Quartal seinen Gewinnausblick für das laufende Jahr. Trotz Belastungen aus Chipmangel und Pandemie fuhr VW dank steigender Verkäufe insbesondere teurerer Modelle und dank Kosteneinsparungen so viel operativen Gewinn ein wie vor der Krise vor zwei Jahren, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Damit lag VW bereits deutlich über den für das Jahr angepeilten Zielen bei der operativen Marge - was das Management um Vorstandschef Herbert Diess bei aller Vorsicht zum Anlass nahm, die Ziele anzuheben. Die Aktie lag zunächst an der Dax-Spitze, rutschte aber dann ins Minus.

IPO/VW-Chef: Suchen Partner für Batteriegeschäfte - Auch Börsengang möglich
Der Volkswagen -Konzern sucht für den Aufbau seines Netzwerks aus Batteriefabriken in Europa weitere Partner und ist auch offen für eine Börsennotierung von Teilen der Geschäfte. Entscheidungen zu möglichen Batteriepartnerschaften seien in den kommenden Monaten zu erwarten, sagte Vorstandschef Herbert Diess am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Investoren. Das Unternehmen sei in Gesprächen mit anderen Firmen und Regierungen bezüglich seiner Batterieprojekte, sagte der Manager. Er wolle auch einen Börsengang (IPO - Initial Public Offering) von Teilen der Aktivitäten nicht ausschließen.

Linde erhöht nach starkem Auftaktquartal Gewinnziel für 2021
Der weltweit größte Industriegase-Konzern Linde legt nach einem Gewinnplus im Auftaktquartal die Messlatte für den Jahresgewinn höher. Linde habe dank der Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells und der wirtschaftlichen Erholung erneut hervorragende Ergebnisse erzielt, sagte Unternehmenschef Steve Angel am Donnerstag bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal. Mit Blick auf die Zukunft ist Angel zuversichtlich, dass das Unternehmen auch in den kommenden Jahren einen bedeutenden Wert für seine Aktionäre schaffen wird.

Talanx wird nach gutem Start ins Jahr optimistischer - Aktie legt zu
Der Versicherungskonzern Talanx wird nach einem guten Start ins Jahr etwas optimistischer. So rechnet Vorstandschef Torsten Leue für 2021 jetzt mit einem Überschuss am oberen Ende der Spanne von 800 bis 900 Millionen Euro, wie das Unternehmen mit Marken wie HDI und Neue Leben am Donnerstag in Hannover mitteilte. In den ersten drei Monaten lief es vor allem in der Erstversicherung für Industrie sowie Privat- und Firmenkunden besser, während der Gewinn der Rückversicherungstochter Hannover Rück nahezu stagnierte.

Starker Energiehandel treibt Gewinn bei Uniper - Aktie legt leicht zu
Der Energiekonzern Uniper hat wegen eines stark laufenden Energiehandels zu Jahresbeginn deutlich mehr verdient. Dabei konnte die Sparte vor allem von Entwicklungen in den USA und Asien profitieren. Dazu lief es in der Erzeugung in Europa unter anderem wegen der Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Mai ebenfalls gut.

Continental verdient wieder besser - Vorsicht beim Blick nach vorn
Continental macht sich nach einem verbesserten Ergebnis zum Jahresstart Hoffnung auf eine weitere Entspannung des lange coronagetrübten Geschäfts in den kommenden Monaten. Etwas getrübt wird die Stimmung allerdings von den Lieferengpässen bei Halbleitern, deren Folgen noch nicht ausgestanden sein dürften.

Zalando: Kein Ende des Wachstums in Sicht
Der Online-Modehändler Zalando geht trotz sinkender Infektionszahlen nicht von einem baldigen Ende des Online-Booms im Modehandel und des eigenen Wachstums aus. "Den Nachfragetrend hin zu Online haben wir schon in den vergangenen zehn Jahren beobachtet", sagte Finanzchef David Schröder am Donnerstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen des Berliner Unternehmens. "Dieser Trend hat sich in der Krise beschleunigt und ist definitiv noch nicht am Ende."

RTL mit Streaming-Plus - Bertelsmann-Umsatz über Niveau vor Pandemie
Die RTL Group profitiert vom boomenden Streaming-Markt und hat damit coronabedingte Rückgänge bei TV-Werbeerlösen im ersten Quartal abgefedert. Bei Bertelsmann als Mehrheitseigentümer der Gruppe machten sich zugleich kräftige Zuwächse in den Buch- und Musikmärkten sowie im Dienstleistungssektor bemerkbar. Aus eigener Kraft steigerte der Konzern den Gesamtumsatz um rund zehn Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020 und um sieben Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, wie das Unternehmen am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Die Erlöse lagen bei mehr als 4,2 Milliarden Euro. RTL und Bertelsmann bleiben bei ihren Prognosen für das Gesamtjahr.

Optimistischerer Ausblick von Evonik weiterhin 'konservativ'
Der Spezialchemiekonzern Evonik wird dank guter Geschäfte mit der Auto- und der Bauindustrie sowie rund um Hygieneanwendungen ein wenig zuversichtlicher für 2021. Zudem zog die Nachfrage nach Zusatzstoffen für die Produktion etwa von Windrädern oder auch für Schaumstoffe weiter an. Weitere Ausblickerhöhungen im Jahresverlauf sind laut Beobachtern nicht ausgeschlossen. Die Aktien zählten am Donnerstagvormittag zur Spitzengruppe im MDax .

Rheinmetall profitiert von guten Geschäften und Einsparungen
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat dank guter Geschäfte und Einsparungen im ersten Quartal auch unter dem Strich deutlich mehr verdient. Das Ergebnis nach Steuern wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht und kletterte auf 58 Millionen Euro, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorlage ausführlicher Zahlen mitteilte. An der Börse sorgten die Nachrichten zu Handelsbeginn kaum für Bewegung. Zuletzt aber aber gab die Rheinmetall-Aktie um rund 0,8 Prozent nach.

IT-Dienstleister S&T mit starkem Auftragseingang und Umsatzwachstum
Der österreichische IT-Dienstleister S&T hat im ersten Quartal von guten Geschäften und dem Digitalisierungsschub profitiert. Dabei sei der Jahresstart allerdings auch durch Lieferverzögerungen durch die aktuelle Chipknappheit belastet gewesen. Konzernchef Hannes Niederhauser blickt gleichwohl zuversichtlich in die Zukunft und bestätigte die Jahres- und Mittelfristziele des im Nebenwerteindex SDax notierten Konzerns. "2021 wird für S&T ein gutes Jahr, aber die folgenden Jahre werden noch besser", sagte der Manager. An der Börse ging es für die Aktie klar bergauf.

Autozulieferer Elringklinger mit deutlichem Plus beim Gewinn
Anziehende Geschäfte haben beim Autozulieferer ElringKlinger im ersten Quartal für einen Gewinnsprung gesorgt. Unter dem Strich steigerte das Unternehmen den Gewinn auf 37,9 Millionen Euro nach 2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie Vorstandschef Stefan Wolf am Donnerstag in Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) mitteilte. Die positive Entwicklung der vergangenen Quartale habe sich auch zum Jahresauftakt fortgesetzt. Der Umsatz des im Nebenwerteindex SDax notierten Unternehmens legte um 7 Prozent auf 424,1 Millionen Euro zu.

Heidelbergcement bleibt zuversichtlich für das Gesamtjahr
Der Baustoffkonzern Heidelbergcement zeigt sich nach einem starken Auftaktquartal weiterhin zuversichtlich für das laufende Jahr. "Wir sehen eine anhaltend starke Nachfrage im privaten Wohnungsbau und im Bereich Infrastruktur in allen Regionen", sagte Unternehmenschef Dominik von Achten am Mittwoch nach Börsenschluss bei Vorlage der Quartalsbilanz. Insbesondere die von vielen Regierungen aufgelegten Konjunkturprogramme zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung dürften sich kurz- und mittelfristig positiv auf die Bautätigkeit und damit auf den Absatz von Heidelbergcement auswirken. Die Jahresziele für das Gesamtjahr bestätigte der Dax-Konzern.

Corona belastet Fresenius und Tochter FMC - Ausblicke bestätigt
Die anhaltende Corona-Pandemie hat dem Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius SE zum Jahresstart Umsatz- und Ergebniseinbußen beschert. Dabei belasteten jedoch auch Währungseffekte das Wachstum. "Wir haben es geschafft, aus eigener Kraft zu wachsen, obwohl das erste Quartal des Vorjahres weniger stark von der Pandemie beeinträchtigt war", sagte Konzernchef Stephan Sturm am Donnerstag laut Mitteilung. "Das stimmt mich optimistisch, dass wir unsere gesteckten Ziele erreichen können."

rtr/dpa-AFX/fh