Dass der seit Monaten andauernde Lockdown in Deutschland bis zum 18. April verlängert wurde, hat den Börsen am Dienstag etwas zugesetzt. Echter Verkaufsdruck komme aber nicht auf, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Laut dem Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets hinterlassen die Beschränkungen über Ostern aber "bei allem berechtigten Optimismus einen faden Beigeschmack". Für die zuletzt größer gewordene Konjunkturhoffnung wurde dies zum Dämpfer.

"Die dritte Infektionswelle verschiebt die Wiedereröffnung der Wirtschaft in Europa weit in den Sommer hinein", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Eine Rückkehr zu weltweitem Reiseverkehr wird somit erst einmal unwahrscheinlich, was man auch an der negativen Entwicklung der Touristik- und Reiseaktien ablesen kann." Laut Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch dürften sich die Pandemie-Beschränkungen auch negativ auf die Rohöl-Nachfrage auswirken. Die Sorte Brent gab deutlich nach.

Der Verkaufsdruck an den türkischen Börsen ließ derweil teilweise nach. Die überraschende Entlassung des türkischen Notenbankchefs durch Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zum Wochenauftakt Zweifel an der Unabhängigkeit des Instituts und Furcht vor einer Trendwende bei der Geldpolitik geschürt. Am Dienstag legte der Istanbuler Aktienindex nach seinem knapp zehnprozentigen Einbruch wieder etwas zu. Die dortigen Banken büßten dagegen den zweiten Tag in Folge deutlich ein. Auch die Währung des Landes wertete erneut ab.

Anleger wandten sich am Dienstag wieder vermehrt den defensiven Branchen wie Konsumgüter, Immobilien, Versorger, Gesundheit und Telekommunikation zu. Davon profitierte vor allem die Aktie der Deutschen Wohnen. Knapp dahinter notierten die Papiere von Vonovia und E.ON. Volkswagen geriet derweil unter die Räder. Nach den jüngsten Kurssprüngen gaben die Vorzugsaktien des Autobauers um mehr als 3,5 Prozent nach und war damit das DAX-Schlusslicht.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Nemetschek will Wachstum in kommenden Jahren deutlich beschleunigen
Der Bausoftwareanbieter Nemetschek rechnet trotz der Corona-Krise weiter mit einem Wachstum mindestens auf Vorjahresniveau und will künftig eine Schippe drauflegen. Ab 2023 solle sich die Umstellung auf Software-Abos und Cloudangebote mit einem Wachstum im mittleren Zehnerprozentbereich auszahlen, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in München mit. Der Konzern arbeitet weiter daran, die verschiedenen Marken in seinen vier Sparten stärker zu bündeln. Damit will Vorstandschef Axel Kaufmann die Komplexität senken, Kosten sparen und den Kunden übergreifende Softwarepakete anbieten.

ROUNDUP: Nordex überrascht nach hartem Corona-Jahr mit positivem Ausblick
Das Corona-Jahr hat auch den Windkraftanlagenbauer Nordex belastet. Im laufenden Jahr soll es aber wieder aufwärts gehen. Insgesamt will der Konzern 2021 bei Umsatz und operativem Ergebnis zulegen, wie der MDax-Aufsteiger am Dienstag in Hamburg mitteilte. Dabei geht Nordex davon aus, dass sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das laufende Geschäft ab dem zweiten Quartal reduzieren. An der Börse kamen die Neuigkeiten sehr gut an.

CTS Eventim wagt wegen Corona noch keinen Ausblick - rote Zahlen
Nach einem stark von der Corona-Krise belasteten Jahr wagt der Ticketverkäufer und Konzertveranstalter CTS Eventim für 2021 keine Prognose. Wegen der weiterhin bestehenden erheblichen Unsicherheiten über den Pandemie-Verlauf und dessen Auswirkungen auf das Geschäftsjahr sei ein genauer Ausblick nicht möglich, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in München bei der Vorlage der Jahresbilanz mit. Dennoch zeigte sich Konzerchef Klaus-Peter Schulenberg optimistisch: "Die Zeichen stehen gut, dass angesichts einer immer breiteren Verfügbarkeit von Impfstoffen sowie Schnelltests und dem Fortschritt der Impfkampagnen unsere Branche in den nächsten Monaten den Pfad in Richtung Normalität einschlägt."

Schwedischer Lkw-Bauer Volvo warnt vor massiven Chiplieferproblemen
Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Volvo hat vor massiven Produktionsproblemen wegen der fehlenden Belieferung mit Halbleitern gewarnt. Der Rivale von Daimler und der VW-Holding Traton muss wegen der weltweiten Chipknappheit beginnend mit dem zweiten Quartal in den Truckwerken die Produktion anhalten, wie die Schweden am Montagabend in Stockholm ankündigten. Insgesamt würden sich die Schließtage laut einer aktuellen Schätzung wohl auf zwischen zwei bis vier Wochen summieren, je nach Werk. Volvo rechnet damit, dass die Störungen die Ergebnisse und den Mittelzufluss belasten werden.

Personaldienstleister Amadeus gibt vorsichtigen Ausblick - Aktie fällt
Nach einem schwierigen Corona-Jahr hofft der Personaldienstleister Amadeus Fire 2021 auf Besserung. Das Unternehmen will mehr umsetzen, und auch die wichtigste operative Kenngröße soll deutlich anziehen. Dabei blicken die Frankfurter jedoch wegen der Pandemie mit Vorsicht auf die weitere Erholung der Konjunktur. 2020 hatte die Corona-Krise die im SDax notierte Firma schwer getroffen. Unter dem Strich war der Gewinn um mehr als ein Viertel auf 17,8 Millionen Euro eingebrochen, wie Amadeus Fire am Dienstag in Frankfurt mitteilte.

Renovierboom in der Corona-Pandemie: Hornbach mit Gewinnsprung
Die Lust auf ein schönes Zuhause in der Corona-Pandemie hat dem Baumarktkonzern Hornbach im vergangenen Geschäftsjahr ein deutlich höheres operatives Ergebnis beschert. Vorläufigen Berechnungen zufolge dürfte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der bis Ende Februar gelaufenen Berichtsperiode im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent auf rund 325 Millionen Euro gestiegen sein, teilte die Hornbach Holding am Dienstag in Bornheim mit. Der Rückzug in die eigenen vier Wände, das verstärkte mobile Arbeiten von daheim und ein verändertes Verbraucherverhalten hätten die Nachfrage nach Bau- und Heimwerkersortimenten kräftig angekurbelt, hieß es.

Kreise: Microsoft will Gamer-Chat-Dienst Discord kaufen
Der US-Softwareriese Microsoft will Kreisen zufolge durch einen Zukauf sein Angebot im Computerspielgeschäft ausbauen. Microsoft sei in Gesprächen, die private US-Firma Discord für über 10 Milliarden US-Dollar zu kaufen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg in der Nacht zu Dienstag mit Berufung auf Insider. Discord startete 2015 und ist ein Onlinedienst für Sprach-, Video- und Textkommunikation, der sich anfangs vor allem an Computerspieler richtete. Laut eigenen Angaben hat Discord mit Sitz in San Francisco über 100 Millionen aktive Nutzer im Monat.

US-Richter weist Wettbewerbsklage von Prevent gegen VW ab
In den rechtlichen Auseinandersetzungen der beiden Streithähne Volkswagen und Prevent muss der ehemalige Zulieferer des Autobauers in den USA einen Dämpfer einstecken. Richter Bernard Friedman wies die Klage der bosnischen Firmengruppe gegen VW wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens am Montag (Ortszeit) vor einem Gericht in Detroit (Michigan) ab, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht. Damit gab der Richter einem Antrag von VW statt.

Friedrich Vorwerk wird Aktien wohl eher am unteren Ende der Spanne los
Der Energieinfrastruktur-Anbieters Friedrich Vorwerk muss bei seinem Börsengang wohl etwas kleinere Brötchen backen als im besten Fall erhofft. Die Papiere dürften für je 45 Euro an die Anleger gehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf die Angebotsunterlagen. Erst am Montag hatte Bloomberg berichtet, dass die Spanne von ursprünglich 41,00 bis 56,00 Euro auf 45,00 bis 48,00 Euro eingeengt worden sei. Damit käme Friedrich Vorwerk aus dem Stand auf einen Börsenwert von 900 Millionen Euro.

Zweifel an veröffentlichten Daten von neuer Astrazeneca-Studie
Die US-Gesundheitsbehörde NIAID zweifelt die Aussagekraft von Daten einer neuen Untersuchung des Pharmakonzerns Astrazeneca zu dessen Impfstoff an. Dabei geht es um Ergebnisse einer sogenannten Phase-III-Studie mit etwa 32 500 Probanden, die laut Hersteller eine hohe Wirksamkeit des Vakzins zeigen. Astrazeneca will nun Daten nachliefern. Frühere Untersuchungen, die ebenfalls für eine gute Wirksamkeit des Präparats sprechen, zweifelt die NIAID in ihrem Statement nicht an.

Indus erwartet deutliche Verbesserungen im laufenden Jahr
Die Beteiligungsgesellschaft Indus rechnet im laufenden Jahr mit deutlichen Verbesserungen beim operativen Ergebnis. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebit) soll 2021 auf 95 bis 110 Millionen Euro steigen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Bergisch Gladbach mit. Das würde ungefähr einer Vervierfachung entsprechen. Beim Umsatz geht Indus nach 1,56 Milliarden Euro 2020 von 1,55 bis 1,70 Milliarden Euro aus. Für 2020 schlug der Vorstand zudem eine unveränderte Dividende von 80 Cent je Aktie vor. Die Mittelfristprognose bis 2025 wurde erneut bestätigt.

Baumaschinenhersteller Wacker Neuson bekommt neuen Chef
Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson bekommt einen neuen Chef. Zum 1. Juni übernimmt Karl Tragl das Ruder, wie der Konzern am Dienstag in München mitteilte. Tragl war zuletzt im Vorstand der Diehl-Gruppe tätig, hatte diese aber Ende 2020 aus persönlichen Gründen verlassen. Der Vorstand von Wacker Neuson besteht damit wieder aus vier Mitgliedern. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende und Finanzchef Kurt Helletzgruber wird auch nach dem Antritt von Tragl bis auf Weiteres interimistisch Finanzchef bleiben.

rtr/dpa-AFX/iw