Der DAX hat sich am Donnerstag angesichts einer Masse an Unternehmenszahlen gut behauptet. Aus dem Leitindex öffneten allein sechs Konzerne ihre Bücher. Der Industriekonzern Siemens hob zum dritten Mal in diesem Jahr die Prognose an und legte überraschend gute Zahlen vor. Auch der Sportartikelhersteller Adidas und das Pharmaunternehmen Merck erhöhten den Ausblick. Die Adidas-Aktie verlor zwischenzeitlich allerdings fünf Prozent, was Händler auf Gewinnmitnahmen zurückführten. In den vergangenen Tagen hatte der Kurs fast zehn Prozent gewonnen. Das Papier von Merck hingegen kletterte mit einem Plus von mehr als sechs Prozent an die DAX-Spitze. Die Darmstädter beliefern in der Corona-Pandemie viele Impfstoffforscher.

Die Deutsche Post bestätigte die vorläufigen Zahlen. Analyst Samuel Bland von JPMorgan bezeichnete das Zahlenwerk des Logistikriesen als solide, aber unspektakulär. Der Autohersteller Continental fuhr im zweiten Quartal unerwartet einen Verlust im operativen Geschäft ein. Der operative Gewinn von Bayer fiel im Berichtszeitraum stärker als erwartet. Die Aktie des Agrarchemie- und Pharmakonzerns fiel um fast acht Prozent an das DAX-Ende.

An der Wall Street sorgten positive Signale vom US-Arbeitsmarkt für Kauflaune. In den USA haben viele Unternehmen inzwischen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. In der vergangenen Woche entließen sie so wenige Mitarbeiter wie seit gut 21 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Erstanträge ging um 14.000 auf 385.000 zurück. Der Blick richtet sich nun auf den Arbeitsmarktbericht für Juli, der am Freitag vorgelegt wird. Analysten sagen den Aufbau von 870.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft voraus. Nach den jüngsten Aussagen führender Notenbanker hänge noch viel mehr an den Beschäftigungszahlen am Freitag und den kommenden Monaten, sagte Analyst Brian Daingerfield von der Bank NatWest. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 gewannen am Donnerstag zur Eröffnung am Donnerstag bis zu 0,6 Prozent.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Compugroup verdient etwas besser als erwartet - Aktie an MDax-Spitze
Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter Compugroup hat im zweiten Quartal operativ etwas mehr Gewinn erzielt als erwartet. Zudem legte der Konzern beim Wachstum aus eigener Kraft - also ohne die auf der Einkaufstour jüngst zugekauften Unternehmen - spürbar zu. Die zuletzt etwas dahindümpelnde Aktie der Koblenzer zog am Donnerstag nach der Zahlenvorlage deutlich an.

Hoffnungsschimmer USA - Lufthansa erholt sich langsam von Corona
Lufthansa -Chef Carsten Spohr setzt bei der Wiederbelebung des internationalen Luftverkehrs auf US-Präsident Joe Biden. Schon in naher Zukunft werde dessen Regierung die Einreise doppelt geimpfter EU-Bürger erlauben, deutete der Lufthansa-Chef am Donnerstag erste Medienberichte aus den USA. Es gebe ein klares Signal, dass mit hohem Tempo an dem Thema gearbeitet werde.

Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise hebt Jahresziele an
Gute Geschäfte rund um Haustiernahrung sowie Produkte für Hygiene und das Kochen daheim stimmen Symrise zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Zudem holten die Niedersachsen im ersten Halbjahr Geschäfte nach, die Ende letzten Jahres wegen der Folgen eines Cyberangriffs weggefallen waren. Umsatz und Ergebnisse legten in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich zu. Die Aktie drehte am Donnerstag nach frühen Verlusten ins Plus und legte zuletzt um 1,4 Prozent auf 125,65 Euro zu. Seit Jahresbeginn verteuerte sich das Papier damit um fast 16 Prozent.

Spezialchemiekonzern Evonik hebt Prognosen an
Eine gute Nachfrage im Zuge der laufenden Konjunkturerholung stimmt den Spezialchemiekonzern Evonik abermals optimistischer für das laufende Jahr. Das Unternehmen profitiert von der Nachfrage der Auto- und der Bauwirtschaft und guten Geschäften mit Tierfutterzusätzen. Gefragt sind auch Anwendungen für die Kosmetik- und Pharmaindustrie. Seit Ende April produzieren die Essener zudem zwei verschiedene Lipide für den Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer .

Beiersdorf wächst deutlich - Onlinegeschäft soll ausgebaut werden
Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf ist im ersten Halbjahr wieder deutlich gewachsen. Dabei konnte das Unternehmen seine Entwicklung im zweiten Quartal beschleunigen. Treiber war das Klebstoffgeschäft Tesa, aber auch das Konsumentengeschäft mit der Marke Nivea legte wieder deutlich zu. Anleger reagierten erfreut: Die Aktie legte gegen Donnerstagmittag um mehr als 5 Prozent zu und gehörte damit zu den größten Gewinnern im MDax .

ProSiebenSat.1 peilt Rekordumsatz auch im Gesamtjahr an
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat dank unerwartet kräftig gestiegener Werbeeinnahmen im zweiten Quartal einen Rekordumsatz erwirtschaftet und seine Jahresprognose erhöht. Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte am Donnerstag in Unterföhring, auch die Datingportale und Internetshops entwickelten sich positiv: "Wir sind in allen Segmenten auf Wachstumskurs."

1&1-Chef Dommermuth: Roaming wird größter Kostenfaktor am Anfang sein
Nach zähen Verhandlungen und langem Warten legt der Telekomanbieter 1&1 mit dem geplanten Aufbau seines 5G-Netzes los. Doch bis das vierte Mobilfunknetz in Deutschland tatsächlich steht, muss Konzernchef Ralph Dommermuth eine Menge Geld in die Hand nehmen - auch für die Zeit, in der der Unternehmer noch auf die Mitnutzung von Fremdnetzen angewiesen ist, um seinen Kunden überhaupt Telefonie und Internet ermöglichen zu können. "National Roaming wird der größte Kostenfaktor am Anfang sein, er nimmt erst über die Jahre ab", sagte er am Donnerstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Und auch die Kosten für die Infrastruktur und den Betrieb werden anfangs höher sein als der Nutzen, sagte Dommermuth.

Shop Apotheke verdient operativ deutlich weniger - Aktie gibt nach
Beim Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke haben im zweiten Quartal Probleme in der Logistik auch auf die Profitabilität gedrückt. Ein gegenwärtig angespannter Arbeitsmarkt und der Umzug an den neuen Standort im niederländischen Sevenum führten zuletzt zu Logistikproblemen. An der Börse setzte die Aktie ihre Talfahrt weiter fort.

Aurubis auf Kurs zu Jahreszielen - Aktie fällt dennoch
Hohe Metallpreise im Sog der globalen Konjunkturerholung und dem Wachstum der Elektromobilität treiben den Kupferkonzern Aurubis weiter an. Den Hamburgern kommen dabei auch hohe Raffinierlöhne für Kupferschrott, also für das Recycling, sowie eine positive Entwicklung des Marktes für Schwefelsäure entgegen, die bei der Kupferproduktion anfällt. Für das Gesamtjahr (Ende September) sieht Aurubis-Chef Roland Harings das Unternehmen auf Kurs zum Ziel eines operativen Vorsteuergewinns von 270 bis 330 Millionen Euro.

Hannover Rück bekräftigt Gewinnziel trotz Flutschäden und Corona-Toten
Die Hochwasserkatastrophe in Deutschland und die Vielzahl der Corona-Toten in Südafrika schlagen bei der Hannover Rück teuer zu Buche. Nach dem überraschend guten Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr zeigte sich Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz jedoch überzeugt, dass der weltweit drittgrößte Rückversicherer in diesem Jahr wie geplant einen Gewinn von 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro erreicht. Laut Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel dürften die Zahlungen wegen der "erschreckend vielen" Pandemieopfer in Südafrika den Konzern jedoch noch weiter belasten.

Zalando bestätigt Wachstumsprognose - Operatives Ergebnis enttäuscht
Der Online-Modehändler Zalando liegt nach dem zweiten Quartal auf Kurs zu seinen Wachstumszielen. Beim Blick auf den operativen Gewinn wurde der Dax-Kandidat trotz eines in diesem Punkt enttäuschenden Quartals etwas optimistischer - was aber auch an verschobenen Investitionen liegt. Während die Erlöse im zweiten Quartal deutlich zulegten, ging das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) kräftig zurück. Die Aktie verlor im Mittagshandel mehr als acht Prozent auf 89,32 Euro.

ElringKlinger bleibt trotz starkem Quartal vorsichtig - Aktie verliert
ElringKlinger lässt das Corona-Tal weiter hinter sich. Dank der weltweiten Konjunkturerholung von der Pandemie und der Belebung in der Autobranche verbesserte sich die Auftragslage deutlich, wie der Automobilzulieferer am Donnerstag in Dettingen an der Erms mitteilte. Auch Umsatz und Ergebnis zogen im Vergleich zum Vorjahresquartal merklich an, in dem die Firma noch schwer mit Einbußen wegen der Corona-Pandemie zu kämpfen hatte. An der Börse zeigten sich die Anleger jedoch wegen der beibehaltenen Jahresprognose enttäuscht.

rtr/dpa-AFX/fh