Auch am Donnerstag übten sich die Anleger in Zurückhaltung. Schon am Mittwoch hatte der DAX trotz Rekordhoch am Morgen im Minus geschlossen. Börsianer verwiesen als Belastung auf die Verluste des tonangebenden US-Aktienmarkts. Das Klima sei insgesamt etwas eingefroren und die Marktteilnehmer über die Entwicklungen an den Börsen nicht wirklich erfreut, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Für die Hoffnungsvollen verwies Lipkow auf die anstehenden Quartalszahlen der großen US-Technologiekonzerne. Diese könnten neuen Schwung bringen.

Die Furcht vor wirtschaftlichen Folgen einer Pandemie durch das neue Coronavirus in China belastete die Börsen zusätzlich. Nach den jüngsten Höchstständen entschlossen sich daher einige Aktienanleger am Donnerstag zu Gewinnmitnahmen. Entscheidend sei nun, ob die Weltgesundheitsorganisation einen weltweiten Notstand ausrufe, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Komme es dazu, würden weitere Investoren Zuflucht in "sicheren Häfen" suchen. Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zwei-Wochen-Tief. Die ebenfalls als sicher geltende japanische Währung legte ebenso zu. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar.

Auch am Rohstoffmarkt spiegelte sich die Nervosität der Anleger wider und so verbilligte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee. Der Preis für das Industriemetall Kupfer, dessen wichtigster Abnehmer China ist, fiel ebenfalls.

Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) bewegte die Märkte derweil kaum: Die Währungshüter halten die Zinsen im Euroraum weiter auf Rekordtief.

Unter den Einzelwerten im DAX führte Wirecard. Gefolgt wurde der Bezahldienstleister von der Deutschen Bank. Als DAX-Schlusslicht ging Continental aus dem Handel.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Probleme in Nahost belasten Hochtief stark - Aktienkurs sackt ab
Eine milliardenschwere Abschreibung bei seiner australischen Tochter Cimic lässt den Essener Baukonzern Hochtief für das vergangene Geschäftsjahr in die roten Zahlen rutschen. Das operative Geschäft läuft dagegen rund, das Unternehmen wird seine Prognose für 2019 erreichen. Zudem kann Hochtief auf ein gutes finanzielles Polster bauen. Aktionäre sollen daher trotzdem eine deutlich höhere Dividende erhalten. Die Aktie von Hochtief verlor zu Handelsbeginn dennoch mehr als 7 Prozent.

Tesla überflügelt VW beim Börsenwert - Skepsis gegenüber Strategie
Der US-Elektroautobauer Tesla hat seinen Höhenflug an der Börse fortgesetzt und dabei inzwischen den Wert von Volkswagen übertroffen. Nachdem das Unternehmen von Gründer Elon Musk am Mittwoch die Marke von 100 Milliarden US-Dollar geknackt hatte, stand die Marktkapitalisierung - der aktuelle Kurs multipliziert mit der Menge umlaufender Aktien - am Donnerstagmittag mitteleuropäischer Zeit bei mehr als 102,6 Milliarden Dollar. Mit umgerechnet etwa 92,6 Milliarden Euro lag dieser Wert auf einigen Handelsportalen zuletzt weiterhin über demjenigen von VW (knapp 89,6 Milliarden Euro).

IPO/Kreise: Lufthansa erwägt Börsengang der Wartungssparte
Die Lufthansa denkt Insidern zufolge nach dem Verkauf ihrer Catering-Sparte über einen Börsengang ihres Wartungsgeschäfts nach. Eine Abspaltung der Sparte Lufthansa Technik solle den Börsenwert des Konzerns nach oben treiben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Die Prüfung sei noch in einem frühen Stadium, und es gebe noch keine Entscheidung. Ein Lufthansa-Sprecher wollte die Angelegenheit nicht kommentieren.

STMicroelectronics legt Endspurt hin - Aktie gefragt
Der Halbleiterhersteller STMicroelectronics hat 2019 einen Endspurt hingelegt. Im vierten Quartal konnte der Infineon-Konkurrent im Vergleich zum Vorquartal in allen Segmenten teils deutlich zulegen, wie der Konzern am Donnerstag in Genf bei der Vorlage der Jahresbilanz mitteilte. Allerdings bekam STMicroelectronics 2019 auch die schwache Konjunktur zu spüren: Im Jahresvergleich gingen sowohl die Erlöse als auch die viel beachtete Bruttomarge zurück.

Boeing-Flugverbot belastet Billigflieger Southwest - Mehr Ausgleich gefordert
Das Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max hält die US-Billigfluggesellschaft Southwest weiter im Griff. Im vierten Quartal verdiente die Airline gut ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor, und auch 2020 dürfte das Fehlen der Maschinen auf den Gewinn drücken, wie das Unternehmen am Donnerstag in Dallas mitteilte. Southwest hat die mit den Modell geplanten Flüge inzwischen bis 6. Juni gestrichen. Die Aktie gab im vorbörslichen Handel um knapp zwei Prozent nach.

Procter & Gamble wird erneut optimistischer - Aktionäre enttäuscht
Der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble wächst weiter robust und hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 erneut leicht erhöht. Das um Sondereffekte bereinigte Kernergebnis je Aktie soll im Geschäftsjahr (bis Ende Juni) um 8 bis 11 Prozent wachsen, teilte der Hersteller von bekannten Marken wie Braun, Pampers oder Ariel am Donnerstag in Cincinnati mit. Zuvor hatte Procter & Gamble ein Plus von 5 bis 10 Prozent in Aussicht gestellt. Analysten erwarten bislang ein Plus von 10 Prozent.

VW-Carsharing-Tochter WeShare will in weitere Städte expandieren
Der Carsharing-Anbieter WeShare will seine vollelektrischen Leihwagen in sieben weiteren europäischen Städten aufstellen. Im Laufe des Jahres sollen München, Budapest, Prag, Madrid, Paris und Mailand dazukommen, wie WeShare-Chef Philipp Reth am Donnerstag in Berlin sagte. Bereits bekannt war, dass der Anbieter im Frühjahr auch in Hamburg an den Start gehen will. Insgesamt soll die Elektro-Flotte des Unternehmens dann aus rund 8400 Fahrzeugen bestehen.

Kanada verhängt im 'Dieselgate'-Skandal Millionenstrafe gegen VW
Kanada hat wegen Verstößen gegen Umweltgesetze und Importvorschriften im "Dieselgate"-Skandal eine millionenschwere Strafe gegen den Volkswagen-Konzern verhängt. Dem deutschen Autobauer werden Geldbußen in Höhe von 196,5 Millionen kanadischen Dollar (135 Mio Euro) auferlegt, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch (Ortszeit) in Toronto mitteilte. Zuvor habe sich Volkswagen schuldig bekannt, Autos importiert zu haben, die nicht den zulässigen Abgasstandards entsprachen. Der Hersteller habe zugegeben, gegen Umweltgesetze verstoßen und irreführende Angaben gemacht zu haben.

US-Chipkonzern Texas Instruments ernüchtert mit Blick nach vorn
Texas Instruments (TI) hat im abgelaufenen Quartal trotz sinkender Erlöse und Gewinne besser abgeschnitten als Experten erwartet hatten. Der Umsatz fiel um 10 Prozent auf 3,35 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Mittwoch in Dallas mitteilte. Der Gewinn schrumpfte unter dem Strich um 14 Prozent auf 1,07 Milliarden Dollar.

Autoindustrie erwartet schrumpfenden Absatz in Europa
Die Autoindustrie erwartet in diesem Jahr für Europa einen Absatzrückgang um zwei Prozent. Es wäre der erste Rückgang beim Verkauf von Personenwagen nach sechs Jahren Wachstum, teilte der europäische Herstellerverband ACEA am Mittwoch in Brüssel mit. 2019 war der Absatz demnach EU-weit noch um 1,2 Prozent auf mehr als 15,3 Millionen Neuwagen gestiegen.

Acea: Europäischer Nutzfahrzeugmarkt legt 2019 zum siebten Mal in Folge zu
Der europäische Nutzfahrzeugmarkt ist 2019 das siebte Jahr in Folge gewachsen. Mit gut 2,5 Millionen Fahrzeugen seien 2,5 Prozent mehr neu zugelassen worden als im Vorjahr, teilte der zuständige Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mit. Im Dezember hatten die Verkäufe nach drei Monaten Rückgang wieder um 5,7 Prozent auf gut 210 000 Stück zugelegt.

rtr/dpa-AFX/iw