Am Mittwoch rechnen Anleger fest mit einer Zinssenkung der US-Notenbank um 0,25 Prozentpunkte. Entsprechend war die Anspannung unter den Investoren am Dienstag groß und der DAX trat auf der Stelle. Die Aufmerksamkeit der Anleger richtete sich auf Hinweise zur Geldpolitik in den kommenden Monaten. "Signalisiert Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinssenkungen, könnte dies die Fortsetzung der Rally sichern und die politischen Risiken zumindest kurzfristig in den Hintergrund drängen", prognostizierte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Am Rohölmarkt haben die Spekulationen auf Versorgungsengpässe nachgelassen. Die Ölpreise waren deshalb am Dienstag auf Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 6,6 Prozent auf 64,48 Dollar je Barrel. Auslöser dafür waren wohl Reuters-Informationen von Insidern, wonach sich die Ölproduktion Saudi-Arabiens binnen zwei bis drei Wochen wieder normalisieren wird.

Derweil verbilligte sich das Pfund Sterling erneut und kostete 1,2413 Dollar. "Gut sechs Wochen vor dem Brexit-Termin und einen Monat vor dem alles entscheidendenden EU-Gipfel stecken die Verhandlungen weiterhin in einer Sackgasse", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich Premierminister Boris Johnson über die Anordnung des Parlamentes hinwegsetzen wird, zur Verhinderung eines ungeordneten EU-Ausstiegs Großbritanniens einen erneuten Aufschub zu beantragen.

Auf Unternehmensseite standen am Dienstag die Energieversorger RWE, E.ON und innogy im Fokus. So teilte die EU-Kommision mit, dass E.ON unter Auflagen die RWE-Tochter übernehmen dürfe. Für die beiden Energieriesen ist damit der Weg frei für die Aufteilung der Geschäfte von innogy. E.ON will das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy übernehmen. RWE erhält das Ökostromgeschäft von Innogy und das von E.ON. RWE hatte für seinen Teil des Deals bereits die Zustimmung bekommen.

Daneben stand am Dienstag auch Zalando unter Druck: Der Teilausstieg des Großaktionärs Kinnevik brockte dem Konzern den größten Kurssturz seit Jahren ein. Die Aktien des Online-Modehändlers verloren zeitweise knapp zwölf Prozent. Angesichts der Kursverdoppelung seit Jahresbeginn sei die Platzierung von Anteilen ein vernünftiger Schritt, urteilte Analyst Christian Salis vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Er gehe davon aus, dass sich Zalando weiterhin überdurchschnittlich entwickeln werde.

Zum Handelsschluss standen die Aktien von Vonovia, Beiersdorf und Linde an der DAX-Spitze. Die Schlusslichter bildeten Covestro und HeidelbergCement.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Brüssel erlaubt RWE-Eon-Deal - Kritik von Verbraucherschützern
Die EU-Wettbewerbshüter haben den umstrittenen Stromdeal der deutschen Marktführer RWE und Eon unter Auflagen erlaubt. Er führe nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Damit können Eon und RWE den deutschen Strommarkt umkrempeln. Eon-Chef Johannes Teyssen sagte, man sei "erleichtert, stolz, aber auch ein bisschen demütig". Von Verbraucherschützern und Konkurrenten kam Kritik.

Großaktionär Kinnevik verkauft Zalando-Aktien - Kurs rauscht ab
Der schwedische Investor Kinnevik hat eine größere Beteiligung am Online-Versandhändler Zalando auf den Markt geworfen. Der Großaktionär platzierte ein Paket von 13,13 Millionen Zalando-Aktien, wie Kinnevik am Dienstag in Stockholm mitteilte. Der Platzierungspreis lag bei rund 42,50 Euro. Am Montag hatte die Zalando-Aktie bei 45,47 Euro auf Xetra geschlossen. Am Dienstag verlor das Papier am MDax-Ende 9,5 Prozent auf 41,13 Euro. In den vergangenen Monaten hatte die Aktie kräftig angezogen.

Apple und EU-Kommission kämpfen um Milliarden-Steuernachzahlung
Die juristische Schlacht zwischen Apple und der EU-Kommission um die Rekord-Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro in Irland ist voll entbrannt. Der iPhone-Konzern bekräftigte am Dienstag vor dem EU-Gericht in Luxemburg, dass die Erträge von zwei irischen Tochterfirmen vor allem in den USA zu versteuern gewesen seien. Die Kommission warf Apple vor, nur Verwirrung zu stiften. Sie betonte ihre Sichtweise, dass Irland die Steuern zu niedrig angesetzt habe.

AB Inbev will Asiensparte für rund 5 Milliarden Dollar an Börse bringen
Der weltgrößte Bierbrauer AB Inbev will mit dem neu aufgelegten Börsengang seines Asiengeschäfts in Hongkong umgerechnet rund 4,85 Milliarden US-Dollar (rund 4,4 Milliarden Euro) erlösen. Laut Plan sollen dabei rund 1,26 Milliarden Aktien zu einem Stückpreis zwischen 27 und 30 Hongkong-Dollar (rund 3 bis 3,50 Euro) losgeschlagen werden, wie das Unternehmen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Hongkong mitteilte. Die Angebotsfrist solle bereits am Mittwoch starten und der genaue Zuteilungspreis dann am 23. September festgelegt werden, die Aktie selbst erstmalig am 30. September gehandelt werden.

Sony will Halbleitersparte trotz Druck von Investor behalten
Der japanische Elektronikkonzern Sony stellt sich gegen eine Investoren-Forderung nach einer Abspaltung des Halbleitergeschäfts. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, dass der Erhalt der Sparte die beste Strategie sei, um den Unternehmenswert langfristig zu steigern, hieß es am Dienstag in einem Brief des Vorstandsvorsitzenden Kenichiro Yoshida an die Aktionäre. Mittel- bis langfristig dürften die aus der Sparte generierten Mittel denn auch die darin nötigen Investitionen tragen.

WeWork verschiebt Milliarden-Börsengang
Der Büroraum-Anbieter WeWork wird erst später an die Börse gebracht als zunächst geplant. Das Unternehmen erwarte, den Börsengang bis Ende des Jahres vollzogen zu haben, teilte WeWork am Montagabend (Ortszeit) in New York mit. Eigentlich sollte das Debüt nächste Woche stattfinden.

Airbus-Chef: Werden Auslieferungen zunächst nicht weiter erhöhen
Der europäische Flugzeugbauer Airbus will nach Angaben von Chef Guillaume Faury seine Flugzeugauslieferungen in den kommenden zwei Jahren nicht weiter steigern. Airbus werde 2020 und 2021 zahlenmäßig eine Pause einlegen, weil die Komplexität der Produktion durch neue Modelle zunehme, sagte Faury der "Welt" (Dienstagsausgabe). In diesem Jahr seien 880 bis 890 Auslieferungen das Ziel, so Faury.

Kreise: Cancom denkt über Offerten möglicher Käufer nach
Der Cloud-Spezialist Cancom und sein größter Anteilseigner denken Insidern zufolge nach Übernahmeinteresse von mehreren Seiten über ihre Möglichkeiten nach. Es habe in den vergangenen Monaten mehrere Gespräche mit Interessenten über eine mögliche Übernahme gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Das Interesse sei aber wieder abgekühlt, nachdem der Kurs der Cancom-Aktie angefangen habe zu steigen.

Merkel will Rüstungsexportstopp gegen Saudi-Arabien fortführen
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht derzeit keine Grundlage für eine Aufhebung des Rüstungsexportstopps gegen Saudi-Arabien. "Ich sehe im Augenblick keine Voraussetzung für eine veränderte Haltung der Bundesregierung", sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin auf die Frage, wie sie zu einer Verlängerung des in wenigen Tagen auslaufenden Exportstopps stehe.

Hochtief-Tochter Cimic baut Metro-Station in Sydney
Die australische Hochtief-Tochter Cimic hat einen neuen Metro-Auftrag an Land gezogen. Die Cimic-Tochter CPB Contractors werde die Sydney Metro City & Southwest Pitt Street Station bauen, teilte Cimic am Dienstag mit. Mit dem Bau der Metro-Station, die zu Australiens größtem öffentlichen Transport-Projekt gehöre, werde das Unternehmen einen Umsatz von rund 463 Millionen australischen Dollar (288 Mio Euro) generieren. Die Arbeiten an der Station sollen im kommenden Jahr beginnen und 2023 abgeschlossen sein.

rtr/dpa-AFX/iw