Vor der langen Osterpause haben sich die europäischen Anleger am Gründonnerstag von den Aktienmärkten zurückgezogen. Der Dax fiel um 1,3 Prozent auf 9892 Punkte, nachdem er am Mittwoch erstmals seit Anfang Januar über der 10.000-Punkte-Marke geschlossen hatte. "Die erneut nachgebenden Ölpreise und die Unsicherheit über die künftige Geldpolitik der Fed lassen keine echte Feiertagslaune aufkommen", sagte ein Händler. Viele Anleger scheuten das Risiko und machten Kasse. Der EuroStoxx50 büßte 1,6 Prozent auf 2994 Zähler ein. An der Wall Street lagen Dow Jones & Co am Nachmittag ebenfalls im Minus.

Sorgenfalten verursachte die neuerliche Talfahrt der Ölpreise. Ein überraschend hoher Anstieg der Ölbestände in den USA drückte den Preis für Nordseeöl der Sorte Brent um drei Prozent bis auf 39,24 Dollar je Fass (159 Liter). Auch die US-Notenbank Fed sorge für Unsicherheit, sagten Händler. Nachdem in der vorigen Woche die Währungshüter noch behutsame Zinserhöhungen angekündigt hatten, häufen sich nun die Stimmen der Notenbanker, die die Märkte auf eine Zinserhöhung schon im April vorzubereiten schienen. In dasselbe Horn stieß am Donnerstag der Präsident der Fed-Filiale von St. Louis, James Bullard. Es könne sein, dass eine Zinsanhebung nicht weit entfernt sei, sagte er. "Die ständigen Kurswechsel der US-Notenbank helfen nicht gerade dabei, Vertrauen oder zumindest etwas Planungssicherheit für die Investoren zu schaffen", fasste CMC-Markets-Analyst Andreas Paciorek zusammen.

BANKEN- UND STAHLWERTE UNTER DRUCK



Im Dax blieben die Aktien der Deutschen Bank mit einem Abschlag von 3,6 Prozent unter Druck. Am Dienstag hatte Deutschlands größtes Geldhaus die Anleger auf ein schlechtes Quartal eingestimmt. Die Titel der Schweizer Credit Suisse verloren vier Prozent. Analysten sprachen von großer Verunsicherung nach den Zahlen vom Vortag.

Im Windschatten von Kursverlusten bei ArcelorMittal fielen europäische Stahlaktien: Die Titel des Branchenprimus rutschten in Amsterdam bis zu acht Prozent auf 3,46 Euro ab. ThyssenKrupp verloren vier Prozent, Salzgitter knapp fünf, Outokumpu und Voestalpine bis zu 4,3 Prozent.

GELDAUTOMATENHOCHZEIT DIEBOLD-WINCOR GLÜCKT DOCH NOCH



Schwer hatten es zudem Aktien der Modebranche: die britische Next warnte, das Geschäftsjahr 2016/17 könne wegen trüber Konjunkturaussichten das härteste seit 2008 werden. Next brachen um mehr als vierzehn Prozent ein. Auch die Insolvenz der Modefirma Steilmann sorgte für lange Gesichter: Die Aktien der in keinem großen Index gelisteten Firma, die erst seit Herbst an der Börse sind, stürzten auf 21 Cent von 2,37 Euro am Mittwochabend ab - ein Wertverlust von mehr als 90 Prozent. Seinerzeit waren die Papiere noch zu 3,50 Euro platziert worden. Die Aktien von Steilmann-Großaktionär Adler brachen um bis zu zehn Prozent auf 8,10 Euro ein. In Sippenhaft genommen wurden die im SDax notierten Titel von Gerry Weber, die 4,4 Prozent verloren.

Ein Happy End gab es hingegen bei der Übernahme des Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf durch den US-Konkurrenten Diebold. Am Ende der Annahmefrist erreichten die Amerikaner die erforderliche Annahmequote für ihr Angebot. Das katapultierte Wincor-Aktien um 23 Prozent nach oben auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 54,32 Euro. Diebold-Aktien gewannen 7,3 Prozent.

Reuters