WIE SIEHT DER ZEITPLAN AUS?

Bereits begonnen haben die Aufsichtsbehörden mit einem intensiven Bilanzcheck (Asset Quality Review, AQR) und einer Risikoanalyse der größten Häuser in der Euro-Zone. Die AQR soll bis Juni abgeschlossen sein. Parallel wollen die Aufseher ab Mai in einem Stresstest herausfinden, wie die wichtigsten Banken in der EU für eine künftige Krise gewappnet sind. Bevor der Stresstest beginnt, können sich die Banken im Frühjahr zu der nun vorgeschlagenen Methodik äußern. Die zwei dem Test zugrunde gelegten Szenarien - ein Basisszenario und ein Stressszenario - sollen laut EBA im April zusammen mit der Methodik veröffentlicht werden.

WAS WIRD VON DEN BANKEN VERLANGT?

Zwar stehen manche Details noch nicht fest oder liegen im Ermessen nationaler Aufseher. Grundsätzlich wird von den Banken verlangt, dass sie auch in einer Krise ein hartes Kernkapital von mindestens 5,5 Prozent vorweisen, um sich gegen massive Verluste zu schützen. Dies gilt für das so genannte adverse Szenario, also der Simulation des schlimmsten Falls. Im Basisszenario wird eine Kernkapitalquote von mindestens acht Prozent erwartet. Beim vergangenen Test im Jahr 2011 wurde "unter Stress" eine Mindestkapitalquote von lediglich fünf Prozent verlangt.

Beim neuen Stresstest steigt zudem der Druck im Kessel der Banken über den Zeitablauf von drei Jahren, der in den Szenarien untersucht wird: Während dieser Zeit werden nämlich die Anforderungen an die Qualität des harten Kernkapitals strenger, ganz so wie es bei den neuen Kapitalregeln (Basel III) auch sein wird. Sie werden auch von Jahr zu Jahr schärfer.

WIE SIEHT DER "STRESS" FÜR DIE BANKEN KONKRET AUS?

Auch wenn die beiden Szenarien für den Stresstest noch nicht veröffentlicht wurden, steht fest, dass die Banken mit allen wichtigen Risiken konfrontiert werden: einem kräftigen Konjunkturabschwung, Turbulenzen an den Finanzmärkten, einem Verfall der Staatsanleihekurse, Problemen bei der Refinanzierung und auf den Verbriefungsmärkten.

WIE WERDEN STAATSANLEIHEN BEWERTET?

Staatsanleihen können nach geltender Rechtslage von den Banken als "risikolose" Anlagen bewertet werden. Dass sie es nicht immer sind, hat sich in der jüngsten Euro-Schuldenkrise gezeigt - viele Bonds verloren massiv an Wert. Der Stresstest des Jahres 2011 galt an den Finanzmärkten alleine schon deswegen als ungenügend, weil die zu diesem Zeitpunkt durchaus reale Gefahr eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone zum Tabu erklärt worden war. Daher wurden keine Abschläge auf die Anleihe-Kurse unterstellt. Beim aktuellen Stresstest wollen die Aufseher strenger vorgehen und Risiken für die Staatsanleihen-Portfolios der Banken simulieren.

Dabei steckt der Teufel im Detail: Staatsanleihen, die von den Instituten bis zur Fälligkeit im so genannten Bankbuch gehalten werden, können diese weiter nach ihren eigenen Methoden bewerten. Nach geltender Rechtslage dürfen sie diese weiter als weitgehend risikolos einstufen. Allerdings können die nationalen Behörden hier eingreifen. Staatsanleihen im so genannten Handelsbuch, also jene Papiere, die nur kurz gehalten werden und dann wieder verkauft werden sollen, müssen dagegen zu Marktpreisen bewertet werden.

WELCHE DEUTSCHE BANKEN MÜSSEN TEILNEHMEN?

Aus Deutschland sind es 23 Institute (nach Größe der Bilanzsumme): Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, LBBW, BayernLB, NordLB, Helaba, NRW.Bank, HSH Nordbank, Dekabank, LBB, Hypo Real Estate, WGZ Bank, Landwirtschaftliche Rentenbank, L-Bank, KfW Ipex-Bank, Aareal Bank, Haspa, Volkswagen Bank, Apobank, Münchener Hyp, Wüstenrot & Württembergische und die IKB.

Die deutsche SEB-Tochter, die beim Bilanz-Check der EZB zu den deutschen Banken gezählt wird, ist nicht dabei, weil der Stresstest nicht nur die Euro-Zone betrifft, sondern EU-weit läuft. Der SEB-Konzern kommt aus dem Nicht-Euro-Land Schweden. Laut EBA wurden die Teilnehmer an dem Stresstest so ausgewählt, dass in jedem Land die Hälfte des nationalen Bankensektors repräsentiert ist.

WIRD ES NATIONALE BESONDERHEITEN GEBEN?

Die nationalen Aufseher können auf die Stress-Szenarien der EBA noch zusätzliche Anforderungen aufsetzen. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass in einzelnen Ländern ganz spezifische Probleme in den Bankbilanzen lauern. So dürften etwa einige deutsche Banken wegen ihres großen Engagement in der dümpelnden Schifffahrtsbranche von den deutschen Aufsehern mit zusätzlichen Anforderungen konfrontiert werden. In Spanien könnten beispielsweise Risiken am Immobilienmarkt eine besonders große Rolle spielen.

WANN GIBT ES DIE ERGEBNISSE?

EBA und EZB wollen im Oktober ein Ergebnis bekanntgeben, das Bilanzprüfung und Stresstest zusammenfasst. Zwischenergebnisse gibt es nicht. Die Aufseher nehmen damit in Kauf, dass am Finanzmarkt immer wieder Spekulationen über das Abschneiden einzelner Banken ins Kraut schießen dürften.

SIND UNANGENEHME ÜBERRASCHUNGEN DENKBAR?

Natürlich weiß heute noch niemand, welche Ergebnisse der Stresstest und die Bilanzprüfung haben werden - noch nicht einmal die teilnehmenden Banken. Analysten und Forscher überbieten sich derzeit aber mit Schätzungen und Studien, wieviel Kapital den Banken fehlt. Die meisten Prognosen erwarten Kapitallöcher im dreistelligen Milliardenbereich, eine Studie prognostiziert, dass bis zu 770 Milliarden Euro fehlen.