BÖRSE ONLINE verrät, was dieses Trio zu den nachhaltigsten MDAX-Dividendenaktien macht und wie diese Titel in Sachen Bewertung. Charttechnik und Strategie zu bieten haben.

Auf Basis der erwarteten Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2021 sowie die Jahre danach liegt die laufende Rendite zahlreicher Aktien nach wie vor markant über den aktuellen Negativ-Renditen von Bundesanleihen, aber auch klar oberhalb der Rendite anderer Euro-Staatsanleihen ordentlicher Bonität oder von Corporates mit Investmentgrade-Qualität.

Das spricht theoretisch für die Anteilsscheine von Unternehmen, die Ausschüttungen vornehmen. Eine hohe laufende aktuelle Dividendenrendite genügt als alleiniges Kriterium zur Selektion von Einzeltiteln jedoch nicht, erklärt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer Publikation mit dem Titel "Dividendenmodell September 2021".

Wichtig ist zudem die Fähigkeit, hohe Dividenden auch nachhaltig ausschütten zu können, heißt es vielmehr. Im hauseigenen Dividendenmodell haben die zuständigen Analysten daher als weitere Säule eine Reihe von Faktoren berücksichtigt, die auf die ökonomische Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen abzielen.

Der Fokus liegt dabei auf einer nachhaltigen und attraktiven Dividendenausschüttung. Zudem sind eine gute Bonität, hohe Ertragskraft und solides Wachstum wichtige Zusatzkriterien. Die Erstellung der quartalsweise aktualisierten Rangliste erfolgt mit Hilfe eines Multi-Faktoren-Ansatzes. Der Score für jeden Inputfaktor bewegt sich zwischen 0 und 100.

Diese bestehen aus der erwarteten Dividendenrendite für das Gesamtjahr 2021 (Ausschüttung in der Regel im Jahr 2022), den Dividendensenkungen und den Dividendenerhöhungen jeweils im Zeitraum 2012 - 2021. Berücksichtigung findet auch die durchschnittliche Dividendendeckung, das Gewinnwachstum je Aktie und die Ergebnisschwankungen je Aktie, erneut jeweils für den Zeitraum 2012 - 2021. Die Dividendenrendite fließt mit einer Gewichtung von 50 Prozent in das Scoring-Modell ein, die anderen fünf Kriterien sind für die anderen 50 Prozent verantwortlich.

Eine Rangliste im Rahmen des Dividendenmodells erstellt die LBBW auf für den MDAX, der die Entwicklung der 50 größten Unternehmen widerspiegelt, die hinsichtlich Marktkapitalisierung und Orderbuchumsatz auf die 40 Unternehmen des DAX folgen. In der zweiten Reihe des deutschen Kurszettels fallen die Dividendenrenditen im Schnitt zwar fast schon traditionell etwas geringer aus als beim DAX. Es gibt aber auch im MDAX einige sehr interessante Dividendenzahler.

Die LBBW weist als die drei nachhaltigsten Ausschütter unter den MDAX-Vertretern auf den Plätzen eins bis drei die Unternehmen Freenet, TAG Immobilien und Fuchs Petrolub aus. Wir unterziehen das Trio nachfolgend dem BÖRSE ONLINE-Anlage-Check, dass neben den Resultaten aus der LBBW-Dividenden-Analyse Überlegungen zur Bewertung, der Charttechnik und der Firmenstrategie umfasst.

Fuchs Petrolub-Aktie



Dividendenrendite 2021e: 2,53 Prozent
Dividende für 2021e: 1,03 Euro
Dividendendeckung: 51 Punkte
Rendite: 72 Punkte
Dividendensenkungen: 100 Punkte
Dividendenerhöhungen: 100 Punkte
Gewinnwachstum je Aktie: 27 Punkte
Schwankungen Gewinn je Aktie: 100 Punkte
Gesamt: 73,1 Punkte


Unter den Top-3 der nachhaltigsten MDAX-Dividendenzahler sind bei der aktuellen Berechnung des LBBW-Dividendenmodells die Aktien von Fuchs Petrolub auf Platz drei zu finden. Vor allem beim Gewinnwachstum hat dieser Titel zwar Schwächen, aber bei den Kriterien Dividendensenkungen und Dividendenerhöhungen sowie Gewinnschwankungen gibt es dafür jeweils die volle Punktzahl von 100 Zählern.

Bewertung: Fuchs Petrolub hat die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2020 von 0,97 Euro auf 0,99 Euro je Aktie erhöht. Geht es nach dem Analystenkonsens, dann fließen für das Geschäftsjahr 2021 um vier Cent höhere 1,03 Euro je Anteilsscheine an die Aktionäre. Und in den beiden nachfolgenden Jahren sollen daraus sogar 1,08 bzw. 1,12 Euro werden. Auf Basis des Aktienkurses vom Mittwoch errechnen sich für die Jahre 2021 bis 2023 Dividendenrenditen von 2,53 Prozent, 2,65 Prozent und 2,75 Prozent.

Beim Ergebnis je Aktie sehen die durchschnittlichen Analystenschätzungen in diesem Jahr eine Verbesserung von 1,58 Euro auf 1,82 Euro vor. Die Prognosen für die beiden kommenden Jahre gehen von weiteren Anstiegen auf 2,00 Euro und 2,20 Euro je Anteilsschein aus. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 18,5.

Nach einer Präsentation des Finanzvorstands von Fuchs Petrolub bei der 10. Investment-Konferenz von Baader Helvea sprachen die dortigen Analysten davon, dass die aktuelle Bewertung beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA mit einem Multiplikator von zehn bis elf nicht teuer sei.

Zudem hieß es, der Finanzvorstand habe sich zuversichtlich zum kurz- und mittelfristigen Geschäftsumfeld geäußert. Das dritte Quartal könnte trotz der Probleme von Autozuliefererkunden von Fuchs Petrolub erneut gut ausfallen. Es gebe bei Gewinnen, Marge und freiem Cashflow in den kommenden Jahren Potenzial nach oben.

Die Kapitalintensität des Unternehmens werde nach dem hohen Investitionsprojekt sinken und die Rendite auf das eingesetzte Kapital hin zu dem vorherigen Niveau von über 30 Prozent steigen, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones aus einer Studie von Baader Helvea.

Charttechnik: Langfrist-Investoren hatten bei Fuchs Petrolub von März 2000 bis Juni 2017 eine tolle Zeit. Stieg der Kurs da doch von 0,80 Euro auf 51,57 Euro. Damit zählte man mit zu den besten Aktien, die der deutsche Aktienmarkt in dieser Periode zu bieten hatte.

Allerdings ist seit dem zuletzt genannten Schlussrekordhoch die Luft raus, wobei das einherging mit einer Unterbrechung der früher üblichen Umsatz- und Gewinnexpansion. Im Zuge der allgemeinen Coronavirus-Baisse ging es im März 2020 sogar bis auf 26,86 Euro nach unten. Insgesamt ist für die vergangenen drei Jahre aber ein Seitwärtstrend zu konstatieren, der auch aktuell noch Bestand hat. Die charttechnische Ausgangslage ist somit nicht besser als neutral.

Aufstellung/Strategie: Fuchs Petrolub ist ein in Deutschland ansässiger, global operierender Konzern, der weltweit Schmierstoffe und verwandte Spezialitäten herstellt und vertreibt. 1931 als Familienunternehmen in Mannheim gegründet steht man heute auf der Weltrangliste der unabhängigen Anbieter auf Platz 1. Unter dem Dach von Fuchs Petrolub firmieren 58 operative Gesellschaften mit nahezu 6.000 Mitarbeitern in 50 Ländern. Die nach Umsatz wichtigsten Regionen für Fuchs sind Westeuropa, Asien und Nordamerika mit den Geschäftsschwerpunkten Industrie- und Kfz-Schmierstoffe.

Die Gesellschaft konzentriert sich zu 100 Prozent auf Schmierstoffe und verwandte Spezialitäten - seit über 85 Jahren. Mit mehr als 10.000 Produkten bietet man den Kunden ein Vollsortiment an Schmierstoffen, das anspruchsvolle nationale und internationale Standards erfüllt. Das Produktportfolio gliedert sich in die Kernkategorien Automotive und Industrieschmierstoffe, Schmierfette, Metallbearbeitungsflüssigkeiten sowie Schmierstoffe für Spezialanwendungen. Vervollständigt wird das Produktprogramm durch ein umfassendes Angebot technischer und prozessbezogener Serviceleistungen.

Man reklamiert die Technologieführerschaft in wichtigen Geschäftsfeldern für sich. Dabei geht es den Angaben zufolge nicht nur um Effektivität und Effizienz, um Sicherheit und Zuverlässigkeit, sondern auch um die Nachhaltigkeit der Schmierstoffe von ihrer Gewinnung bis zu ihrer Entsorgung. Aktuell gibt es mehr als 600 laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die darauf zielen, optimale Antworten auf die Bedürfnisse der Kunden zu geben.

Das Unternehmen hat sich bis zum Jahr 2025 klare Ziele gesteckt. Dazu gehören ein nachhaltiges Umsatzwachstum bei operativer Exzellenz und 15 Prozent EBIT-Marge mit entsprechendem Anstieg des FVA (dabei handelt es sich um die zentrale Führungskennzahl des Gesamtkonzerns, der auf Ertrag und Kapitaleinsatz abstellt).

Weitere Vorgaben sind eine bessere Marktdurchdringung durch Marktsegmentierung, Technologieführerschaft in den Zielsegmenten bis 2025 sowie ein überproportionales Wachstum in Asien-Pazifik & Amerika. Letzteres hat sicherlich damit zu tun, dass sich der größte und am schnellsten wachsende regionale Schmierstoffmarkt in Asien-Pazifik befindet. Darüber hinaus will man der Arbeitgeber der Wahl für bestehende und zukünftige Mitarbeiter sein und CO2-neutrale Produkte "cradle-to-gate" bis 2025 produzieren.

Fazit: Fuchs Petrolub ist ein solide geführtes Unternehmen. Das Chartbild signalisiert allerdings kurzfristig nicht zwingend Kursdynamik, die Stellung als verlässlicher Dividendenzahler ist aber bis auf weiteres gesichert.



TAG Immobilien-Aktie



Dividendenrendite 2021e: 3,59 Prozent
Dividende für 2021e: 0,92 Euro
Dividendendeckung: 49 Punkte
Rendite: 82 Punkte
Dividendensenkungen: 100 Punkte
Dividendenerhöhungen: 100 Punkte
Gewinnwachstum je Aktie: 29 Punkte
Schwankungen Gewinn je Aktie: 52 Punkte
Gesamt: 74,4 Punkte


Mit 74,4 Punkten hat TAG Immobilien bei den nachhaltigsten Dividendenzahlern aus dem MDAX in der aktuellen Ausgabe des LBBW-Dividendenmodells Platz zwei erobert. Der Podestplatz ist einer jeweils vollen Punktzahl bei den Dividendensenkungen und Dividendenerhöhungen zu verdanken, Verbesserungspotenzial besteht dagegen beim Gewinnwachstum.

Bewertung: Die Dividende ist bei TAG im Vorjahr von 0,80 Euro auf 0,88 Euro je Aktie gestiegen. Der Analystenkonsens kalkuliert für 2021 mit einer weiteren Anhebung um 0,04 Euro auf 0,92 Euro. Das deckt sich mit den Vorgaben des Unternehmens. Bis zum Jahr 2025 rechnen Analysten im Schnitt mit stetig steigenden Zahlungen. Auf Basis der für 2025 erwarteten Ausschüttung von 1,17 Euro je Aktie errechnet sich eine geschätzte Dividendenrendite von 4,57 Prozent.

Den Gewinn je Aktien sieht die Berenberg Bank im Geschäftsjahr 2021 von 2,81 Euro auf 3,38 Euro steigen. Für 2022 geht man von einem Rückgang auf 2,21 Euro aus und für 2023 von einem Wiederanstieg auf 2,35 Euro je Anteilsschein. Das KGV ist demnach moderat, es fehlt aber auch an nachhaltiger Gewinndynamik. Den angepassten Nettoinventarwert je Aktie taxiert die Berenberg Bank für die Geschäftsjahre 2021 bis 2023 auf 24,79 Euro, 26,16 Euro und 27,68 Euro.

Quelle: Factset, https://www.boerse-online.de/ Nach Einschätzung der Berenberg Bank hat TAG eine starke Erfolgsbilanz bei der Verbesserung der Auslastung und des Mietniveaus in Wohnimmobilienportfolios vorzuweisen. Das Unternehmen sei eine der ersten börsennotierten Wohnimmobiliengesellschaften gewesen, die in Ostdeutschland investiert habe, und sei vor kurzem in Polen eingetreten, um ein Development-to-hold-Portfolio aufzubauen. Die Ausschüttungsquote auf den FFO I als bereinigten Reingewinn liege traditionell bei 70-75%.

Mit Blick auf die Risiken heißt es von Seiten der deutschen Privatbank, im Vergleich zu den meisten Wettbewerbern sei TAG stärker in Regionen mit weniger günstigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten engagiert. Zudem könnten sich die deutschen Vorschriften für den Wohnungsbau weiter verschärfen. Als Kursziel nennt die Berenberg Bank 30,00 Euro.

Charttechnik: Die Aktien von TAG Immobilien hatten von Februar 2001 bis Februar 2009 eine schlimme Zeit. Fiel damals doch der Kurs von 46,73 Euro auf 1,13 Euro. Das frühere Rekordhoch konnte bis heute zwar nicht zurückerobert werden, seit dem zuvor genannten Rekordtief ist es aber gelungen, einen recht stabilen Aufwärtstrend herauszubilden. Das dabei erzielte Zwischenhoch stammt mit 29,09 Euro auf Schlusskursbasis vom 12. August 2021. Seitdem korrigiert der Titel, der übergeordnete Aufwärtstrend ist aber nach wie vor intakt.

Aufstellung/Strategie: Die TAG Immobilien AG ist als Immobilienunternehmen aktiv. Der Fokus liegt auf der Akquisition, der Entwicklung und der Bewirtschaftung von Wohnimmobilien, vor allem im Norden und Osten Deutschlands und seit dem Geschäftsjahr 2020 auch in Polen. Der dortige Mietwohnungsmarkt ist wie es heißt durch ein Angebotsdefizit gekennzeichnet und biete attraktive Cash-Renditen. Die Hauptstandorte befinden sich in den Großräumen Hamburg und Berlin, in den Regionen Salzgitter und Thüringen/Sachsen sowie in Nordrhein-Westfalen.

Zum Ende des ersten Halbjahres 2021 umfasste das Portfolio rund 88.300 Einheiten in Deutschland und gut 11.900 Einheiten in Polen. Das Geschäftsprinzip lautet, such auf Regionen zu konzentrieren, die positive wirtschaftliche Wachstums- und Entwicklungsdaten aufweisen, stabile Mieteinnahmen erwarten lassen und daher ein hohes Wertschöpfungspotenzial besitzen. Bei Ankaufsentscheidungen steht laut Vorstand die Nutzung von Synergien im Vordergrund.

Das vorgegebene Ziel besteht aus der nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes. Dies erreicht man nach eigenen Angaben unter anderem durch den strategischen Ausbau und die Wertsteigerung des Wohnimmobilienportfolios. Außerdem ist man bestrebt, für eine gesunde Rentabilität der Bestände zu sorgen, um Investoren fortwährend eine attraktive Anlageklasse zu bieten.

Allgemein versteht sich die TAG in erster Linie als langfristiger Bestandhalter. Sehr wohl gehören aber auch Verkäufe von kleineren Wohnportfolios zur Strategie. Das durch die Verkäufe freigesetzte Eigenkapital soll es dabei ermöglichen, in Objekte in den Kernregionen der TAG mit einer höheren Anfangsrendite zu reinvestieren. Das bezeichnet der Vorstand als das Prinzip des Kapitalrecyclings.

Fazit: TAG Immobilien betreibt ein offensichtlich funktionierendes Geschäftsmodell. Allerdings fehlt es laut Schätzungen an nachhaltiger Ergebnisdynamik. Damit spricht momentan vorerst primär die Aussicht auf stetig steigende Dividendenzahlungen für diesen Titel.



Freenet-Aktie



Dividendenrendite 2021e: 7,29 Prozent
Dividende für 2021e: 1,65 Euro
Dividendendeckung: 76 Punkte
Rendite: 98 Punkte
Dividendensenkungen: 66 Punkte
Dividendenerhöhungen: 70 Punkte
Gewinnwachstum je Aktie: 28 Punkte
Schwankungen Gewinn je Aktie: 80 Punkte
Gesamt: 82,1 Punkte


Den ersten Platz im aktuellen LBBW-Dividendenmodell für die MDAX-Vertreter hat Freenet inne. Am meisten zur Gesamtpunktzahl von 82,1 Punkten trägt die erwartete hohe Dividendenrendite mit 98 Punkten bei. Als negativer Ausreißer nach unten erweist sich das Kriterium Ergebniswachstum mit nur 28 Zählern.

Bewertung: Die Prognose zur Dividenden sieht laut Analystenkonsens für 2021 eine Anhebung der Zahlung von 1,50 Euro auf 1,53 Euro je Aktie vor. Für die Jahre 2022 bis 2025 sollen 1,55 Euro, 1,54 Euro, 1,49 Euro und 1,40 Euro fließen. Trotz der Erwartungshaltung, dass es mit den Zahlungen mittelfristig etwas nach unten geht, ergeben sich sehr ansehnliche Renditen.

Beim Gewinn je Aktie rechnen Analysten im Schnitt für 2021 mit 1,71 Euro. Auf dieser Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von gut 13. Insgesamt ist damit die Bewertung als vorteilhaft einzustufen.

Letzteres sieht man auch bei der Berenberg Bank ähnlich. Denn die dortigen Analysten erhöhten in dieser Woche ihr Kursziel von 26,00 Euro auf 27,00 Euro. Zur Begründung heißt es, die Aktie biete einen hervorragenden Wert mit einer hohen Dividendenrendite, einem Multiplikator von unter zehn beim operativen freien Cashflow (Sektor: 14) und einer unverschuldeten freien Cashflow-Rendite von mehr als acht Prozent (Sektor: 4,5 Prozent) für ein Unternehmen mit wachsenden Cashflows.

Die hauseigenen EBITDA-Schätzungen liegen den Angaben zufolge bis 2024 um zehn Prozent und die Schätzungen zum Gewinn und zur Dividende je Aktie um 15 Prozent höher als der Konsens. Diese Prognosen spiegelten vorerst nur die für 2022 geplanten Kosteneffizienzen wider und berücksichtigten nicht die positiven Auswirkungen des EBITDA-Wachstums im Mobilfunkbereich, das sich aus dem Abschluss einer Vereinbarung über eine Zugang zum Festnetz ergeben werde (im Vergleich zum Konsens, der einen Rückgang erwarte).

Charttechnik: Das langfristige Chartbild bei Freenet ist geprägt von einem scharfen Kurseinbruch von März 2000 bis Oktober 2002 sowie von einem in den vergangenen Jahren vorherrschenden breiten Seitwärtstrend. Der Titel handelt dadurch nicht höher als bereits 2014 und auch nicht über bereits in den Jahren 2007 oder 1998 gültigen Notierungen.

Immerhin ist es dem Titel aber gelungen, sich vom Vorjahrestief von 13,94 Euro deutlich nach oben hin abzusetzen. Zudem ist man dicht dran am diesjährigen Jahreshoch von 22,76 Euro und ein Sprung über diese Marke würde den seit Mitte 2020 aufgebauten Aufwärtstrend als völlig intakt untermauern.

Aufstellung/Strategie: Die Freenet Group ist laut DZ Bank der größte netzunabhängige Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Daneben etabliert sich der Konzern im Bereich Digital Lifestyle als Anbieter von Lösungen für den Haushalt des Kunden, welche zur Telekommunikation nicht unmittelbar in Bezug stehen müssen.

Die Gruppe versteht sich selbst als Digital-Lifestyle-Provider. Der Digital-Lifestyle umfasst dabei wie es heißt insbesondere die Themen Telekommunikation, TV, Internet und mobile Endgeräte sowie alle Services, Anwendungen und Geräte, die mit mobilen Endgeräten verbunden bzw. über ein intelligentes Gerät gesteuert oder genutzt werden können. Mit einem konsequent am Kunden und deren Bedürfnissen ausgerichteten Geschäftsmodell gehört man mit knapp 8,6 Millionen Abokunden zu den führenden Marktteilnehmern in Deutschland.

Der Vorstand nennt folgende Argumente, die zugunsten der Aktien des eigenen Unternehmens sprechen: Ein bewährtes Geschäftsmodell, das Stabilität und Wachstum vereint, ein langfristiges und nachhaltiges Kerngeschäft mit signifikantem Marktanteil sowie gute Wachstums-Chancen im Bereich TV und Medien. Zudem verweisen die Verantwortlichen auf eine hohe Cash Conversion Rate (EBITDA zu freiem Cashflow), eine freie Cashflow orientierte und gedeckte Dividendenpolitik sowie auf ein erfahrenes Management.

Die verfolgte Strategie sieht Wachstum durch kontinuierliche Optimierung und Erweiterung des Produkt- und Serviceportfolios im Bereich Digital Lifestyle vor, unter konsequenter Nutzung bestehender Stärken und Kompetenzen sowie bestehender und neuer Vertriebskanäle.

Die DZ Bank bezeichnet das Geschäftsmodell von Freenet als robust und man erwartet auch zukünftig eine stabile Geschäftsentwicklung mit hohen freien Cashflows. Die Bilanz des Unternehmens sei solide und die Dividendenrendite gehöre zu den höchsten im HDAX.

In der bereits zuvor erwähnten aktuellen Studie der Berenberg Bank zu Freenet verweisen die Analysten darauf, dass auf der hauseigenen Unternehmenskonferenz der Privatbank in München das Management jüngst ein zuversichtlicheres und positiveres Update zur aktuellen Performance und den mittelfristigen Aussichten der Gruppe gab, als man es selbst erwartet habe, obwohl man mit den eigenen Schätzungen bereits über dem Konsens gelegen habe.

Insbesondere sei das Unternehmen zuversichtlich, dass das bereits starke Ergebnis des Jahres 2021 durch ein noch besseres Ergebnis im Jahr 2022 ergänzt werden könne. Die für November 2021 geplante Kapitalmarkttagung, auf der die mittelfristigen Ziele des Unternehmens vorgestellt werden sollen, berge das Potenzial für eine positive Ergebnis- und Dividendenüberraschung.

Fazit: Die Freenet-Aktien sind, sofern die diesbezüglichen Schätzungen aufgehen, aufgrund der damit einhergehenden üppigen Renditen ein gefundenes Fressen für Dividendenjäger. Zumal die Charttechnik derzeit auch eher für mittelfristige Kursgewinne als für Kursverluste spricht.