Es ist fast wie eine Epidemie: Immer mehr Kliniken und Krankenhäuser rutschen in die roten Zahlen. Laut Deutschem Krankenhausinstitut schrieb 2012 schon jedes zweite deutsche Hospital Verluste. Ähnliche Tendenzen gibt es in den staatlichen Gesundheitssystemen der meisten westlichen Länder. In der Praxis heißt das: Striktes Sparen ist angesagt.

Diagnostik

Da sich Krankheiten am günstigsten behandeln lassen, wenn sie möglichst früh diagnostiziert werden, spielt die Früherkennung eine zentrale Rolle in der künftigen Gesundheitsversorgung. Hier kommen Diagnostika ins Spiel. Zu den wachstumsstärksten Bereichen zählt die molekulare Diagnostik, mit der sich Krankheitsauslöser identifizieren lassen. Beispiele dafür sind die von Qiagen entwickelten Tests auf Tuberkulose oder Humane Papillomaviren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen.

In der Krebsdiagnose kann bei einzelnen Tumorarten dank der Fortschritte in der Genomsequenzierung mittlerweile festgestellt werden, welche Tumortypen bei bestimmten Personen am wahrscheinlichsten auftreten werden. Pioniere hier sind die beiden US-Firmen Illumina und Genomic Health. Damit befindet sich die Onkologie auf dem Weg zur personalisierten Medizin: Immer mehr Krebsmittel werden nur noch in Verbindung mit begleitenden Diagnoseuntersuchungen - Fachbegriff "Companion Diagnostics" - zugelassen.

Schwieriger ist die Lage dagegen auf dem Markt für die Diagnostik von Krankheiten aus Blut- und Gewebeproben, die sogenannte In-vitro-Diagnostik. "Bedingt durch den Sparkurs im Gesundheitswesen, insbesondere in Europa, geht der Trend hin zu immer größeren Laboren. Das erschwert den Diagnostikafirmen, ihre Preissetzungsmacht gegenüber Kunden, Krankenhäusern und Krankenkassen durchzusetzen", sagt Daniel Wendorff, Analyst bei der Commerzbank. Zugleich sieht er molekulare Diagnostik und Companion Diagnostics als die beiden Bereiche, in denen Pharmafirmen oder Weltkonzerne wie General Electric auf der Suche nach Übernahmeobjekten wie Qiagen sind. Zugleich stellt mit Johnson & Johnson einer der großen In-vitro-Anbieter die komplette Sparte zum Verkauf.

Einen weiteren Wachstumsmarkt sieht Stefan Blum, Portfoliomanager bei BB Medtech, bei den Analysegeräten, die in ambulanten Krankenstationen eine schnelle, effiziente und zugleich kostengünstige Überprüfung ermöglichen. Für Blum müssen erfolgreiche Diagnostikprodukte drei Kriterien erfüllen: "Die klinischen Studien müssen belegbar sein. Entscheidend sind zudem die gesicherte Kostenerstattung durch die Krankenkassen und die Aufnahme in die Behandlungsrichtlinien der jeweiligen Ärzteschaften."

Für Anleger gilt auch hier bei der Auswahl der Einzeltitel: Ein gesunder Mix aus Branchenführern und führenden Nischenanbietern verspricht das beste Chance-Risiko-Verhältnis. Erste Wahl ist dabei der Pharmakonzern Roche, dessen Diagnostiksparte in der In-vitro- und in der molekularen Diagnostik für Krebserkrankungen weltweit führend ist.

Bei den Nischenplayern ist Illumina mehr als einen Blick wert, unterstreicht der 2012 gescheiterte Übernahmeversuch durch Roche doch die führende Position der US-Firma in der Genomsequenzierung. Experten erwarten für die kommenden Jahre einen neuen Wachstumsschub. Anleger sollten sich auch nicht von der hohen Bewertung schrecken lassen.

Wer europäische Nischenplayer in der In-vitro-Diagnostik sucht, wird bei Biomérieux fündig. Der Konzern aus Frankreich verfügt über eine breite Palette an klinischen Diagnosetools für Infektionskrankheiten von Salmonellen bis zu Hepatitis C. Diasorin aus Italien glänzt in der molekularen Diagnostik von Leukämie sowie bei Diagnostika von Bluthochdruck und Magen-Darm-Erkrankungen. Wie bei Illumina wird bei Diasorin dank neuer Produkte eine steigende Gewinndynamik erwartet.

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Hospitäler

Für die Klinikbetreiber wirkte die Finanzkrise als Auslöser, um sich praktisch neu zu erfinden. Am weitesten fortgeschritten ist diese Entwicklung in den USA. Um erfolgreich am Markt bestehen zu können, müssen auch bei den Kliniken Preis und Qualität der Behandlung stimmen. "Die Spitäler müssen in der Lage sein, Produkte und Services so günstig wie möglich einzukaufen", beschreibt John Manieri, Portfoliomanager bei Adamant Invest, die Situation im Klinikwesen. "Aber zugleich muss die Qualität bei Behandlung und Operationen stimmen. Aus diesen Faktoren ergibt sich letztlich die Marge."

In diesem Umfeld behaupten sich Klinikketten gut, die sich durch ihre Größe auf mehrere Krankheitsfelder spezialisieren können - und zudem über die nötigen finanziellen Reserven verfügen, um durch Zukäufe weiter zu wachsen. Die Aufgabenverteilung ist klar: Fachärzte nehmen erste Untersuchungen vor, während sich der stationäre Aufenthalt der Patienten auf chirurgische Eingriffe und Spezialtherapien beschränken wird.

In Deutschland ist der DAX-Konzern Fresenius über seine Tochter Helios dabei, zur Nummer 1 unter den Klinikbetreibern aufzusteigen - dank der Übernahme eines Großteils der Krankenhäuser von Rhön- Klinikum. Vorleistungen für Kapazitätsausweitungen und neue medizinische Angebote hat zuletzt auch Mediclin erbracht. Der Klinikdienstleister erwartet für 2013 ein Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau, will in den kommenden Jahren aber die Margen deutlich verbessern. Für Anleger ist die marktenge Aktie ein spekulativer Kick. Wer das Risiko weltweit über den gesamten Gesundheitssektor streuen will, ist bei dem von db X-trackers aufgelegten ETF zum MSCI World Healthcare Index gut aufgehoben.

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