Den Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens gegen Russland bekommt deutsche Autoindustrie immer stärker zu spüren. Volkswagen, Mercedes und BMW haben nicht nur ihre Exporte nach Russland und ihre Produktion in den Werken vor Ort gestoppt. Weil Zulieferteile aus der Ukraine fehlen, insbesondere Kabelbäume, müssen die Konzerne zunehmend auch die Produktion in ihren deutschen Werken unterbrechen. In den vergangenen Jahren hatte sich vor allem der Westen der Ukraine zu einem wichtigen Produktionsstandort für Kabelbäume entwickelt, die nicht so rasch durch andere Zulieferungen ersetzt werden können. So produziert unter anderem der Zulieferer Leoni in zwei Werken in der Ukraine.

Wegen der zunehmenden Ausfälle gerieten am Freitag die Autowerte weiter unter Druck. Die Aktien von BMW, Mercedes, Volkswagen und Porsche lagen rund fünf Prozent im Minus, im Vergleich zur Vorwoche liegen die Verluste bei den deutschen Autoaktien bereits bei rund 15 Prozent.

Dennoch gab es am Freitag von der Deutschen Bank noch eine Kaufempfehlung für die Mercedes-Aktie. Die "furchtbare Situation" durch den Ukraine-Krieg werde zwar die Branche weiter belasten, hieß es in der Studie. Doch das Management sei weiter zuversichtlich, die Aktie bleibe ein "Top-Pick". Ähnlich sehen es die Analysten der RBC Group.

"Sie stolpern von einem Versorgungsloch ins nächste"


Doch auch die Kritik an den deutschen Autobauern wird lauter, insbesondere an der anfälligen Zuliefer-Strategie. "Sie stolpern von einem Versorgungsloch ins nächste", hieß es am Freitag in Branchenkreisen. "Erst Pandemie, dann Chipmangel, und jetzt der Ukraine-Krieg". Die Branche sollte endlich ihre globalen Lieferketten überdenken und auch eine entsprechende Reservehaltung aufbauen.

Wirtschaftsverbände wie der DIHK erwarten, dass die Lieferketten weiter bröckeln. Inzwischen hat die gesamte westliche Autoindustrie die Produktion in Russland bis auf weiteres eingestellt, darunter VW in den Werken Kaluga und Nischni Nowgorod.

ehr