Der Kauf von Siltronic durch den Chipkonzern Globalwafers war vergangene Woche geplatzt, nachdem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die notwendige Genehmigung nicht innerhalb der gesteckten Frist erteilt hatte. Eigentlich hatten sich die beiden Unternehmen sowie WACKER CHEMIE, das fast ein Drittel an Siltronic hält, vor rund einem Jahr auf die Transaktion geeinigt.

Nun steckt der taiwanische Konzern Globalwafers die für den Kauf des deutschen Unternehmens gedachten Milliarden in den Ausbau der Produktion. Bis 2024 sollen rund 3,6 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) investiert werden.

Ein Händler bezeichnete die Investitionssumme als "enorm hoch". Damit könnte es langfristig zu einem Überangebot an Siliziumscheiben (Wafer) kommen, aus denen Mikrochips hergestellt werden. Dann würde die angebotene Menge die Nachfrage übersteigen, was die Verkaufspreise drücken könnte.

Zudem wies der Händler darauf hin, dass Globalwafers nicht mitgeteilt habe, was mit dem von dem Konzern noch gehaltenen Anteil an Siltronic geschehen soll. Er rechnet damit, dass die Taiwanesen diesen wohl irgendwann verkaufen.

Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies hatte kürzlich kommentiert, dass die Siltronic-Papiere zwar kurzfristig schwankungsanfällig bleiben könnte. Denn nicht nur Globalwafers, sondern Investoren, die Siltronic-Aktien nur wegen der erwarteten Übernahme erworben hätten, dürften ihre Anteile nun veräußern. Insgesamt spreche das gute Branchenumfeld aber eigentlich für die Anteilsscheine.

Siltronic baut aktuell eine große Fabrik in Singapur. Mit dieser will das Unternehmen seinen Marktanteil ausbauen. Sollte es ein neues Übernahmeangebot geben, müsste das im aktuellen Umfeld höher ausfallen als die von Globalwafers letztlich gebotenen 145 Euro je Aktie, hatte Siltronic-Chef Christoph von Plotho jüngst der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt.

In einer ersten Offerte Ende November 2020 hatte Globalwafers 125 Euro je Siltronic-Aktie auf den Tisch gelegt. Das Angebot wurde in der Folge zweimal aufgestockt auf schließlich 145 je Aktie Ende Januar 2021.

Damit war bis auf Weiteres die Luft aus den Aktien raus. Die Papiere schafften Ende Januar 2021 lediglich den Sprung auf ein Zwischenhoch bei gut 147 Euro, pendelten den Rest des Jahres aber um die runde Marke von 140 Euro.

Mitte Januar dieses Jahres zeichnete sich dann bereits ab, dass die Übernahme wackelt. Die Anleger reagierten ernüchtert und der Aktienkurs sackte unter 130 Euro. Ein darauf folgender Erholungsversuch bis kurz an die 21-Tage-Durschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschriebt, scheiterte.

Seit Jahresbeginn gerechnet haben die Siltronic-Aktien nunmehr fast ein Viertel an Wert verloren. Der SDax hat in diesem Zeitraum um fast 10 Prozent nachgegeben.

dpa-AFX